Alopezie

Haarausfall hat viele Gesichter

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Berlin -

Unsere Haare wachsen im Durchschnitt ungefähr einen Zentimeter pro Monat. Die Kopfhaare schützen nicht nur vor UV-Strahlung und Hitze, sie stellen auch einen wichtigen Teil unseres äußeren Erscheinungsbildes dar. Daher haben Menschen, die unter Haarausfall leiden, oft auch ein geringeres Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich unattraktiv und leiden unter den immer dünner werdenden Haaren oder den lichten Stellen. Das gilt sowohl für Männer, als auch Frauen.

Es ist völlig normal, Haare zu verlieren. Sie unterliegen einem natürlichen Wachstumszyklus und werden von Zeit zu Zeit durch neue Haare ersetzt. Dafür müssen die alten Haare weichen und ausfallen. Werden die Haare jedoch immer dünner oder es kommt sogar zu kahlen Stellen, spricht man von Haarausfall.

Hierfür gibt es zahlreiche Ursachen. Wichtig ist, vor der Behandlung die Ursache ausfindig zu machen und gegebenenfalls durch einen Hautarzt abklären zu lassen, denn nur dann kann die richtige Behandlung erfolgen. Je eher diese stattfindet, umso besser ist der Behandlungserfolg.

Oft ist Haarausfall erblich bedingt. Man spricht dann vom sogenannten „androgenen Haarausfall“. Vor allem Männer leiden häufig unter dieser Form der Alopezie. Gekennzeichnet ist sie durch immer größer werdende Geheimratsecken und lichter werdende Haare am Hinterkopf. Oft zeigen sich die ersten Symptome schon im Jugendalter. Junge Männer leiden daher sehr häufig unter ihrem Haarausfall.

Haarausfall kann aber auch hormonell bedingt sein. Vor allem in den Wechseljahren oder während der Schwangerschaft leiden viele Frauen vermehrt unter dünner werdendem Haar. Auch die Einnahme der Anti-Baby-Pille kann Haarausfall begünstigen. Haarverlust kann aber ebenso Begleitsymptom einer Stoffwechselerkrankung wie zum Beispiel einer Schilddrüsenerkrankung oder aber auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Ein weiterer Grund sind Erkrankungen der Kopfhaut wie Psoriasis oder eine Pilzerkrankung. Auch hier können die Haarwurzeln in Mitleidenschaft gezogen werden und die Haare schließlich ausfallen.

Eine spezielle Sonderform des Haarausfalls ist der sogenannte „kreisrunde Haarausfall“, bei dem am gesamten Körper etwa münzgroße kahle Stellen auftreten. Grund hierfür ist ein übersteigertes Immunsystem. Diese Form muss unbedingt ärztlich betreut und behandelt werden.

Es kann aber in vielen Fällen auch einfach ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel die Ursache sein. So kann ein Eisen- oder Zinkmangel oft zu verstärktem Haarausfall führen. Auch Stress kann die Haare strapazieren. Wird das Haar durch solche Gründe insgesamt einfach dünner, spricht man von diffusem Haarausfall. Werden dem Körper die eventuell fehlenden Vitamine und Aminosäuren zugeführt, kann es noch zwei bis drei Monate dauern, bis erste Erfolge zu sehen sind, weil der Teil der Haare, die sich in der Telogenphase befinden trotzdem noch ausfällt und erst die neu wachsenden Haare von dem erhöhten Vitaminangebot profitieren können.

Haare durchlaufen drei verschiedene Wachstumsphasen. Die Phase, in der sich die meisten Haare befinden, nämlich circa 80 bis 90 Prozent, ist die sogenannte Anagenphase, auch Wachstumsphase genannt. Sie dauert ungefähr zwei bis sechs Jahre und wird von der Katagenphase, der Übergangsphase, abgelöst. In dieser Phase wird das Haarwachstum eingestellt und es löst sich langsam von der Haarwurzel. Etwa 1 Prozent der Haare befindet sich in dieser Phase.

Zum Schluss folgt die Telogenphase, in der sich das neue Haar schon unter dem alten befindet und es nach und nach hinausschiebt, bis es schließlich ausfällt. Diese Phase dauert ungefähr drei Monate und circa 15 Prozet der Haare befinden sich in dieser Phase.

Ist die genaue Ursache für einen Haarausfall abgeklärt, kann entsprechend behandelt werden. Sinnvoll sind neben der Substitution der mangelnden Vitamine und Mineralstoffe auch Präparate, die verschiedene B Vitamine und Aminosäuren wie L-Arginin und L-Cystein enthalten. Diese helfen, die Haarwurzel zu aktivieren und die Haare kräftiger nachwachsen zu lassen. In vielen Nahrungsergänzungsmitteln für die Haare sind zudem auch Zink, Biotin, Folsäure und Silicium enthalten. Letzteres oft in Form von Hirseextrakt, das wohl bekannteste Produkt ist Priorin (Bayer). Diese Kombination hilft, das Haar wieder gesünder und stärker aussehen zu lassen und den Wachstumszyklus zu stabilisieren. Empfohlen werden auch Pure Encapsulations Haut, Haare, Nägel (Promedico), Anacaps Reactiv bei temporär bedingtem Haarausfall und Progessiv bei anlagebedingtem Haarausfall (Ducray) sowie Phyophanère (Alès) und Pantovigar (Merz). Neu ist auch Thiocyn (Thiocyanat) vom gleichnamigen Hersteller.

Bei hormonellbedingtem Haarausfall kann auch der Wirkstoff Alfatradiol helfen. Es handelt sich hierbei um ein Östrogen, das direkt an den Haarentstehungszellen angreift und sie zu einer gesteigerten Aktivität anregt. Alfatradiol hemmt außerdem das Enzym, welches das männliche Geschlechtshormon Testosteron in seine aktive Form umwandelt. Dieses hemmt nämlich das Haarwachstum und begünstigt den Haarausfall. Enthalten ist der Wirkstoff in Ell-Cranell (Galderma) und Pantostin (Merz).

Ein weiterer Wirkstoff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist das generische Minoxidil. Es wurde ursprünglich als Medikament gegen Hypertonie eingesetzt. Während der Therapie fiel den Patienten ein vermehrter Haarwuchs auf und so wurde die Nebenwirkung zur Hauptwirkung gemacht. Minoxidil wird in Form von Schaum und Lösungen bei Haarausfall eingesetzt, bekannte Marken sind Regaine (J&J) und Bio-H-Tin (Dr. Pfleger). Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch unklar. Man vermutet eine bessere Durchblutung der Haarwurzeln, die zu stärkerem Haarwachstum führt. Wichtig ist jedoch, die Kunden darauf hinzuweisen, dass es nach etwa vier bis acht Wochen zuerst zu einer Verschlimmerung des Haarausfalls kommen kann. Erst danach tritt eine Besserung ein. Richtige Ergebnisse können jedoch erst nach vier bis sechs Monaten erzielt werden. Daher müssen die Vor- und Nachteile der Behandlung sorgfältig abgewogen werden.

Generell gilt, wer unter Haarausfall leidet, muss Geduld mitbringen. Alle Therapieformen benötigen längere Zeit, bis positive Ergebnisse erzielt werden können und sichtbar werden. Im Zweifel sollte ein spezialisierter Hautarzt zu Rate gezogen werden, der bei der Ursachenforschung helfen kann.

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