Suspensionszubereitung

Erythromycin – Schon das richtige Anreiben ist wichtig Alexandra Negt, 08.06.2021 11:21 Uhr

Um Erythromycin richtig zu verarbeiten muss bereits beim Anreiben auf einiges geachtet werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Das Antibiotikum Erythromycin kommt in der Rezeptur relativ häufig vor. Am meisten kann sich die PTA freuen, wenn eine NRF-Rezeptur verordnet ist. Da diese standardisiert ist, kann eine umfangreiche Plausibilitätsprüfung entfallen. Doch bei anderen Rezepturen oder Kombinationen mit anderen Arzneistoffen muss genauer hingeschaut werden. Bei Erythromycin ist bereits das richtige Anreiben wichtig für das Gelingen.

Erythromycin kommt als weißes bis schwach gelbes Pulver in die Apotheke. Das Antibiotikum gehört zu den Makrolid-Antibiotika und wird dermal vor allem bei Akne eingesetzt. Doch auch bei Superinfektionen wird der Stoff verschrieben, dann häufig in Kombination mit weiteren Wirkstoffen (Externsteroide, Antimykotika oder desinfizierenden Inhaltsstoffen). Bei Rosazea sollte Erythromycin hingegen laut Leitlinie nicht mehr topisch angewendet werden. Hier stehen Alternativen ohne Resistenzentwicklungspotential zur Verfügung.

Erythromycin ist nur schwer löslich in Wasser. Wird es verarbeitet, so ist das vorherige Anreiben für eine homogene Verteilung unerlässlich. Die PTA sollte sich bewusst sein, dass eine Suspensionszubereitung entsteht. Dementsprechend ergeben sich bei der Verarbeitung von Erythromycin ein paar Besonderheiten:

  1. Anreiben mit MCT oder wasserfreiem Glycerin. So wird für NRF 11.77 (hydrophile Erythromycin-Creme) beispielsweise das Anreibemittel MCT gewählt. Die Menge des Zusatzes entspricht hierbei stets der Menge Erythromycin. Bei Kombinationen mit Metronidazol sollte hingegen mit wasserfreiem Glycerol angerieben werden. Am Ende muss die Auwahl rezepturspezifisch erfolgen. Richtungsweisend ist auch die rezeptierte Grundlage: Enthält diese Glycerin, so sollte die wasserfreie Variante zum Anreiben gewählt werden. Die Zugabe eines nicht enthaltenen Stoffes sollte vermieden werden.
  2. Erythromycin-Rezepturen neigen zur Klümpchenbildung. Vor der Abfüllung sollte ein Austreichen zur visuellen Überprüfung erfolgen. Bei vorhandenen Klümpchen stellt das „Glattrühren“ im automatischen Rührsystem nur bedingt eine Lösung dar, da die Parameter meist höher als für die jeweilige Grundlage empfohlen gewählt werden müssen. Gerade bei Basiscreme zeigt sich bei zu hoher Umdrehungszahl und zu langer Laufzeit oftmals eine Verflüssigung der gesamten Rezeptur. Diese sollte dann erneut hergestellt werden.
  3. Erythromycin verfügt in den meisten Fällen über einen Einwaagekorrekturfaktor. Dieser kann auch Auswirkungen auf die Menge des Anreibemittels haben. Es empfiehlt sich, bei einer „Mehreinwaage“ des Wirkstoffes auch beim Anreibemittel die entsprechende Menge einzuwiegen.
  4. Die Krux mit den Konservierungsmitteln: Erythromycin zersetzt sich im sauren Milieu schneller. Gleichzeitig sind sauer wirksame Konservierungsmittel wie Sorbinsäure oder Benzoesäure nur im sauren Milieu wirksam. Grundlagen, die mit diesen Stoffen konserviert wurden, sind in der Regel für eine Einarbeitung von Erythromycin nicht geeignet. Einige Hersteller geben geprüfte kurze Laufzeiten an. Im Fall von anionischer hydrophiler Creme sind zwei verschiedene Varianten am Markt. Neben der standardmäßig mit Sorbinsäure konservierten Grundlage gibt es auch eine mit Propylenglycol konservierte Creme.
  5. Die Kombination mit anderen Wirkstoffen sollte kritisch hinterfragt werden. Eine separate Herstellung von zwei oder mehr Rezepturen ist in vielen Fällen sinnvoller. Oftmals ist eine Haltbarkeit von nur einer Woche möglich. Um auf Nummer sicher zu gehen und dem Patienten/der Patientin eine Rezeptur mitzugeben, die länger angewendet werden könnte, lohnt sich oftmals die Umstellung auf Monorezepturen. Cave: Der Patient/die Patientin hat dann doppelte Zuzahlung zu leisten.