Drogenhandel

Mildes Urteil für PTA

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Berlin -

Eine PTA hatte über Jahre in einer Husumer Apotheke insgesamt 327 Kilogramm Lidocain für ihren Ex-Ehemann bestellt. Dieser verkaufte den Stoff in der Drogenszene weiter. Die PTA beteuerte vor Gericht, davon nichts gewusst zu haben. Sie kam mit einer milden Bewährungsstrafe davon.

Die PTA erhielt lediglich eine Verwarnung und wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von insgesamt 4500 Euro verurteilt. Die Geldstrafe wird nur fällig, wenn sie sich in den nächsten zwei Jahren etwas zuschulden kommen lässt, denn die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Die Apothekenangestellte hatte im Prozess glaubhaft Reue gezeigt. Das Gericht geht zudem davon aus, dass die PTA nicht wieder straffällig wird.

Laut Staatsanwaltschaft hat die 51-Jährige zwischen August 2005 und Februar 2012 insgesamt 327 Kilogramm Lidocain bestellt und an ihren damaligen Mann abgegeben. Dieser habe ihr erzählt, dass er es seinem Bruder geben würde, der angeblich als Arzt in Bosnien arbeite. Sie habe ihm das geglaubt. Tatsächlich verkaufte ihr Ex-Mann das Lokalanästhetikum zu einem deutlich höheren Preis in der Drogenszene, wo der Stoff zum Strecken von Kokain verwendet wird. Vermutlich gelangte das Gemisch am Ende zu einem mutmaßlichen Mitglied der Hells Angels in Dänemark.

Mit der Weitergabe verstießt die PTA gegen das Arzneimittelgesetz (AMG). Sie habe aber nicht gewusst, dass Lidocain seit 2006 verschreibungspflichtig ist, beteuerte sie. Demnach habe sie erst durch einen Tatort-Krimi erfahren, dass Lidocain in der Drogenszene genutzt wird und dafür ein Rezept nötig ist. Ihr ehemaliger Mann übte laut ihrer Aussage psychischen Druck auf sie aus, damit sie das Mittel weiterhin für ihn bestellte. Sie selbst profitierte davon angeblich nicht.

Angeklagt wurde die PTA nur für die Beschaffung von 45 Kilogramm Lidocain im Zeitraum von Juni 2010 bis Februar 2012. Die Abgabe der übrigen 281 Kilogramm war bereits verjährt. Die Abgabe von Lidocain will die PTA laut eigener Aussage mit ihrem Chef besprochen haben.

Der Apotheker wurde bereits im vergangenen Jahr zu drei Jahren Haft verurteilt: Er hatte in Abwesenheit der PTA 20 Kilogramm Lidocain bestellt und verkauft. Zudem belieferte er den Arzt im Haus mit Betäubungsmitteln (BtM) – der Mediziner wiederum hatte einen Drogenhandel aufgebaut. Bei den Durchsuchungen stießen die Ermittler auf 1500 belieferte und abgeheftete BtM-Rezepte; 142 Fälle aus den Jahren 2009 bis 2011 kamen am Ende zur Anklage. Der Apotheker hätte sich den Weisungen des Arztes nicht unterordnen dürfen, entschied die Richterin.

Die PTA wurde in der Husumer Apotheke fristlos gekündigt. Inzwischen hat sie eine neue Anstellung und ihren Chef über den Vorfall informiert. Sie sagte vor Gericht aus, sich selbst bei der Arbeit in der Apotheke verstärkt zu kontrollieren. Außerdem bitte sie ihren Chef, ihre Bestellungen zu überprüfen. Diese selbst ergriffenen Maßnahmen und ihre bisher zuverlässige Arbeit wertete das Gericht positiv.

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