Brückenköpfe

Philipp Lahm wird Gesundheitslobbyist

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Berlin -

Aufgeregt hat sich kürzlich Fußballer Lukas Podolski, als ihn im Vorfeld der Europameisterschaft die Sportpresse als „Maskottchen“ der deutschen Nationalelf qualifizierte. Bayern München-Profi Philipp Lahm hat seine Fußballschuhe für das Löw-Team ausgezogen und bastelt stattdessen an seiner Karriere nach seiner Karriere: Ob er bei der neuen Berliner PR-und Kommunikationsagentur „Brückenköpfe“ mehr als ein PR-Gag wird, bleibt abzuwarten.

Bei der Eröffnungsfeier jedenfalls war der Fußball-Promi nicht anwesend. Seinen Griechenland-Urlaub wollte er dafür nicht unterbrechen. Direkt nach der Bundesliga-Saison war Lahm in den Süden geflogen, um die EM anschließend zu Hause erholt vor dem TV-Gerät zu verfolgen, wusste die Bild-Zeitung zu berichten. Wie viel Engagement Lahm bei den „Brückenköpfen“ einbringen will, muss sich also noch zeigen. Lahm soll in Zukunft Führungsseminare für Konzernchefs halten.

„Wer Robben und Lewandowski beim FC Bayern in eine Mannschaft integriert, kann auch CEOs erklären, wie sie ihre Abteilungsleiter führen können, zitierte Bild Jürgen Graalmann, ehemaliger Vorsitzender des AOK-Bundesverbands und heute Chef der Beratungsfirma.

„Ich bin überzeugt, dass die bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Ernährung, Bewegung, Pflege und Regeneration die Grundlage für meine erfolgreiche Karriere ist. Deshalb möchte ich möglichst vielen Menschen die Bedeutung des Themas Gesundheit aber auch den Spaß daran vermitteln“, wird Lahm auf der Internetseite der Agentur zitiert.

Lahm ist bei den Brückenköpfen ebenso an Bord wie der TV-Mediziner Eckart von Hirschhausen. Auf Prominenz legen die Berater offenbar großen Wert. Die Firma versteht sich als „Think Tank und Entscheidungsagentur“ für Ideen im Gesundheitswesen. Kunden sollen Krankenkassen, Konzerne, Interessenverbände und die Politik werden.

Auf die Fahnen geschrieben haben sich die Brückenköpfe vor allem das Thema Kommunikation. Denn laut Graalmann ist das deutsche Gesundheitswesen von einer „tiefem Misstrauenskultur“ geprägt. Man will das Klima durch „Brückenschlagen“ verbessern. „Da gibt es noch viel Potential“, so Graalmann bei der Eröffnungsfeier.

Die Macher der „Brückenköpfe“ sehen das Gesundheitswesen in einer Phase des Um- und Aufbruchs. „Es wird sich wahnsinnig viel verändern“, so Graalmann. Kommunikation zwischen den Akteuren sei der Schlüssel zum Erfolg.

Die Brückenköpfe residieren als Kommunikationsagentur standesgemäß in einem historischen Gebäude am Berliner Gendarmenmarkt – dem früheren Pressezentrum der DDR, in dem Günter Schabowski 1989 die Grenzöffnung der DDR verkündete.

Die Brückenköpfe sind allerdings nicht Lahms einzige unternehmerische Aktivität. Sein Konterfei soll den Sixtus-Werke helfen, zu altem Glanz zurückzufinden. Auch hier ist der Fußballprofi kürzlich nicht nur als Sympathieträger, sondern auch noch als Gesellschafter an Bord gegangen.

Lahm soll zwar nach Firmenangaben nicht zur Galionsfigur werden, doch das positive Image des WM-Stars weiß man sich sehr wohl zunutze zu machen. Mit dem Relaunch der Marken wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen. Nachdem unter alter Führung das Sortiment aufgeräumt worden war, gibt es jetzt auch wieder Produktneueinführungen.

Lahm ist nicht der erste Fußballpromi, der sein Image zur Vermarktung einer Sportsalbe einsetzt. Sein ehemaliger Teamarzt beim FC Bayern München, Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, ist der „Doc“ hinter der Doc-Salbe von Hermes. Mit Profelan hat er nach wie vor ein eigenes Produkt am Markt.

Andere Spitzensportler sind über reine Werbeverträge im Geschäft: Franziska van Almsick, Simone Laudehr, Oliver Kahn und neuerdings Sepp Maier sind aus den Kampagnen der Stada für Magnetrans beziehungsweise Mobilat bekannt. Die Klitschko-Brüder zeigten ihre Gesichter für das Nahrungsergänzungsmittel Eunova der Schwesterfirma Hemopharm/Stadavita. Tennis-Ass Philipp Kohlschreiber wiederum wirbt für das Sonnenschutzmittel Daylong der Nestlé-Tochter Galderma.

Im Sommer 2015 waren Graalmann und Uwe Deh überraschend bei der AOK von Bord gegangen. Grund waren „divergierende Auffassungen zur künftigen Aufstellung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Verbandes“. Als „grüne Hölle“ bezeichnete das Handelsblatt seinerzeit die Zustände in der Vorstandsetage in der Rosenthaler Straße. Beide haben sich als Politikberater selbstständig gemacht. Bei den Brückenköpfen ist außerdem der ehemalige Chef des Springer-Medizinverlags Hermannus Bernardus van Maanen an Bord.

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