Berlin-Wahl

PTA: Apotheke oder Abgeordnetenhaus Lothar Klein, 22.09.2016 08:00 Uhr

Berlin - 

Auf direktem Weg ins Berliner Abgeordnetenhaus hat sie es nicht geschafft. Aber die 27-jährige Franziska Leschewitz, PTA und Kandidatin für Die Linke, darf weiter hoffen und bangen: Falls es wie erwartet in der Bundeshauptstadt zu einer Rot-Rot-Grünen Koalition kommt, stehen ihre Chancen gar nicht schlecht, doch noch einen Sitz zu ergattern. Sie muss jetzt noch ein paar Wochen zittern.

Die politischen Sondierungsgespräche haben gerade erst begonnen. Berlins Wahlgewinner und regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD), will vor einer Koalitionsentscheidung zunächst mit der CDU, den Grünen, der Linkspartei und auch mit der FDP Gespräche führen. Das kann dauern.

Eigentlich hätte Leschewitz aufgrund des Zuwachses der Linken auf 15,6 Prozent eine Platz im Abgeordnetenhaus erhalten müssen. Die PTA stand auf Platz 27 der Liste der Linken. Und genau 27 Sitze hat die Linke im Abgeordnetenhaus gewonnen. Weil die Partei aber besser abgeschnitten hat als gedacht, muss Leschewitz sich nun gedulden: Vier Direktmandate konnte die Linke in Ostberliner Stadtteilen holen. Damit rutschte sie mit ihrem Platz auf der Liste nach hinten.

Kommt es zur Rot-Roten-Grünen Koalition steigen aber wieder ihre Chancen: „Das muss ich jetzt abwarten“, so Leschewitz. Vermutlich werden die Linken zwei Posten im neuen Berliner Senat erhalten. Dazu kommen voraussichtlich noch zwei Staatssekretäre. Sollte die Linke dafür Politiker mit Sitz im neuen Abgeordnetenhaus auswählen, werden Plätze frei und Leschewitz könnte gerade so eben den Einzug schaffen.

Klappt das nicht, gibt es eine zweite Chance, im nächsten Jahr nachzurücken. Dann ist Bundestagswahl. Gewinnt ein Linke-Politiker aus dem Abgeordnetenhaus einen Sitz im Bundestag, würde wieder ein Platz für Leschewitz frei werden.

Übrigens: Niemand hatte damit gerechnet, dass die 27-jährige PTA im bürgerlichen Westberliner Bezirk Spandau das Direktmandat für Die Linke gewinnen könnte. Dort landete Leschewitz hinter der SPD, der CDU, der AfD und den Grünen mit 7,1 Prozent auf dem vierten Platz.

„Auf jeden Fall wollen wir stärker als die AfD werden“, hatte Leschewitz als Wahlziel ausgegeben. Das hat die Linke in Gesamtberlin zwar geschafft. Als Wermutstropfen bliebt hingegen, dass die AfD in Spandau mit über 16 Prozent klar an ihr vorbei gezogen ist. Auch ins Spandauer Bezirksparlament hat sie es damit nicht geschafft. Dort kandidierte sie auf Listenplatz 4. Die Linke gewann dort drei Mandate.

Erst 2013 startete Leschewitz ihren Weg in die Politik. Geboren wurde sie in Rodewisch, einem kleinen Städtchen im sächsischen Vogtland. Auf die PTA-Ausbildung aufmerksam wurde sie durch ein Schulpraktikum. Ihre besondere Vorliebe galt schon während der Ausbildung der Biologie. 2009 zog die junge PTA nach Berlin, weil sie im Bezirk Spandau eine Anstellung in einer Apotheke fand.

Ob Leschewitz weiter in einer Berliner Apotheke als PTA arbeiten wird, um sich das Biologie-Studium zu finanzieren, hängt nun von der Koalitionsbildung ab. Als Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses hätte sie dafür wohl keine Zeit mehr.