Zuzahlungen

Rabattverträge: Patienten müssen blechen

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Berlin -

Wenn die Kasse spart, sollte auch der Patient profitieren – sollte man meinen. Tatsächlich steigen jedoch nicht nur die Einsparungen aus den Rabattverträgen. Auch der Anteil derjenigen Rabattarzneimittel, bei denen die Versicherten Zuzahlung leisten müssen, wächst kontinuierlich. Dies geht aus Zahlen des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und des Branchenverbands Pro Generika hervor.

Nur noch knapp jedes vierte Rabattarzneimittel ist laut DAV zur Jahresmitte teilweise oder komplett von der Zuzahlung befreit. Zehn Jahre nach Inkrafttreten der Rabattverträge ist die Befreiungsquote kontinuierlich gesunken – von 60 Prozent (2008) über 42 Prozent (2012) auf aktuell 23,7 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Anteil mit 23 Prozent sogar noch niedriger.

Laut DAV steigt die Last, die Patienten beim Einlösen eines Rezepts selbst tragen müssen, kontinuierlich: Im Jahr 2007 leisteten die Versicherten Zuzahlungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro, inzwischen sind es mehr als 2,1 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von rund 24 Prozent.

Dagegen sind die Nettoausgaben der Kassen im selben Zeitraum nur um 13 Prozent gestiegen. Denn die Einsparungen aus Rabattverträgen summierten sich laut Pro Generika zuletzt auf 3,9 Milliarden Euro. Legt man die verbleibenden Nettoausgaben für Generika zugrunde, werden mit den Zuzahlungen der Versicherten nicht nur die gesamten Kosten in diesem Bereich gedeckt. Es bleiben sogar 100 Millionen Euro übrig.

Zahlten die Versicherten vor zehn Jahren noch 6 Prozent der Ausgaben selbst, sind es aktuell 6,5 Prozent. Vor zwei Jahren zeigte die Schere sogar noch weiter auseinander, durch die Einführung der hochpreisigen Hepatitis-Medikamente sind die Ausgaben zuletzt wieder stärker gestiegen.

„Die Versorgung der Patienten durch die Apotheken wird durch Rabattverträge teilweise erschwert, und es gibt zusätzlichen Erklärungsbedarf. Aber die Krankenkassen sparen dadurch jedes Jahr mehrere Milliarden Euro ein“, kritisiert der Patientenbeauftragte des DAV, Berend Groeneveld. „Es ist unverständlich, warum die Krankenkassen ihre Versicherten nicht an diesen Ersparnissen beteiligen.“ Laut Groeneveld hat jede Krankenkasse die Chance, ihre Versicherten zu entlasten, indem sie ihnen bei Rabattarzneimitteln die Zuzahlung komplett oder zur Hälfte erlässt.

Grund für den Anstieg der Zuzahlung ist laut Pro Generika die Festbetragsregelung: Nur Präparate, deren Preis 30 Prozent unter der Erstattungsgrenze liegt, sind von der Zuzahlung befreit. Weil sich die Preisspirale regelmäßig dreht, fallen immer wieder Präparate aus der Gruppe. Laut Pro Generika ist die Zahl der zuzahlungsbefreiten Generika insgesamt seit Jahren rückläufig. Waren bei der Einführung der Regelung rund 14.000 PZN befreit, waren es 2011 nur noch 7100. Bis 2014 hatte sich die Zahl erneut auf knapp 3500 halbiert. 2016 waren 3646 PZN befreit.

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