Lehrkräftetagung

Die Zukunft der PTA-Ausbildung

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Berlin -

Schwächere Geburtenjahrgänge und attraktive Berufsalternativen: PTA-Nachwuchs für Apotheken zu gewinnen, wird zur Herausforderung. Burkhard Pölzing, Leiter der Völker-Schule in Osnabrück, fasste auf der PTA-Lehrkräftetagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in Münster drei zentrale Diskussionspunkte zusammen: die Lehrinhalte, die Ausbildungslänge sowie die Finanzierung.

Die Anpassung der Inhalte werde von allen Interessenvertretern befürwortet, sagte Pölzing. Die ABDA, die Apothekengewerkschaft Adexa, der Bundesverband der PTA (BVpta) sowie die Apothekerkammern und -verbände sind Akteure neben der Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und Praktische Ausbildung“ der DPhG.

Zentrales Anliegen der DPhG-Arbeitsgruppe sei, PTA weiterhin qualitativ hochwertig auszubilden. Dazu müsse mehr Praxisbezug hergestellt werden. „Die PTA-Ausbildung ist historisch gewachsen naturwissenschaftlich ausgerichtet. Theoretische Grundlagen sollten sich aber mehr am echten Berufsalltag orientieren“, so Pölzing. Im Bereich Chemie seien Einkürzungen möglich, damit angehende PTA etwa in der Beratung und im Qualitätsmanagement stärker geschult werden könnten.

Zudem sprach sich Pölzing für mehr Wahlpflichtfächer aus. Sie sollten einen Lehranteil von 10 bis 20 Prozent ausmachen, um Schulen und Schülern mehr Profil zu geben. „Damit könnten die Schulen besser auf Entwicklungen des Marktes eingehen und entsprechende Unterrichtsangebote machen“, sagte er.

Die neuen Inhalte will Pölzing nicht über eine verlängerte Ausbildung unterbringen. „In der Schulorganisation ist eine zweieinhalbjährige Lehre aufgrund des Jahresrhythmus im Schulsystem nicht praktikabel“, sagte er. Ein zusätzliches halbes Jahr werfe außerdem Finanzierungsfragen auf. „Außerdem werten es unsere Schüler als Vorteil, dass sie nach nur zwei Jahren Unterricht schon Geld verdienen können“, so Pölzing. Er zieht daher eine Umstrukturierung der Schulphase bei gleichbleibender Länge vor.

Die veränderten Lehrinhalte bedeuteten Umstellungen in der Schulorganisation, betont Pölzing. „Möglicherweise müssen neue Lehrkräfte eingestellt werden“ sagte er. Auch die Ausrüstung der Schulen müsse auf dem neuesten Stand sein, um die Schüler optimal auf den Beruf vorzubereiten. Das koste Geld.

Eine derzeit diskutierte Finanzierungsform der PTA-Ausbildung sei die Umstellung auf ein duales System. „Vom Land Nordrhein-Westfalen wurde mitgeteilt, dass eine duale Ausbildung grundsätzlich denkbar sei“, berichtete Pölzing. Auch Apotheker unterstützen den Vorschlag – unter der Bedingung, dass PTA schon früh als Arbeitskraft zur Verfügung stünden.

„Die Apotheker wollen PTA schon einen oder zwei Tage während der schulischen Ausbildung in der Apotheke beschäftigen“, sagte Pölzing. „Doch das würde qualitative Abstriche bedeuten. Nicht jede Apotheke bildet gleich gut aus. Und das nötige Fachwissen für den Beruf kann nur an PTA-Fachschulen vermittelt werden“, ergänzte er. Dieser Ansicht stimmten laut Pölzing mit Ausnahme der Apothekerschaft in Westfalen-Lippe alle Akteure zu.

Die Arbeitsgruppe um Pölzing lehnt genau wie die ABDA auch eine Eingliederung der PTA-Ausbildung in Fachhochschulen ab. „Das wäre nicht praxisnah genug“, erklärte er. Zudem schränke es den Schülerkreis zu sehr ein: „Mit einer Ausbildung an Fachhochschulen würde der Beruf die Fachhochschulreife voraussetzen. Doch unsere Hauptzielgruppe sind Realschüler“, sagte Pölzing.

Auf der Suche nach PTA-Nachwuchs spricht sich Pölzing für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Apothekenberufen aus. „Wir haben ähnlich gelagerte Probleme und sollten unsere Kräfte bündeln“, sagte er. Unter den Schülern auf den allgemeinbildenden Schulen sollten Umfragen gemacht werden, welches Image der PTA-Beruf habe und was seine Attraktivität ausmache.

Laut Pölzing steht die PTA-Ausbildung zu anderen Berufen im Wettbewerb, die bekannter oder besser vergütet seien. Er fordert eine professionelle Werbung für die Tätigkeit, in der die positiven Merkmale hervorgehoben werden: „PTA werden gesucht, damit ist ein auch ein wohnortnaher Arbeitsplatz sicher. Teilzeitarbeit oder ein Wiedereinstieg nach einer Auszeit sind möglich. Die Arbeit ist abwechslungsreich und auch die kurze Ausbildungszeit ist durchaus ein Vorteil“, fasste Pölzing zusammen.

Die verstärkte Werbung um Nachwuchs helfe ebenfalls dabei, die Qualität der Ausbildung anzuheben. „In Westfalen-Lippe schließen aktuell nur 35 Prozent ihre angefangene PTA-Ausbildung ab“, sagte er. „Nur mit einer guten Lehre und guten Schülern kann das Gesamtniveau angehoben werden. Dazu benötigen wir genügend Bewerber“, so Pölzing.

Am 10. November lädt der Verein Gesundheitsregion Osnabrück-Emsland zu einer Veranstaltung zum Thema „Wohin entwickelt sich die Apotheke?“ ein. Pölzing wird über die Zukunft des PTA-Berufs referieren. Darüber hinaus stellt der emeritierte Professor Dr. Eugen Verspohl die Perspektiven des Pharmaziestudiums dar, während Rudolf Meyer, Inhaber der Hirsch-Apotheke in Osnabrück, die aktuellen Entwicklungen der PKA-Ausbildung präsentiert.

Die Völker-Schule bildet seit 1950 PTA aus. Sie ist staatlich anerkannt und wird von einem gemeinnützigen Schulverein getragen. Im Rahmen der Jahrestagung der PTA-Lehrkräfte im vergangenen November wurde dort die DPhG-Arbeitsgemeinschaft für Theoretische und Praktische Ausbildung gegründet. Vorsitzende der Gruppe ist Birgitt Robben, Fachlehrerin an der Völker-Schule. Ihre Stellvertreterin ist Regina Fischer von der Kerschensteinerschule in Stuttgart. Sechs Beiräte gehören zur Arbeitsgruppe, darunter Pölzing als Schatzmeister.

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