Unerfüllter Kinderwunsch und starke Blutungen

Endometriose: Schmerzhafte Schleimhautwucherungen

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Berlin -

In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 40.000 Frauen neu an Endometriose. Bei Betroffenen wächst Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Uterushöhle, etwa im Bauchraum, Eierstock oder Eileiter. Blase und Darm sind seltener betroffen. Die chronische Krankheit kann nur in Einzelfällen geheilt werden. Die Beschwerden verschwinden mit Beginn der Menopause. Neben operativen Methoden kann die Einnahme von Hormonen die Beschwerden lindern.

Als Endometriose wird das Vorkommen von strukturähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle bezeichnet. Das ektope (nicht am physiologischen Ort befindliche) Gewebe ist genau wie das Endometrium der Gebärmutterhöhle abhängig von den Hormonwirkungen des weiblichen Zyklus.

Symptome

  • Starke Schmerzen während der Regelblutung
  • Schmerzen bei Blasen- und Darmentleerung (mitunter mit Blutabgang)
  • Starke und verlängerte Monatsblutung
  • Von der Regelblutung unabhängige Unterbauchschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Die Literatur macht zur Häufigkeit unterschiedliche Angaben: Schätzungsweise sind 6 bis 10 Prozent der gebärfähigen weiblichen Bevölkerung an Endometriose erkrankt.

Lokalisation

  • Endometriosis genitalis interna: Herde innerhalb der Gebärmutter
    • Endometriosis uteri interna: Drüsengewebe in der Gebärmutter-Muskulatur
    • Endometriosis tubae: Herde im Eileiter
  • Endometriosis genitalis externa: Herde außerhalb der Gebärmutter
    • Ovarialendometriose: Herde im Eierstock (Zystenentstehung)
    • Vaginalendometriose: Herde bluten simultan zum Uterus, diese Form bleibt oft unbemerkt
    • Douglas-Endometriose: Vernarbungen sorgen für Versteifung der Gebärmutter

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Intensität der Beschwerden. Sind die Schmerzen erträglich und besteht kein Kinderwunsch, so muss eine Endometriose nicht zwangsläufig behandelt werden. Frauen mit Kinderwunsch wird eine Therapie empfohlen.

Die Einnahme von Gelbkörperhormonen kann die Regelblutung abschwächen und dadurch die Entzündungsherde zu einem gewissen Grad ruhigstellen. Der aktuelle Stand der Wissenschaft bestätigt, dass eine orale Hormoneinnahme die Gebärfähigkeit nicht erhöht. Arzneistoffe wie Dienogest können lediglich die Schmerzen und Blutungen lindern.

Dienogest

Der Stoff gehört zu der Gruppe der synthetischen Gestagene, die auch als Gelbkörperhormone bezeichnet werden. Darüber hinaus zählt Dienogest auch zu den 19-Nortestosteron-Derivaten. Mit der medikamentösen Therapie kann eine Vernarbung der Schleimhaut und somit der Funktionsverlust der betroffenen Gewebe vermindert werden.

Der Wirkstoff unterdrückt den Aufbau des Endometriums im Laufe des weiblichen Zyklus. Dadurch wird eine Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert – es kommt zu keiner Schwangerschaft. Als orales Kontrazeptivum wird Dienogest mit einem weiteren Hormon kombiniert. Als Monopräparat eignet sich der Wirkstoff zur Behandlung der Endometriose – durch den verminderten Schleimhautaufbau kommt es bei Erkrankten zu weniger Wucherungen.

Zur Behandlung der Endometriose nehmen Frauen täglich eine Tablette mit 2 mg Dienogest. Die Einnahme sollte stets zur gleichen Uhrzeit erfolgen. Im Gegensatz zur Einnahme der Pille wird die Therapie nicht unterbrochen – nach Beendigung einer Packung wird direkt die nächste begonnen. Der Beginn der Therapie kann an jedem Tag des Zyklus stattfinden. Eine hormonelle Kontrazeption muss vor Behandlungsbeginn abgesetzt werden. Frauen müssen auf eine nichthormonelle Methode umsteigen. Dienogest darf nicht bei Mädchen vor der ersten Regelblutung angewendet werden.

Aktuell sind in Deutschland fünf Präparate zur Behandlung der Endoemetriose zugelassen. Visanne (Jenapharm) war das erste Präparat auf dem deutschen Markt, es ist seit 2010 zugelassen. Nun kommen zwei preisgünstigere Alternativen hinzu: Endovelle (Exeltis) und Verybel (Hexal) enthalten ebenfalls 2 mg Dienogest je abgeteilter Form und sind in zwei Packungsgrößen verfügbar (28 Stück oder 3x28 Stück). Sie sind seit Januar 2020 erhältlich.

Bei Nichtansprechen auf eine orale Therapie oder bei Vorliegen von Kontraindikationen können die Herde chirurgisch abgetragen werden. Häufig empfiehlt sich eine Kombinationstherapie aus medikamentöser und chirurgischer Behandlung, so können Rezidive besser vermieden werden.

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