Diabetes mellitus

Fresh-up: SGLT2-Hemmer APOTHEKE ADHOC, 19.02.2020 08:55 Uhr

SGLT2-Hemmer blockieren den Natrium-Glukose-Cotransporter-2 in der Niere: Dadurch erhöhen sie die Glukose-Ausscheidung über den Urin und senken so den Blutzuckerspiegel. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

SGLT2-Hemmer – häufig auch als „Glifozine“ bezeichnet – stellen eine wichtige Gruppe zur Behandlung des Typ-2-Diabetes dar. Doch wie war der Wirkmechanismus noch gleich? Und welche Nebenwirkungen können unter der Behandlung auftreten? Das Fresh-up klärt auf.

Glifozinen sind blutzuckersenkende Wirkstoffe aus der Gruppe der Antidiabetika zur Behandlung eines Typ-2-Diabetes. SGLT2-Hemmer blockieren den Natrium-Glukose-Cotransporter-2 (SGLT2) in der Niere: Dadurch erhöhen sie die Glukose-Ausscheidung über den Urin und senken so den Blutzuckerspiegel. Der Wirkmechanismus ist unabhängig von der Insulinausschüttung und Insulinwirkung im Körper. SGLT2-Hemmer können zudem das Körpergewicht senken. Außerdem sollen sie die Nierenfunktion schützen können.

Als erster Wirkstoff der Gruppe wurde im Jahr 2012 Dapaglifozin in der EU zugelassen. 2014 folgte Empagliflozin: Beide Wirkstoffe werden als Monopräparat oder in Kombination mit anderen Antidiabetika zur Therapie Erwachsener mit Typ-2-Diabetes eingesetzt, wenn durch Ernährungsumstellung und Bewegung die Blutzuckerkonzentration nicht ausreichend kontrolliert werden kann. In der Regel werden die Wirkstoffe einmal täglich eingenommen.

SGLT2-Hemmer sollten nicht in Kombination mit Thiazid- und Schleifendiuretika eingenommen werden, da sie den diuretischen Effekt verstärken und das Risiko für eine Dehydratisierung und eine Hypotonie erhöhen können. Die möglichen unerwünschten Wirkungen sind vor allem auf die erhöhte Glucosekonzentration im Urin zurückzuführen: Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Vaginalpilz bei Frauen, eine Eichelentzündung bei Männern, Harnwegsinfektionen, häufiges Wasserlassen und eine vermehrte Urinausscheidung. Außerdem kann es zu Schwindel, Hautausschlag, Obstipation und Mundtrockenheit kommen.

Eine weitere gefährliche Nebenwirkung ist die Hypoglykämie: Werden SGLT2-Hemmer in Kombination mit Insulin oder anderen insulinotropen Wirkstoffen eingesetzt, kann es daher nötig sein, die Dosierungen herabzusetzen, um Hypoglykämien zu vermeiden. Von einer Hypoglykämie spricht man bei Erwachsenen ab einem Wert von unter 60 mg/dl: Es kommt zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schwitzen, Zittern, Herzrasen und Blässe. Außerdem kann es zu neurologischen Beschwerden wie Verwirrtheitszuständen und Sehstörungen kommen. Bei schweren Hypoglykämien drohen Krampfanfälle und Bewusstlosigkeit. Ab welchem Wert es zu den genannten Symptomen kommt, ist von Patient zu Patient unterschiedlich.

In einem Rote-Hand-Brief wurde Anfang des Jahres über das Risiko einer Fournier Gangrän – einer seltenen, aber schweren und potenziell lebensgefährlichen Infektion – unter einer SGLT-2-Hemmern informiert: Nach der Markteinführung wurden Meldungen von Fällen einer nekrotisierenden Fasziitis des Leisten- und Genitalbereiches mit der Einnahme eines SGLT2-Hemmers in Verbindung gebracht.

Die potenziell lebensbedrohliche Infektion tritt fast ausschließlich bei Männern auf. Patienten, die einen SGLT2-Hemmer anwenden und unter starken Schmerzen, Druckschmerzen, Erythemen, Schwellungen im Genitalbereich oder im Bereich des Perineums leiden, die von Fieber oder Unwohlsein begleitet werden, sollen einen Arzt aufsuchen. Besteht der Verdacht auf eine Fournier Gangrän, sollten das Antidiabetikum abgesetzt und die Infektion unverzüglich behandelt werden.