Berlin-Wahl

PTA kandidiert für Die Linke

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Berlin -

Fünf Tage vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus sehen die Meinungsforscher für SPD und CDU erhebliche Stimmenverluste voraus. Die SPD bliebe demnach zwar die Nummer eins in Berlin. Die CDU könnte aber noch hinter die Grünen abrutschen. Dagegen wird die Partei Die Linke vermutlich zulegen. Im Berliner Stadtteil Spandau kandidiert eine Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) für die Linkspartei. Die 27-jährige Franziska Leschewitz will einen Sitz erobern.

Laut einer aktuellen Umfrage der Online-Meinungsforscher von Civey im Auftrag des Tagesspiegels wird die SPD mit 21,4 Prozent zwar erneut stärkste Partei. Im Vergleich zur Wahl von 2011 muss die SPD aber einen herben Verlust von fast sieben Punkten einstecken. Der Koalitionspartner CDU kommt demnach nur noch auf gut 17 Prozent (2011: 23,3 Prozent). Damit landet die CDU vermutlich auf Platz drei noch hinter den Grünen, die knapp 19 Prozent erreichen können. Die Linke kann danach auf 16 Prozent (2011: 11,7) zulegen. Die AfD würde aus dem Stand 13 Prozent schaffen. Die FDP erreicht laut Umfrage mit 5,9 Prozent (2011: 1,8 ) den Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus. Die Piraten sind hingegen mit 3,4 Prozent (2011: 8,9) relativ chancenlos.

„20 Prozent wären das Optimum“, hofft Leschewitz auf kräftigen Rückenwind noch in den letzten Tagen. „Aber auf jeden Fall wollen wir stärker als die AfD werden.“ Das Ziel scheint erreichbar. Im Wahlkampf habe sich gezeigt, dass viele Bürger auf die Berliner Großen Koalition unter dem eher blassen SPD-Bürgermeister Michael Müller schimpfen. Jetzt liege es am Wahlkampf, die Unzufriedenen zur Linken zu ziehen und nicht in die Arme der AfD zu treiben, setzt Leschewitz auf Aufklärung.

Ob sie selbst davon profitiert, muss die PTA abwarten. Für das Spandauer Bezirksparlament kandidiert sie auf dem aussichtsreichen Listenplatz 4. Für das Berliner Abgeordnetenhaus muss sich die die 27-jährige Nachwuchspolitikerin aber noch hinten anstellen. Dass Platz 27 dafür reicht, ist eher unwahrscheinlich.

Das hängt unter anderem von der Anzahl der gewonnen Direktmandate ebenso ab wie vom komplizierten Wahlrecht mit Überhang- und Ausgleichmandaten. Und da gut 300.000 Berliner ihre Stimme per Briefwahl abgegeben haben, liegt das Endergebnis sowieso erst am Montagmorgen vor. Dass sie in Spandau das Direktmandat fürs Berliner Abgeordnetenhaus holt, ist unwahrscheinlich. Vor fünf Jahren hatte ihr Vorgänger in Spandau als Direktkandidat keine Chance.

Trotzdem bliebt Leschewitz optimistisch und hat Spaß am Wahlkampf. „Ich will mich um die Menschen kümmern“, sagt die PTA, die inzwischen Biologie studiert. Sie will in der Gesundheitspolitik etwas bewegen, „verbessern“, wie sie sagt. „Rabattverträge müssen abgeschafft und die Zahl der Krankenkassen verringert werden“, so Leschewitz: „Es muss mehr Ordnung ins System.“

Dass sie nicht mehr hauptberuflich in der Apotheke arbeite, hat nichts mit der Politik zu tun. „Ich wollte in die Wissenschaft“, so Leschewitz. Deshalb habe sie Biologie und nicht Pharmazie als Studienfach gewählt. „Die Apotheke hat mich nicht abgeschreckt, aber mich zieht es in die Forschung.“

Erst 2013 startete Leschewitz ihren Weg in die Politik. Geboren wurde sie in Rodewisch, einem kleinen Städtchen im sächsischen Vogtland. Auf die PTA-Ausbildung aufmerksam wurde sie durch ein Schulpraktikum. Ihre besondere Vorliebe galt schon während der Ausbildung der Biologie. 2009 zog die junge PTA nach Berlin, weil sie im Bezirk Spandau eine Anstellung in einer Apotheke fand.

Um sich das Biologie-Studium zu finanzieren, hat Leschewitz den weißen PTA-Kittel noch nicht ganz an den Nagel gehängt. Wenn der Wahlkampf vorüber ist, will sie wieder in einer Apotheke arbeiten.

Dass sie politisch bei der Linkspartei gelandet ist, erklärt Leschewitz mit ihrem sozialen Engagement. Außerdem stehe Die Linke zur inhabergeführten Apotheke vor Ort und spreche sich gegen Fremd- und Mehrbesitz aus. Damit kann sich Leschewitz identifizieren.

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