Rheumavertrag

TK: Rabattprämie für Rheumatologen

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Berlin -

Teure Medikamente sind nicht nur für Apotheken und Großhändler ein Problem, sondern stellen auch Ärzte vor Herausforderungen. Zwar gibt es für Extremfälle wie Sovaldi derzeit ein zusätzliches Budget, doch bei anderen Hochpreisern drohen irgendwann Regresse. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat daher einen Rheumavertrag aufgelegt, der gute Verordnungen belohnt. Finanziert wird das Ganze durch die Hersteller.

Die Mediziner erhalten einem TK-Sprecher zufolge für jeden vom Vertrag erfassten Patienten eine zusätzliche Vergütung für die engmaschige, leitliniengerechte Behandlung und die Verlaufskontrolle. „Diese bezieht sich nicht nur auf die dokumentierte Begleitung einer Eskalation mit einer Neueinstellung auf ein First-Line-Biologikum, sondern auch auf die Deeskalation.” Sofern medizinisch notwendig, werde auch die Umstellung von einem Biologikum auf ein anderes vergütet.

Pro Patient und Quartal erhalten die teilnehmenden Ärzte 40 Euro. Der Zuschlag wird maximal für zwei Jahre gezahlt. 25 Euro davon entfallen auf den mit dem Rheumavertrag verbundenen Betreuungs- und und Dokumentationsaufwand. 15 Euro erhält der Arzt für eine wirtschaftliche Verordnungsweise.

Ein Ampelsystem unterstützt die Ärzte bei der Einhaltung der vereinbarten Quote: Rabattpartner der TK werden grün angezeigt; für sie werden in der Wirtschaftlichkeitsprüfung nur 70 Prozent des Listenpreises angesetzt. Bei Präparaten aus der mittleren Gruppe liegt der Vorteil immerhin bei 10 Prozent.Laut TK dient das Schema als einfache Übersicht der Wirtschaftlichkeit der Biologika; zugleich bleibe die Therapiefreiheit gewahrt: „Weil die Verordnungsquote über die Gesamtheit der teilnehmenden Ärzte ermittelt wird, lässt sie dem Einzelnen Spielraum bei den Verordnungen“, so der Sprecher. Vorgesehen ist eine Rabattquote von 66 Prozent. Müssten Patienten aus medizinischen Gründen mit anderen Präparaten behandelt werden, wirke sich das nicht auf die Vergütung aus.

Der Rheumavertrag, an dem insgesamt elf Kassen beteiligt sind, wurde 2013 mit dem Berufsverband Deutscher Dermatologen (BDRh) geschlossen und steht laut TK bundesweit allen Fachärzten für Innere Medizin und Rheumatologie sowie deren hausärztlich niedergelassenen Kollegen und Pädiatern mit der Zusatzweiterbildung Rheumatologie offen.

„Seit Anfang 2014 schließen sich kontinuierlich immer mehr Rheumatologen dem Vertrag an“, berichtet TK-Chef Thomas Ballast. „Die Ärzte schätzen die Transparenz und Planbarkeit, die ihnen der Vertrag bietet. Gleichzeitig bleibt ihre Therapiefreiheit erhalten. Wichtig ist uns, dass Ärzte und die TK auf Augenhöhe agieren.“

Im Vergleich zu Generika griffen bei Biosimilars nicht die gleichen Voraussetzungen zum Austausch der Präparate in der Apotheke, argumentiert die TK. Die Umsetzung der Rabattverträge müsse daher durch Arztverträge wie den TK-Rheumavertrag unterstützt werden. Zusätzlich gibt es seit vergangenem Jahr den Arzneimittel-Coach für Rheumapatienten, an dem auch die Apotheker beteiligt sind.

Finanziert wird der Rheumavertrag über die Rabattvereinbarungen mit den Herstellern. Jüngster Neuzugang ist Humira (Adalimumab). Das Präparat von Abbvie wird eingesetzt zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, Psoriasis und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und ist mit etwa 800 Millionen Euro im Jahr das umsatzstärkste Arzneimittel in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Der Vertrag startet zum 1. April 2016 und wurde in einem gemeinsamen Open-House-Verfahren der TK mit sieben weiteren, ebenfalls am Rheumavertrag beteiligten Krankenkassen durchgeführt.

„Durch den Rabattvertrag wird Humira nun auch in unseren Rheumavertrag aufgenommen und erweitert die wirtschaftlichen Therapieoptionen noch einmal um einen wichtigen Wirkstoff“, so Sabrina Segebrecht, Apothekerin bei der TK. Durch die Zusammenarbeit der Ärzteschaft, Krankenkassen und pharmazeutischen Industrie im Rahmen des Rheumavertrags werde die wirtschaftliche und qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung für Patienten gefördert, für die eine Biologika-Therapie erforderlich sei.

Für das Biosimilar Remsima (Infliximab) gab es schon im vergangenen Jahr einen Rabattvertrag – nur einen Monat nach Marktantritt. Bei sechs großen Krankenkassen war Mundipharma als deutscher Vertriebspartner für Celltrion unter Vertrag gekommen. TK, DAK-Gesundheit, KKH, BKK vor Ort, pronova BKK und HEK hatten gemeinsam in einem Open-House-Verfahren nach Partnern gesucht. Als zweiter Hersteller ist der Originalhersteller Johnson & Johnson mit Remicade dabei; deutscher Vertriebspartner ist MSD Sharp & Dohme.

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