Cabdo-Botendienst

Geschäftsidee geplatzt: Arzneimittel per Limo-Service Lothar Klein, 03.08.2020 09:49 Uhr

Über die App des Dortmunder Limousinenservice Cabdo entdeckte ein Apotheker kürzlich das Angebot der Online-Apotheke Medikado.de.
Berlin - 

Der Limousinenservice der Dortmunder Firma Cabdo ist auch bei Apothekern im Ruhrgebiet bekannt. Wer sich in Dortmund, Essen, Bochum oder Hagen etwas Besseres als ein normales Taxi gönnen will, ordert ein Fahrzeug der Oberklasse und einen der über 300 Fahrer von Cabdo. Daher wunderte sich ein Apotheker kürzlich nicht schlecht, als er in seiner Cabdo-App plötzlich ein Angebot für Hauslieferungen von Arzneimitteln durch Cabdo-Boten mit dem Hinweis auf die neue Online-Apotheke Medikado.de fand. Neben Personen- und Foodtransport will Cabdo jetzt ins Arzneimittelgeschäft einsteigen. Doch bevor es richtig losgehen kann, ist die Geschäftsidee erstmal wieder geplatzt.

Seit kurzem hatte Cabdo kräftig die Werbetrommel gerührt: „Es gibt Neuigkeiten zu verkünden! Wir wollen Dir jemanden vorstellen: medikado.de – Deine neue Online-Apotheke vor Ort. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie und als Unterstützung für den lokalen Dortmunder Einzelhandel haben wir uns etwas für Dich einfallen lassen“, hieß es großspurig und weiter: „Bestelle Deine Medikamente ab heute über die gewohnte Cabdo-App bequem und unkompliziert wohin Du willst. Medikado bietet Dir ein umfangreiches Sortiment an Medizin und einen unschlagbaren Preis, Cabdo übernimmt die schnelle Lieferung. Probiere es aus und erhalte 5 Euro Cabdo-Fahrtguthaben für jede Bestellung über die Cabdo-App – mit und ohne Rezept.“

Darauf folgte die Handlungsanweisung: „Klicke auf das Apothekenlogo, Wähle aus dem großen Sortiment, Bestelle mit und ohne Rezept“. Wer den Hinweisen folgte, landete tatsächlich auf der Interseite von Medikado. „Hallo, wir sind Deine Online-Apotheke vor Ort! Im Moment arbeiten wir mit Hochdruck an dieser Webseite“, steht dort zu lesen. Arzneimittel bestellen kann man dort allerdings nicht. Sogar das erforderliche Impressum fehlt. Dafür findet man den Hinweis: „Du kannst Medikado aber schon jetzt über die Cabdo-App verwenden und Dir Medikamente bequem nach Hause liefern lassen.“

Auf der Cabdo-App geht es dann im Marketing-Deutsch weiter: „Warum medikado.de Deine neue Stammapotheke wird: Bequemes Bestellerlebnis. Öffne die Cabdo-App und klicke auf das Apothekenlogo links unter der Karte. Finde Deine Medizin schnell über die Suchleiste, die Auswahl der Kategorien oder bequeme Filter. Falls Du verschreibungspflichtige Medikamente benötigst, lade einfach Dein Rezept hoch – alles über die gewohnte Cabdo-App. Lieferung an Deine Haustür. Warum noch zur Apotheke fahren, wenn Cabdo die Medikamente zu Dir fährt? Dein Smartphone ist die Apotheke von heute. Bestelle bequem ohne lange Warteschlangen und lasse Dir Deine Bestellung direkt an Deine Haustür liefern. Unschlagbarer Preis. Zum Start von medikado.de gibt es 15 Prozent auf alle Medikamente! Profitiere zudem von zahlreichen Aktionen und Angeboten auf ausgewählte Medikamente. Melde Dich weiter unten gesondert für medikado´s Newsletter an und like die Facebook-Seite, um zuerst davon zu erfahren. Deine Rezepte sind sicher. Für uns sind Rezepte Privatsache! Lade sie bequem über die Cabdo App hoch. Wir gehen maximal diskret mit ihnen um.“

Mehr noch: Cadbo preist sich als Wohltäter für den regionalen Handel an: „Von Dortmundern für Dortmunder. Unterstütze lokale Dortmunder Apotheken vor Ort und leiste auch in diesen schweren Zeiten Deinen Beitrag zum Erhalt des lokalen Einzelhandels.“ Ein paar Klicks später landet man bei der Dortmunder Delphin-Apotheke von Apotheker Dogan Demir. Der zeigt sich im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC überrascht: „Zunächst ging es nur um einen erweiterten Botendienst“, so Demir: „Die Kunden sollten die Arzneimittel telefonisch bei mir bestellen und Cabdo sollte ausliefern.“ Die Cabdo Leute kenne er seit langem als Kunden seiner Apotheke. So sei der Kontakt und später die Idee entstanden.

Auch die Online-Apotheke Medikado.de sollte Demir als Apotheker und Geschäftspartner führen, räumt er ein. Doch dann las Demir über den Ärger und die rechtlichen Zweifel, den das Botendienst-Angebot von Noweda ausgelöst hat. Ein paar Anrufe von Kollegen und bei der Apothekerkammer später war für Demir klar: „Ich ziehe mich wieder aus diesem Geschäft zurück. Ich will mir nichts ans Bein binden. Ich werde das heute wieder absagen.“ Der Ausflug ins Big Buisiness ist für den Apotherk kurz vor seinem Ruhestand damit abgeschlossen.

Wie es jetzt mit dem Arzneimittellieferservice von Cabdo weitergeht ist unklar: Cabdo-Chef Wladislaw Tepliakov weilt im Urlaub und seine Mitarbeiter wollen sich dazu nicht äußern.