Rezeptfälschung: Prozess gegen Apotheker-Bande Tobias Lau, 12.02.2018 18:15 Uhr
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Apotheker-Bande vor Gericht: Vor dem Landgericht Berlin müssen sich sechs Personen verantworten. Foto: Andreas Domma
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Sie sollen die Kassen mit gefälschten Rezepten betrogen haben. Foto: Andreas Domma
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Die Medikamente sollen mit Abschlag an andere Apotheken weiterverkauft worden sein.
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Verhandelt wurde zum Prozessauftakt im großen Saal 500 im Landgericht Berlin. Foto: Andreas Domma
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Der Prozess wird am 16. Februar 2018 fortgesetzt, aktuell ist die Verhandlung bis Ende Mai terminiert. Foto: Andreas Domma
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Das Medieninteresse zum Prozessauftakt war groß. Foto: Andreas Domma
Berlin - In Berlin hat heute der Prozess gegen eine Bande begonnen, die über mehrere Jahre hinweg mit gefälschten Rezepten die Krankenkassen um mehr als 2,5 Millionen Euro betrogen haben sollen. Die Hauptangeklagten, Apotheker Klaus H. und seine Lebensgefährtin Galya S., waren zu Prozessbeginn geständig und zeigten Reue. Trotzdem bleiben noch einige Fragen zu klären.
Den drei Hauptangeklagten wird banden- und gewerbsmäßige Urkundenfälschung und Betrug in 125 Fällen vorgeworfen, wobei ein einzelner Fall oftmals mehrere gefälschte und eingelöste Rezepte beinhaltete. Zwei weiteren Personen wird zur Last gelegt, sich lediglich an einer Tat beteiligt zu haben. Ein weiterer Angeklagter ist vor Beginn des Prozesses verstorben.
Pro Rezept sei im Durchschnitt ein Schaden von 15.000 Euro entstanden, heißt es. Die Beschuldigten hatten sich über einen Apothekenmitarbeiter, dem in einem anderen Verfahren der Prozess gemacht wird, Patientendaten besorgt und über den Mitangeklagten Edin S. gefälschte Rezepte für hochpreisige Medikamente erhalten.
S. habe die Rezepte jedoch nicht selbst gefälscht, sondern von einem unbekannten Dritten – dem „Zettelmann“, dessen Identität die weiteren Angeklagten angeblich nicht kennen – anfertigen lassen. Gedruckt wurden die Rezepte laut Edin S. von einer ebenfalls unbekannten Mitarbeiterin der Charité in Berlin. Zwischen 2013 und 2016 sollen die Beschuldigten diese Rezepte dann von größtenteils noch unbekannten Mittätern in dutzenden Apotheken in Berlin gegen die verschriebenen Medikamente eingetauscht haben. Mit den Medikamenten sollen sie dann zu zwei eingeweihten Apothekern mit Großhandelslizenz gegangen sein, denen in einem anderen Verfahren der Prozess gemacht wird.
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