Krankenhäuser

Misslungene Privatisierung Alexander Müller, 27.07.2007 15:49 Uhr

Berlin - 

Als Zauberformel zur Sanierung ehemaliger Staatsbetriebe taucht immer wieder das Wort Privatisierung auf. Unternehmen könnten, das war lange Konsens, die Arbeit billiger und besser erledigen als die öffentliche Hand. Die Realität bei der Privatisierung kommunaler Krankenhäuser schreibt eine andere Geschichte.

So muss ein Arzt in einer privat geführten Klinik durchschnittlich 35 Prozent mehr Patienten betreuen als in einem öffentlichen Krankenhaus. Auch beim Pflegedienst und dem medizinisch-technischen Dienst haben die Mitarbeiter privat geführter Häuser höhere Fallzahlen. Dies geht aus einer Statistik der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) aus dem Jahr 2005 hervor. Danach ist gut ein Viertel der rund 2139 deutschen Kliniken in privater Trägerschaft.

Mangelhafte Versorgung und zu wenig Personal, lautete auch das Urteil der Befragten in der ARD-Reportage „Panorama“ am Donnerstag. Im Zentrum des Berichts standen drei Hamburger Kliniken, die von dem privaten Klinikverbund Asklepios übernommen wurden. Laut Hamburger Verbraucherzentrale hätten sich die Beschwerden über diese Kliniken gehäuft, hieß es in dem Bericht. Mehrfach habe „Panorama“ mit Vertretern der Stadt gesprochen. Überraschend leichtgläubig hätten diese dem börsennotierten Unternehmen geglaubt, alle erzielten Gewinne würden in die Kliniken reinvestiert. Wirtschaftswissenschaftler bezweifelten diese Aussage von Asklepios in dem ARD-Bericht. Ein Sprecher des Unternehmens gab gegenüber APOTHEKE ADHOC an, es sei „noch nie auch nur ein Euro Gewinn an die Gesellschafter ausgeschüttet“ worden.

Auch die Beschäftigten fühlen sich laut „Panorama“ überfordert. Mehr als 2.000 möchten von ihrem vertraglichen Rückkehrrecht zur Stadt Gebrauch machen. Wegen der Klausel muss die Stadt Hamburg das Pflegepersonal wieder einstellen. Etwa jeder vierte Angestellte habe diese Option gezogen, sagte der Asklepios-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Die Kritik betreffe nicht alle, aber doch einige der privaten Kliniken, so „Panorama“ weiter. Bewertet wurden neben den Hamburger Kliniken in Barmbek, Harburg und Altona auch das Rhön-Klinikum in Marburg. Asklepios gehört mit 48 Akutkliniken und 14 Rehakliniken wie auch die Rhön-Klinikum AG mit 46 Kliniken zu den größten Krankenhausketten in Deutschland. Der dritte große Verbund heißt Helios mit 36 Akut- und 20 Rehakliniken.