Tödliche Lungenkrankheit

Faktencheck: Coronavirus „2019-nCoV“

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Berlin -

Das in China entdeckte Coronavirus rückt auch hierzulande zunehmend in den Fokus. In den vergangenen Tagen gab es zahlreiche neue Hinweise – der Faktencheck klärt über die wichtigsten derzeit bekannten Informationen auf. Eine passende Übersicht als Download gibt es hier. 

Coronavirus – Von China in die Welt

Das neuartige Virus wurde im Dezember erstmals in China entdeckt: Einige der ursprünglich Betroffenen hatten auf einem Markt in Wuhan gearbeitet oder diesen besucht. Die Behörden hatten den Markt daraufhin geschlossen, um eine gründliche Reinigung vorzunehmen.

Das Virus führt zu verschiedenen Atemwegsproblemen und grippeähnlichen Symptomen: Bei den Betroffenen kam es zu Fieber und Atemproblemen, daher wurden die Fälle anfänglich als virale Lungenentzündung unbekannter Ursache behandelt. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich bei dem Virus um eine beim Menschen bisher unbekannte Virusart aus der Familie der Coronaviren handelt: Die Welgesundheitsorgansation (WHO) hat dem Virus den vorläufigen Namen „2019-NCoV“ gegeben. Er ist eng mit dem SARS- und MERS-Virus verwandt, beide hatten in der Vergangenheit für Pandemien gesorgt.

Ursprung – woher stammt das Virus?

Da die ersten Erkrankten den Tiermarkt in Wuhan besucht hatten, wird vermutet, dass das Virus von Wildtieren auf den Menschen überging – wie auch schon der SARS-Erreger, der 2002/2003 für eine Pandemie mit rund 800 Toten gesorgt hatte. Das neuartige Virus weist Forschern zufolge Ähnlichkeit mit bereits in Fledermäusen gefundenen Viren auf, möglicherweise könnten jedoch andere Tiere als Zwischenwirte fungieren. Mithilfe von Virusproben von Infizierten konnten die chinesischen Forscher den genetischen Code des Virus‘ bestimmen. So vermuten einige chinesische Forscher, dass der Erreger von Schlangen auf den Menschen übergesprungen ist – dabei soll es sich um die Chinesische Kobra und den Vielgebänderten Krait handeln, beide Schlangenarten sind in China relativ weit verbreitet.

Es könnte sich auch um eine Vermischung aus Fledermaus- und Schlangenviren handeln: Diese könne Experten zufolge zustande kommen, wenn beide Tierarten in unmittelbarer Nähe zueinander gehalten werden – wie es beispielsweise auf Märkten in China an der Tagesordnung ist. Derzeit wird vermutet, dass das Virus beim direkten Kontakt von Menschen zu infizierten Schlangen auf dem Markt in Wuhan übertragen wurde.

Verbreitung – wie und wo?

Nachdem das Virus aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurde, wird es nun von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion weiter verbreitet. Die Bestätigung für diesen Übertragungsweg wurde erstmals deutlich, als sich medizinisches Personal bei den Erkrankten angesteckt hatte.

Das Virus verbreitet sich weiter als zunächst angenommen: Die Zahl der Nachweise steigt unaufhörlich, zudem werden täglich weitere Tote gemeldet. Insgesamt gibt es knapp 3000 bestätigte Fälle weltweit, die meisten davon in Wuhan. Außerhalb von China sind rund 50 Fälle bestätigt darunter in den USA, Japan, Südkorea, Thailand, Vietnam, Nepal, Singapur, Taiwan und Australien. Am 24. Januar wurde auch in Frankreich eine Infektion gemeldet, damit handelte es sich um den ersten Fall in Europa.

Eine Gefahr für Deutschland?

Deutschland ist nach Ansicht des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin gut vor dem neuen Coronavirus geschützt. Das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung in Deutschland wird vom zuständigen RKI derzeit als „sehr gering” eingestuft.

Ein Verdacht auf eine erste Infektion mit dem Coronavirus in Berlin ist bereits ausgeräumt worden. Auch einige Verdachtsfälle in Frankfurt am Main konnten nicht bestätigt werden.

Gibt es Diagnosemöglichkeiten?

Mittlerweile ist klar, dass es sich um ein neuartiges Virus handelt. Genekam Biotechnology – eine deutsche Firma mit Standort in Duisburg – hat bereits erste Schnelltests zur Identifizierung des Virus‘ entwickelt. Einer der Tests ist so spezifisch, dass er das neue Virus – die sogenannte „Wuhan-Variante“ – erkennt. Außerdem gibt es einen weiteren Test, der neben der Wuhan-Variante auch andere Virenstämme aus Fledermäusen nachweisen und diese unterscheiden kann.

Der Test soll als Kit auf den Markt kommen und für Fachlaboratorien zur Verfügung stehen, um das Virus nachzuweisen. Damit soll der Test einen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung der Ausbreitung leisten können. Ein Kit hat 100 Reaktionen, eine Testung kostet etwa fünf Euro. Neben den beiden bereits entwickelten Tests soll es eine dritte Variante geben – ein „Multiplex -Assay“, mit dem sich drei verschiedene Stämme der Viren – Wuhan, Fledermaus und Middle East Respiratory SARS Virus – unterscheiden lassen. Auch diese Version wird bald auf den Markt kommen.

 

Behandlungsmöglichkeiten und Prävention

Die Behandlungsmöglichkeiten des neuen Virus sind derzeit begrenzt, es erfolgt eine rein symptomatische Behandlung zur Eindämmung der Beschwerden. Eine Impfung gegen das Coronavirus gibt es derzeit nicht: Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen neue Lungenkrankheit wird nach Einschätzung der globalen Impfallianz Gavi mindestens ein Jahr dauern.

Um das Risiko einer Ansteckung über die Tröpfcheninfektion zu minimieren, können verschiedene Atemschutzmasken verwendet werden. Die Atemschutzmasken werden in die drei Schutzklassen FFP1, FFP2 und FFP3 unterteilt: FFP3-Masken bieten eine Filterung von Partikelgrößen bis zu 0,6 μm und stellen damit einen Schutz vor giftigen und gesundheitsschädlichen Stäuben, Rauch und Aerosolen dar. Auch krebserregende und radioaktive Schadstoffe, sowie Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilzsporen werden von dieser Schutzklasse bei korrekter Anwendung gefiltert.

In einigen Apotheken ist die Nachfrage bereits gestiegen, in anderen Apotheken ist das neue Virus noch kein Thema. Die Masken der FFP3-Klasse sind jedoch bei den Großhändeln schon nicht mehr zu bekommen, Die Nachfrage nach Mundschutz liege seit einer Woche über dem Zehnfachen des normalen Werts, sagt ein Sprecher von Phoenix. Der Mannheimer Großhändler hat bereits neue Ware geordert. Einige Apotheken sorgen einer weiter steigenden Nachfrage bereits vor und bevorraten sich mit noch verfügbaren Schutzmasken oder geben nur noch begrenzte Mengen ab. Vor allem in Bahnhöfen und an Flughäfen ist die Nachfrage von Reisenden groß. Auch bei der Drogeriekette dm sind die Fächer leer und wird auf Nachschub gewartet.

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