Parallelhandel

Importeure: „Populistische Falschaussagen“ von Broich APOTHEKE ADHOC, 26.06.2015 11:50 Uhr

Berlin - 

Zuletzt häufte sich die öffentliche Kritik am Parallelhandel. Professor Dr. Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bezeichnete den Parallelimport als „Einfallstor für Fälschungen“. Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) wirft Broich nun in einem offenen Brief vor, sich „vor den Karren der Pharmaindustrie“ spannen zu lassen und „mit populistischen Falschaussagen gegen den Parallelimport Stimmung“ zu machen.

Die Unternehmen der Parallelimporteure unterlägen der strengen Überwachung „nicht zuletzt Ihrer Bundesbehörde“, heißt es in dem Brief. In zahlreichen Audits hätten die zuständigen Abteilungen die Unternehmen inspiziert.

„Sie haben unsere Pharmakovigilanzabteilungen unter anderem hinsichtlich der Wareneingangskontrolle und Fälschungssicherheit kontrolliert und in abschließenden Auditberichten für ordnungsgemäß befunden“, schreiben die VAD-Vorstände Thilo Bauroth und Jörg Geller, die auch im Vorstand der Unternehmensgruppe Kohl Medical sitzen. „Uns ist schleierhaft, was Sie nunmehr bewegt, die Erkenntnisse Ihrer eigenen Behörde in Frage zu stellen.“

Aus ihrer Sicht müsste gerade Broich als BfArM-Präsident wissen, dass die Parallelimporteure konstruktiv mit dem BfArM, dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), den zuständigen Landesbehörden und der italienischen Arzneimittelbehörde AIFA zusammengearbeitet hätten, um die von Fälschungen betroffenen Arzneimittel zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen. Tatsächlich habe der Parallelvertrieb die skandalösen Verhältnisse über den organisierten Diebstahl von Arzneimitteln ans Licht gebracht.

Schon in der vergangenen Woche hatte der VAD die Äußerungen von Broich kritisiert. Die Aussagen zum Parallelhandel seien nicht tragbar und stünden dem BfArM-Chef nicht zu. In dem Offenen Brief erklärt der VAD: Die gesetzgeberische Entscheidung, Apotheken zur Abgabe preisgünstiger Importe zu verpflichten, sei im Sozialgesetzbuch (SGB V) verankert und betreffe einen Bereich, der nicht zu den Aufgaben und in die Zuständigkeit des BfArM gehöre.

„Wir sind deshalb der Auffassung, dass es Ihnen als Präsident des BfArM besser zu Gesicht gestanden hätte, sich mit dieser Meinungsäußerung zurückzuhalten und Neutralität zu wahren“, schreiben Bauroth und Geller. Zumal das Thema Arzneimittelfälschung aus ihrer Sicht nichts mit der Importquote zu tun hat.

Abschließend bitten die VAD-Vorstände um ein klärendes Gespräch. Bereits nach Broichs Amtsantritt im September des vergangenen Jahres habe man um ein solches gebeten – leider sei eine Reaktion ausgeblieben.