Heilpraktikerin statt PTA

„Apotheke ist für PTA ein Hamsterrad“

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Berlin -

Nach 13 Jahren in einer Apotheke hat sich Anne Becker selbstständig gemacht. Die PTA wollte mehr: „Es gibt für PTA keine Aufstiegsmöglichkeiten“, sagt sie. Weiterbildungen brachten keinen Karriere-Schub. Heute ist sie als Heilpraktikerin selbstständig und unterrichtet Nachwuchskräfte. Ihr Jobwechsel kam in der Apotheke nicht gut an.

Becker eröffnete Ende 2014 in Berlin ihre eigene Naturheilkunde-Praxis. Das Thema alternative Medizin war ein Schwerpunkt in der Apotheke, in der sie zuvor tätig war. „Ich hatte in der Apotheke viel mit Homöopathie zu tun.“ 2010 entschloss sie sich, ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin zu beginnen. Im Team erzählte sie bis zur Abschluss nichts von dem Kurs.

Als sie die Ausbildung erfolgreich geschafft hatte, berichtete sie auch ihren Kollegen davon. „Das wurde in der Apotheke nicht gut aufgenommen“, erinnert sie sich. „Sie haben sich verraten gefühlt.“ Becker fühlte sich vor eine Entscheidung gestellt und wählte den Weg in die Selbstständigkeit. „Nur weil andere meine Wahl nicht gut finden, hieß für mich nicht, dass ich meinen Weg nicht gehe.“

Die PTA gründete in Berlin eine eigene Praxis. In den ersten Monaten seien ihrem Berufstraum einige Ersparnisse zum Opfer gefallen. Patienten fand sie schnell: „Ich hatte Glück. Normalerweise arbeiten Heilpraktiker in den ersten Jahren eher nebenher. Bei mir ging es von Null auf Hundert.“ Bei der Gründung halfen ihr auch die Erfahrungen aus der Apotheke. „Ich habe dort Marketingmaßnahmen und Website-Design kennengelernt.“

In der Apotheke ließ sie sich unter anderem zur Fach-PTA für Ernährung weiterbilden. Es gebe ein großes Angebot an Seminaren. Doch man komme nicht weiter: „Apotheke ist für PTA ein Hamsterrad“, sagt Becker. „Mich hat es gestört, da ich mehr konnte und wollte.“ Karrierechance gebe es nicht.

In der Victualis Naturheilpraxis bietet sie verschiedene Naturheilverfahren, Akupunktur, Homöopathie und Hypnose an. Für die Diagnose werden traditionell ganzheitliche Diagnoseverfahren wie Pulsdiagnose und Zungendiagnose sowie moderne Labordiagnostik verwendet. „Mein Erfolgsrezept ist, auf meine Patienten einzugehen und mit Erfahrung zu punkten.“

Zudem arbeitet sie als Dozentin für Heilpraktiker-Schüler. „Die Kombination gefällt mir sehr gut.“ Sie fühlt sich wohl als Heilpraktikerin. Sie sei ausgelastet. „Ich habe eher bereut, den Schritt in die Selbstständigkeit nicht schon früher gewagt zu haben.“ Der Beruf der PTA sei auch sehr wichtig, betont sie. Jeder Apothekenleiter wisse eine kompetente und freundliche PTA zu schätzen. Leider bliebe diese Wertschätzung auch in finanzieller Sicht oft aus.

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