ZI meldet Anstieg der Infektionen

Acht Prozent mehr Borreliosen im ersten Corona-Jahr

, Uhr
Berlin -

Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen. So infizierten sich zuletzt mehr Menschen mit Borreliosen. Doch die lassen sich gut behandeln – wenn man aufpasst.

Welche Folgen kann eine Borreliose haben?

„Erst 1981 hat man herausgefunden, dass bei verschiedenen Erkrankungen, die schon vor über 100 Jahren beschrieben wurden und die auch verschiedene Organsysteme betreffen, ein Zusammenhang mit diesem Bakterium eine Rolle spielt“, erzählt Borreliose-Spezialist Helmut Eiffert vom MVZ wagnerstibbe für Medizinische Mikrobiologie in Göttingen. Die Zecken saugen Blut von Nagetieren, die eine von sechs Borrelien-Spezies in sich tragen, und speichern diese in ihrem Darm.

Docken die Zecken dann bei einem Menschen an, kommt es nicht sofort zu einer Übertragung. „Die Borrelien müssen erst in die Speicheldrüse wandern“, erläutert Eiffert. Es gibt also ein gewisses Zeitfenster, in dem die Zecke ohne weiterreichende Folgen entfernt werden kann. Am besten packt man sie mit einer speziellen Zeckenkarte oder einer Pinzette ganz nah an der Haut oder umschlingt sie mit einem Faden – „und dann schnell und gerade raus damit“, wie Wilking erklärt.

Zecken entfernen – aber wie?

Hat man gerade kein Hilfsmittel zur Hand – was ja besonders in der Natur häufig vorkommt – sollte man Wilking zufolge nicht warten, sondern die Zecke notfalls mit dem Fingernagel entfernen. „Die Beißwerkzeuge können dann zwar drinbleiben und sich auch etwas entzünden, wie eine Art Pickel, aber die stellen keine Gesundheitsgefahr da.“ Keinesfalls solle man warten, bis ein Arzt oder ein Drogeriemarkt wieder geöffnet hat, denn bis dahin hätten die Zecken wahrscheinlich schon mit der Abgabe der Borrelien begonnen.

„Wenn die Zecke sticht, dann gibt es im Schnitt bei drei Prozent eine Übertragung und in einem Prozent eine klinische Symptomatik“, berichtet Eiffert. „Meistens verschwindet das komplett wieder. Es kann aber sein, dass zum Teil Jahre später diese Bakterien wieder aktiviert werden, und das sind dann die schweren Fälle. Das sehen wir mittlerweile aber fast gar nicht mehr, weil frühzeitig mit Antibiotika behandelt wird.“ Auch Wilking betont: „Die Prognose ist bei frühzeitiger Entdeckung und Behandlung sehr gut.“

Gründliches Absuchen ist wichtig

Eiffert, der früher viele betroffene Kinder behandelt hat, weist aber darauf hin, dass gerade der Nachwuchs besonders häufig am Kopf gestochen wird – mit der Gefahr, dass die typische Wanderröte unter den Haaren unentdeckt bleibt und sich in der Folge schwerere Symptome entwickeln können. Neben bedeckender Kleidung ist deshalb das gründliche Absuchen nach einem Aufenthalt im Freien der beste Schutz gegen Borreliose. Findet sich tatsächlich eine Zecke, sollte man die Umgebung der Stichstelle gut im Auge behalten – und zwar sechs Wochen lang. Tritt die Wanderröte auf, sollte man umgehend zum Arzt gehen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Empfehlungen in der Selbstmedikation
Akute Ekzeme: Welche Topika wann empfehlen?
Kein Ersatz für Filialleitung
Vorzeitige Rente, Apotheke zu

APOTHEKE ADHOC Debatte