Akuthilfe, Vorbeugung & Co.

Hämorrhoiden-Beratung: Mehr als Zäpfchen & Salbe

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Berlin -

Hämorrhoiden gehören noch immer zu den gesellschaftlichen Tabu-Themen – dabei stehen sie für PTA auf der Liste der alltäglichen Beratungsthemen. Im Gespräch können Hemmungen genommen und wertvolle Tipps gegeben werden. Denn die Behandlung geht weit über Salben und Zäpfchen hinaus. Eine Übersicht zum Download gibt es hier.

Tipp 1: Schamgefühle nehmen

Oft kommen Kund:innen mit Hämorrhoiden verschämt mit einem konkreten Produktwunsch in die Offizin. Nicht selten wird auch der Partner/die Partnerin vorgeschickt, damit keine unangenehmen Fragen beantwortet werden müssen. Viele Kund:innen geben sogar zu, zunächst im Internet bestellt zu haben, um mit dem vermeintlichen Makel nicht in die Apotheke vor Ort kommen zu müssen. Dabei kann das Beratungsgespräch wichtige Informationen zum Krankheitsstadium liefern und sich auf die weitere Behandlung auswirken. Viele suchen deshalb schließlich doch die Beratung durch die Apotheke. Häufig erfolgt diese noch vor dem Besuch beim Arzt.

PTA & Apotheker:innen können hier offen auf die Betroffenen zugehen und Schamgefühle nehmen. Denn Hämorrhoidalleiden sind ein Volksleiden: In Deutschland werden jedes Jahr etwa 3,5 Millionen Fälle behandelt – die Dunkelziffer ist jedoch noch höher. Erklärt man den Betroffenen, dass Hämorrhoiden alltäglicher sind als gedacht, gibt ihnen das häufig schon ein Stück Sicherheit über die Beschwerden zu sprechen. Der Gang in die Beratungsecke kann ebenfalls helfen: Hier können PTA und Kund:in in Ruhe miteinander sprechen, ohne dass womöglich andere zuhören können.

Tipp 2: Gezielte Hilfe bei Beschwerden

Lidocain

Die meisten Menschen kommen erst dann in die Apotheke, wenn die Hämorrhoiden Probleme machen. Daher gilt es zunächst die akuten Symptome zu lindern: Schmerzen und Juckreiz stehen dabei häufig im Vordergrund und sind besonders unangenehm. Meist kommen hierfür Salben oder Zäpfchen mit Lidocain wie Posterisan akut (Dr. Kade) zum Einsatz. Das Lokalanästhetikum betäubt die betroffenen Areale und lindert dadurch die Beschwerden.

Salben können sowohl innerlich – mithilfe eines Applikators – wie auch äußerlich angewendet werden. Zäpfchen wirken jedoch nur im Inneren des Enddarms. Es gilt also im Beratungsgespräch abzuklären, wo genau die Beschwerden bestehen und wie weit die Hämorrhoiden fortgeschritten sind. Allerdings sollte die Auswahl zwischen Salbe und Suppositorien auch nach persönlichen Vorlieben erfolgen: Zäpfchen sind häufig noch immer negativ behaftet. Hier kann dann auch die Salbe zum Einsatz kommen. Diese kann bei Bedarf auch auf eine Kompresse aufgebracht und eingelegt werden.

Hamamelis

Stehen vor allem Symptome wie Nässen und Wundsein im Vordergrund, können auch pflanzliche Salben und Zäpfchen mit Hamamelis (Zaubernuss) eingesetzt werden: Ihr werden blutstillende, adstringierende, antientzündliche und antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben, welche durch die enthaltenen Gerbstoffe und Flavonoide zustande kommen.

Beispiele:

  • Hametum Salbe/Zäpfchen (Dr. Willmar Schwabe)
  • Faktu lind Salbe/Zäpfchen (Dr. Kade)
  • Posterine Salbe (Dr. Kade)
  • Eulatin NH Salbe (Abanta)

Bismutgallat & Titandioxid

Eine weitere Alternative sind die Mastu-Produkte mit basischem Bismutgallat und Titandioxid von Stada. Die Kombination soll Beschwerden wie Reizungen, Juckreiz, Brennen und Nässen lindern und die Wundheilung fördern.

Molekülkomplex + ätherische Öle

Auch das italienische Unternehmen Aboca führt mit NeoFitoroid eine Salbe bei Hämorrhoiden: Enthalten sind Helydol aus Strohblume, Mäusedorn, Aloe und ätherische Öle. Der Molekülkomplex soll die Entzündung reduzieren und eine Barriere auf der Schleimhaut bilden, die vor Reizungen schützt. Außerdem wird durch die schmierende Wirkung die Reibung während der Stuhlpassage verringert.

Homöopathie & Co.

Für die anthroposophische Behandlung hat Weleda die Hämorrhoidalzäpfchen und die Hamamelis Comp. Salbe auf dem Markt. Die Suppositorien enthalten Rosskastanie, Zaubernuss sowie Stibium metallicum praeparatum und wirken entzündungshemmend und dadurch schmerzlindernd. Die Heilung der entzündeten Haut wird angeregt und der unangenehme Juckreiz gelindert. Wala hat mit den Quercus Hämorrhoidalzäpfchen ebenfalls ein Produkt auf dem Markt.

Sitzbäder

Bei akuten Beschwerden mit Juckreiz können auch Sitzbäder helfen. Diese können in der Wanne, der Duschtasse oder mithilfe von speziellen Einsätzen für das WC durchgeführt werden. Sie sollten mit lauwarmem Wasser erfolgen und können je nach Zusatz entspannend, juckreizlindernd oder entzündungshemmend wirken. Zudem tragen Sitzbäder zur Analhygiene bei.

Beispiele für Zusätze:

  • Kamillosan Wund- und Heilbad (Kamillenblüten-Extrakt, Meda Pharma)
  • Kamillin Extern (Robugen)
  • Tannolact Badezusatz (Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat, Galderma)
  • Tannosynt flüssig (Almirall Hermal)

Tipp 3: Regelmäßige Pflege

Damit es bei leichteren Verläufen nicht zu wiederkehrenden Beschwerden kommt, ist es wichtig, die Analregion regelmäßig zu pflegen. Dabei können Zäpfchen und Salben mit pflegenden Inhaltsstoffen zum Einsatz kommen, die einen Schutzmantel über die Schleimhaut legen. Außerdem erleichtern sie den Stuhlgang, indem die Reibung reduziert wird. Oft helfen entsprechende Produkte auch bei leichteren Beschwerden.

Beispiele:

  • Posterisan Protect Salbe/Zäpfchen (Dr. Kade)
  • Aboca NeoFitoroid Salbe (Aboca)

Außerdem können verschiedene zusätzliche Produkte wie spezielle Reinigungstücher oder Reinigungsprodukte zum Einsatz kommen. Diese sollen den Heilungsprozess unterstützen.

Beispiele:

  • FaktuClean Tücher (Dr. Kade)
  • Hametum Feuchtpflegetücher (Dr. Willmar Schwabe)
  • NeoFitoroid Reinigungscreme (Aboca)

Tipp 4: Neue Behandlungsansätze verfolgen

Meist werden zur Behandlung von Hämorrhoiden die klassischen Therapieansätze mit Salben und Zäpfchen verfolgt. Je nach Schwere können aber auch operative Eingriffe notwendig werden. Ein relativ neuer Behandlungsansatz ist der HämorrPen (Nexsana): Dabei handelt es sich um ein Medizinprodukt mit PZN in Stiftform, welches mehrmals täglich in den Analkanal eingeführt wird und dort bis zu eine Stunde verbleiben kann. Trotz akuter Beschwerden soll dieser Vorgang aufgrund des speziellen Materials und der Formgebung schmerzfrei sein. Der Analdehner besteht aus PTFE und soll dazu führen, dass sich der umgebende Schließmuskel entspannen kann. Dadurch soll es zu einer natürlichen Rückbildung von Hämorrhoiden kommen. Außerdem wird durch die Anwendung eine Kompression von vorhandenen Wunden erreicht, wodurch kapillare Blutungen gestillt werden können.

Tipp 5: Ratschläge für den Alltag

  • ballaststoffreiche Ernährung
  • ausreichend trinken: Mindestens 1,5 Liter pro Tag, damit die Ballaststoffe gut quellen können
  • auf stopfende Lebensmittel verzichten
  • Bewegung in den Alltag einbauen
  • Toilettengang in Ruhe durchführen & nicht zurückhalten
  • keinen starken Pressdruck aufbringen
  • Defäkation in Hockposition durchführen (eventuell einen Hocker unter die Füße stellen)
  • den Darm durch regelmäßige natürliche Abführmittel entlasten (z.B. Macrogol, Lactulose, Floh- oder Leinsamen)
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