Rabattverträge

Pro Generika: Stunde Null für Biosimilars dpa/APOTHEKE ADHOC, 06.01.2016 12:58 Uhr

Berlin - 

Pro Generika fordert besseren Marktzugang für Biosimilars. Durch Rabattverträge mit Originalherstellern werde der faire Wettbewerb behindert, Einsparpotenzial werde nicht berücksichtigt. Eine „Stunde Null“ im Moment des Patentablaufs soll Biosimilars helfen, sich im Markt zu entwickeln.

Der Branchenverband fordert den Gesetzgeber auf, den Arzneimittelmarkt stärker für biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte zu öffnen. Biosimilars leisteten heute einen wichtigen Beitrag dazu, dass Patienten einen am Bedarf ausgerichteten Zugang zu modernen, preisgünstigen biopharmazeutischen Arzneimitteln bekämen, sagte Geschäftsführer Bork Bretthauer. Den im Verhältnis zum jeweiligen Originalprodukt preisgünstigen Biosimilars sollte ein fairer Wettbewerb ermöglicht werden.

Eine Möglichkeit, Biosimilars den Weg zum Markt zu versperren, besteht darin, dass Krankenkassen direkt nach Auslaufen des Patentschutzes exklusive Rabattverträge mit dem Originalhersteller schließen. Wo es, wie bei der AOK Baden-Württemberg, solche Verträge gibt, liegt der Anteil der günstigeren Biosimilars weit unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Die höchsten Versorgungsanteile sind demnach dort festzustellen, wo keine Rabattverträge bestehen. Als Beispiel nennt Pro Generika bei die AOK Rheinland/Hamburg. „Hier kommt der große Vorteil der Biosimilars, der niedrige Preis, richtig zum Tragen“, hieß es.

Es gelte also, eine bedarfsgerechte und vor allem finanzierbare Versorgung der Patienten mit biopharmazeutisch hergestellten Arzneimitteln zu ermöglichen, statt auf kurzfristige Einspareffekte durch Rabattverträge zu setzen. Pro Generika plädiert entsprechend für eine „Stunde Null“ im Moment des Patentablaufs, von dem an sich der Markt ohne Rabattverträge relativ frei entwickeln könne. Der Verband vertritt Hersteller, die nach Patentschutzablauf eines Originalpräparates preisgünstige wirkstoffgleiche Nachahmerprodukte herstellen.

Nach einer neueren Studie sind sieben der zehn ausgabenstärksten Arzneimittel Biopharmazeutika. Sie haben ein Umsatzvolumen von 2,73 Milliarden Euro. Deren Patente laufen in den nächsten Jahren aus. Die Ausgabenentwicklung bei den Biopharmazeutika insgesamt wird sich nach einer Prognose zwischen 2010 und 2020 auf 16,4 Milliarden Euro verdoppeln.

2015 war ein Jahr des Paradigmenwechsels für Biosimilars. Erstmals war der Marktanteil der biopharmazeutischen Produkte, bei denen der Patentschutz ausgelaufen ist, größer als der der klassischen chemisch-synthetisch hergestellten Arzneimittel (1,34 Milliarden Euro versus 0,5 Milliarden Euro). Im kommenden Jahr werden sich die Verhältnisse zwar wieder umkehren. Doch mittelfristig liegen die Biopharmazeutika bei den Patentabläufen beim Umsatzvolumen vorne.