Zäh und Klar

Dexpanthenol besser in Konzentraten verarbeiten Alexandra Negt, 27.07.2020 09:19 Uhr

Dexpanthenol ist eine sehr zähe Substanz. Dexpanthenol-Konzentrate haben eine geringere Viskosität und lassen sich einfacher verarbeiten. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Dexpanthenol ist ein häufig eingesetzter Stoff innerhalb der Rezeptur. Insbesondere in Pflegecremes ist er oft enthalten. Dexpanthenol ist ein Derivat der Pantothensäure und stimuliert die Lipidsynthese im Körper. Deshalb wirken Salben mit diesem Arzneistoff wundheilungsfördernd. Die Verarbeitung des Ausgangsstoffes gestaltet sich schwierig. Aufgrund der hohen Viskosität sollte lieber zu Rezepturkonzentraten gegriffen werden.

Lange Fäden, die sich an der Fantaschale hochziehen und große Substanzreste an Glasstab und Kartenblatt, das ist bei der Einwaage von purem Dexpanthenol normal. Da hier große Wägeverluste generiert werden und die Einwaage zeitaufwendig ist, empfiehlt das NRF die Verwendung von Rezepturkonzentraten. Diese lassen sich auch ohne größeren Aufwand leichter in die jeweilige Grundlage einarbeiten.

Die pure Substanz ist zwar hygroskopisch, löst sich aber nur langsam in Wasser. Beim Lösevorgang kann unter Rühren mit dem Glasstab Schaum entstehen. Vor der Weiterverarbeitung muss dieser erst vollkommen verschwunden sein, nur so lässt sich die gesamte Masse homogen einarbeiten. Bei der Verwendung von Konzentraten entfällt das vorherige Lösen – die meist leicht viskosen Konzentrate können direkt aus dem Standgefäß in die Fantaschale überführt werden. Die Anreibung von weiteren Wirkstoffen, wie Glucocorticoide, sollte mit dem Dexpanthenol-Konzentrat nicht erfolgen. Besser: Anreiben in der Grundlage oder in einem in der Grundlage enthaltenen Hilfsstoff (Glycerin, MCT, Propylenglykol).

Im NRF finden sich zwei standardisierte Vorschriften für Dexpanthenol-Cremes. Bisher wurde die Herstellung mit der Reinsubstanz angegeben. Die Ergänzungslieferung 2020/1 nimmt die Rezeptur-Konzentrate mit auf. Dem Rezeptar wird nun auch die vereinfachte Methode nach geprüftem Standard ermöglicht. Empfohlen werden laut NRF zwei verschiedene Varianten. Einmal die Dexpanthenol-Stammlösung 50 Prozent (NRF S.36.), die bereits, durch die Zugabe von Citronensäure, pH-korrigiert ist. Des Weiteren wird das 50-prozentige Konzentrat auf Propylenglycol-Basis berücksichtigt.

Das NRF enthält eine Vorschrift für eine hydrophile Dexpantehnol-Creme 5 Prozent (NRF 11.28.) und eine Vorschrift für eine lipophile Dexpanthenol-Creme 5 Prozent (NRF 11.29.). Die Grundlage der hydrophilen Zubereitung ist Basiscreme. Die Herstellung im automatischen Rührsystem ist ebenfalls möglich. Hier sollten besser die 50-prozentigen Konzentrate eingesetzt werden. Die Grundlage der lipohilen Creme ist Wollwachsalkoholsalbe DAB. Beide Salben können mehrmals täglich aufgetragen werden. Die Zubereitungen unterstützen die Wundheilung und können darüber hinaus auch großflächiger als Pflegecreme eingesetzt werden.

Was man weiß: Dexpanthenol wird in der Haut zu Pantothensäure umgewandelt. Dort stimuliert sie die Lipidsynthese in der Zellmembran und ist wichtig für eine intakte Permeabilität. Eine intakte Barriere schützt die Haut nach außen vor exzessivem Wasserverlust und Austrocknung. Nach innen wird die Haut durch sie vor mechanischen Schäden, pathogenen Keimen oder Allergenen und UV-Strahlung geschützt. Jede Wunde stellt eine Lücke in dieser Schutzschicht dar – die schnelle Wundheilung ist demnach ein primäres Ziel innerhalb der Wundversorgung.

Dexpanthenol Salben sollten nicht auf frische, noch blutende Wunden aufgetragen werden. Hier könnten gerade lipophile Zubereitungen zu einem okklusiven Verschluss führen. Bakterien, die sich eventuell in der Wunde befinden, können sich in dem entstehenden feucht-warmen Milieu optimal vermehren. Vor dem Auftragen einer wundheilungsfördernden Creme sollte die Blutung gestoppt und die Wunde gereinigt und desinfiziert werden. Erst dann kann ein Dermatikum aufgetragen werden. Gut geeignet sind diese Salben für kleinere Schürfwunden. Grüßere und tiefere Wunden sollten primär feucht versorgt werden. Hydrokolloid- und Hydrogel-Pflaster sorgen für ein optimales Wundklima und reduzieren die Narbenbildung.