Allergiker protestieren

Neuschnupfen-Kampagne: Ärger für DocMorris & Co.

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Berlin -

Die Kampagne unter dem Motto „Neuschnupfen“ des EU-Versandapothekenverbands EAMSP geht nach hinten los. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) protestiert gegen den aus seiner Sicht geschmacklosen Slogan – und ärgert sich über die Apotheker, die hinter der Aktion stehen.

Unter dem Motto „Neuschnupfen“ hat der EAMSP eine Kampagne aufgelegt, die für die Digitalisierung im Gesundheitswesen werben soll – beziehungsweise sich über die Bedenken dagegen lustig macht. Von der These der „allergischen Reaktion auf alles Neue“ ausgehend, macht der Verband seinem Spott über alles vermeintlich Gestrige offen Luft.

Während sich die Fachöffentlichkeit über die eher mäßig lustigen Wortspiele wundert, hat man beim DAAB gar kein Verständnis für die Aktion: Eine Allergie sei keine Bagatelle – und Vertrauen sei nicht nur ein Wort, schreibt der Verband bei Facebook. Heuschnupfen gehöre zu den teuersten Erkrankungen für die Volkswirtschaft und das Gesundheitssystem; Grund sei vor allem die große Häufigkeit der Erkrankung. Eine Allergie sei auch für die Betroffenen gefährlich, aus ihr könne ein allergisches Asthma entstehen.

„Wenn nun auch Apotheker den Heuschnupfen zu Werbezwecken für die Digitalisierung im Apothekenbereich als Bagatelle darstellen und auf der Internetseite www.neuschnupfen.eu eine Verballhornung des Heuschnupfens und damit auch der vielen Allergie-Patienten vornehmen, ist ein absoluter Tiefpunkt in der Darstellung des Heuschnupfens erreicht.“

Millionen Menschen litten in Europa unter Allergien und gehörten somit zu den potenziellen Kunden dieser Internet-Apotheken, so der DAAB weiter. „Umso unverständlicher, dass der Verband eine große Kundengruppe mit seinem Internetauftritt lächerlich macht und dann damit wirbt: ‚Jeden Tag vertrauen uns Millionen Menschen in Deutschland und Europa ihr Wertvollstes an – ihre Gesundheit.‘“ Der Verband fordert seine Follower auf, gegen die Aktion zu protesierten: „Sind Sie auch der Meinung, dass diese Aktion zu weit geht, dann sagen Sie dem Europäischen Apothekerverband Ihre Meinung: [email protected]!“

„Wir nehmen der Digitalisierung die Risiken und Nebenwirkungen“, verspricht der EAMSP in seiner Kampagne, die seit etwa einer Woche läuft. Angst und Zurückhaltung hätten uns weit gebracht: bis ins Heute. „In unserer digitalen Welt bringen sie uns aber immer weniger weiter.“ Schließlich seien Risiken heute nicht mehr gleichzusetzen mit „aufgefressen werden“ – sondern oft auch mit den größten Chancen unserer Zeit.

„Trauern wir den Öffnungszeiten unserer Bank nach? Vermissen wir es, zum Lieblingssong zu spulen? Oder dem Abendprogramm weniger Sender ausgeliefert zu sein?“ Der EAMSP beschreibt die Vorteile: „Schuhe online bestellen, ohne sie vorher anprobiert zu haben? Ja, bitte! Vieles, was früher undenkbar war, ist heute nicht mehr wegzudenken.“

„Ubertreiben“ wolle man es trotzdem noch nicht. Oder besser doch? „Hatschi. Blaubeeren und Gouda per Mausklick in den Einkaufswagen legen? Da juckt es gerade noch richtig in der Nase. Rezepte digital einlösen? Gesundheit! Und noch einmal: Gesundheit!“

Der digitale Wandel lasse sich nicht aufhalten. „Respekt davor kann immer noch gesund sein – aber Angst und Übervorsicht sind keine hilfreichen Ratgeber mehr. Weiter kommt, wer weiter lernt, entdeckt, ausprobiert. Egal, ob es beim nächsten Rezept um Husten geht oder das Abendessen, für das noch Gouda fehlt. Hatschi? Gesundheit!“

Im EAMSP sind die EU-Versandapotheken zusammengeschlossen, darunter Zur Rose mit den Ablegern DocMorris und Vitalsana, Shop-Apotheke samt Europa Apotheek und Farmaline, Die Berater Apotheke, Newpharma aus Belgien, iLekaren aus der Slowakei sowie Medicanimal und Chemist4U aus Großbritannien. Im Vorstand sind Max Müller und Klaus Gritschneder, das Büro ist in Hamburg bei der Kanzlei Diekmann untergebracht.

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