Erfahrungsaustausch

Linda-Apotheken tauschen PTA Julia Pradel, 12.04.2016 10:07 Uhr

Berlin - 

Der Nachteil von gut eingespielten Apothekenteams ist eine gewisse Betriebsblindheit, die sich früher oder später einstellt. Katrin Alfke, Inhaberin der Engel-Apotheke in Iserlohn, und Alexandra Simons, Inhaberin der Gertruden-Apotheke im 20 Kilometer entfernten Neuenrade wollten frischen Wind in ihre Geschäfte holen und entschieden sich für einen ungewöhnlichen Schritt: einen PTA-Tausch.

Alfke und Simons kennen sich auch privat und hatten in der Vergangenheit immer mal wieder darüber gesprochen, dass man eigentlich mal einen Austausch in die Wege leiten müsste. „Man wird betriebsblind“, sagt Alfke. „Wenn man lange zusammenarbeitet, fällt einem Kompliziertes gar nicht mehr auf.“ Das kennt auch Simons. „Die Idee geisterte schon lange in unseren Köpfen. Es gibt keinen besseren Weg, neue Impulse zu holen, als einen Mitarbeiter in eine andere Apotheke zu schicken“, findet sie.

In der vergangenen Woche setzen die beiden Apothekerinnen ihren Plan in die Tat um. Martina Lange arbeitet eigentlich in der Engel-Apotheke und Linda Pietschmann ist normalerweise in der Gertruden-Apotheke im Einsatz – am Donnerstag tauschten sie den Arbeitsplatz. Für beide war es ein spannender, wenn auch sehr anstrengender Tag. „Es war sehr interessant zu sehen, wie ein normaler Tagesablauf in einer anderen Apotheke aussieht“, sagt Lange.

Sie hat sich gleich am Abend hingesetzt und die Erlebnisse in der Gertruden-Apotheke zusammengefasst. „Es sind mehrere Kleinigkeiten, die anders laufen“, sagt sie. Bei der Software beispielsweise gebe es Unterschiede. In der Engel-Apotheke verwendet sie normalerweise ADV, in der Gertruden-Apotheke wird ADG genutzt. Auch die Kommissionierer funktionieren unterschiedlich.

Besonders begeistert war Lange aber von einem ganz einfachen Hilfsmittel: einer Arbeitsanweisung zur Abgabe von Inkontinenzprodukten. „Da sind sehr viele Dinge zu beachten – und auf dem Papier ist jeder einzelne Schritt festgehalten, sodass man alles nachschauen kann“, sagt sie. Die Arbeitshilfe wurde noch am Freitag in die Engel-Apotheke gefaxt.

Pietschmann nahm ebenfalls Inspirationen aus ihrer Tausch-Apotheke mit: „Bei uns stehen die Arzneimittel im Abholregal einfach auf den dazugehörigen Zetteln – in der Engel-Apotheke liegen sie in kleinen Kästchen“, erzählt sie. So könne nichts verrutschen. „Das fand ich super und ich hoffe, dass wir das in der Gertruden-Apotheke auch umsetzen.“

Für Pietschmann war der Tausch ein besonderes Erlebnis, denn bislang hat sie immer in der Gertruden-Apotheke gearbeitet, zunächst in den Ferien, dann als PKA und inzwischen als PTA. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so unterschiedliche Arbeitsweisen gibt“, sagt sie.

Am Anfang habe sie den Tausch-Kollegen vor allem über die Schulter geschaut, später auch im Verkauf gearbeitet. Dabei fielen ihr Einstellungen in der Software auf: In der Engel-Apotheke helfe das Programm dabei, bei der Abgabe alles zu beachten, und erinnere beispielsweise auch die Kontrolle des Arztstempels, sagt sie.

Die Arbeitskleidung war ebenfalls Thema bei dem Austausch. In der Gertruden-Apotheke tragen die Mitarbeiter eigene Shirts und darüber die Linda-Kittel, in der Engel-Apotheke gibt es zweimal pro Woche einen Tag, an dem alle das grüne Linda-Poloshirt tragen. Pietschmann findet das gut. „Da tritt man einheitlicher als Team auf.“

Auch die Chefinnen sind mit der Aktion zufrieden. „Es gab tatsächlich mehrere Ergebnisse“, sagt Simons mit Blick auf die unterschiedlichen Software-Einstellungen, den Umgang mit Arbeitshilfen und die Bestückung der Sichtwahl. Alfke kündigt bereits an: „Wir werden das sicher wiederholen.“