Arzneimittelausgaben

Trotz Boni: Rx-Versandhandel steckt fest APOTHEKE ADHOC, 17.08.2018 14:11 Uhr

Berlin - 

Knapp zwei Jahre nach dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni für ausländische Versandapotheken kann der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln keine Marktanteile hinzugewinnen. Im ersten Halbjahr 2018 stagnierte der Rx-Umsatz der Versender, nur bei den abgegebenen Rx-Packungen konnten sie um 2 Prozent leicht zulegen. In den Vor-Ort-Apotheken wuchs der Rx-Umsatz hingegen nach aktuellen Zahlen von Iqvia schneller um 5 Prozent. Wegen des guten OTC-Geschäfts befindet sich der Versandhandel insgesamt aber weiter im Aufwind.

Im ersten Halbjahr legten Arzneimittel über den elektronischen oder telefonischen Bestellweg um je 7 Prozent nach Umsatz und Absatz zu. Insgesamt bestellten Verbraucher 64 Millionen Packungen im Wert von 608 Millionen Euro. Treiber ist dabei die weiterhin hohe Nachfrage nach OTC Präparaten: Diese legte in den ersten sechs Monaten um 9 Prozent nach Wert und 7 Prozent nach Menge zu. Rezeptpflichtige Arzneimittel, deren Anteil am Versandhandel nach wie vor gering ausfällt, verbuchten Iqvia zufolge nur 2 Prozent mehr Packungen bei stagnierender Wertentwicklung.

Unter den führenden Präparategruppen im OTC-Versandhandel wurden vor allem Schnupfenmittel (+13 Prozent), Hypnotika und Sedativa (+10 Prozent) und Produkte gegen trockene Augen (+9 Prozent) stärker nachgefragt. Zu den führenden Rx-Gruppen des Versandhandels gehörten in der Mehrzahl Therapien gegen chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Angiotensin-II-Antagonisten als Monopräparate: +9 Prozent; Diuretika: +5 Prozent und Lipidregulatoren: +5 Prozent), aber auch Thyreoidpräparate (+5 Prozent) gegen Schilddrüsenerkrankungen und Antidepressiva (+3 Prozent).

Im gesamten Apothekenmarkt gingen im ersten Halbjahr 821 Millionen Packungen Arzneimittel im Wert von 17,7 Milliarden Euro (ApU) an Patienten. Der Umsatz legte um 5 Prozent zu. Die Packungszahl wuchs um 3 Prozent. Laut Iqvia verlief die Entwicklung in den ersten sechs Monaten aber sehr schwankend: Im April erzielte der Apothekenmarkt die höchsten Steigerungsraten (Umsatz +11 Prozent/Absatz +6 Prozent).

Vor allem Krebspräparate waren gefragt. Am stärksten stieg der Umsatz von Antineoplastika (+42 Prozent). Vier weitere Gruppen verbuchten ebenfalls ein zweistelliges Wachstum: Proteinkinasehemmer (+13 Prozent), MAB Antineoplastika (+12 Prozent), direkte Faktor Xa-Hemmer (+23 Prozent) und zytostatische Hormonantagonisten (+10 Prozent). Innerhalb der absatzstärksten zehn Produktgruppen verbuchen im ersten Halbjahr 2018 vor allem Schmerz-, Erkältungs- und Schnupfenmittel ein nennenswertes Wachstum.

Bei Rx-Arzneimitteln erhöhte sich der Umsatz im ersten Halbjahr 2018 um 5 Prozent auf 15 Milliarden Euro. Es wurden 375 Millionen Packungen (+1 Prozent ) abgegeben. Ein nennenswertes Wachstum erzielten Lipidregulatoren (+4 Prozent), Angiotensin-II-Antagonisten (+9 Prozent) und Beta-2-Agonisten (+5 Prozent). Breitspektrumpenicilline wurden saisonal bedingt vor allem im ersten Quartal deutlich häufiger abgegeben. Ihr Absatz erhöht sich über die ersten sechs Monate um 10 Prozent. Bei OTC-Arzneimitteln gab es in der ersten Jahreshälfte ein mittleres einstelliges Umsatz- und Absatzwachstum (+6 Prozent / +4 Prozent).

Zu Lasten der Krankenkassen wurden in der ersten Jahreshälfte Arzneimittel im Wert von 20 Milliarden Euro (Abgabepreise, AVP) abgegeben. Das ist ein Plus von 4 Prozent. Einsparungen aus Rabattverträgen sind in dieser Summer allerdings nicht berücksichtigt. Die Mehrausgaben gegenüber Vorjahr belaufen sich auf 788 Millionen Euro. Ein großer Teil davon entfällt laut Iqvia auf innovative Krebstherapien, Therapien zur Schlaganfallprophylaxe und spezifische Antirheumatika.

Die GKV sparte im ersten Halbjahr 2018 durch Herstellerzwangsabschläge 2,1 Milliarden Euro (+25 Prozent) ein. Mittlerweile ergeben sich 60 Prozent dieses Volumens durch Einsparungen aus Erstattungsbeträgen. Im Vorjahresvergleichszeitraum lag ihr Anteil noch bei 51 Prozent. Durch den Apothekenabschlag von 1,77 Euro auf jede für GKV-Versicherte abgegebene rezeptpflichtige Packung sparten die Kassen im ersten Halbjahr 2018 gut 571 Millionen Euro. Die Summe der Apothekennachlässe liegt damit um 0,6 Prozent knapp über dem Vorjahreswert.