Hausarztmangel

Medibus fährt übers Land

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Berlin -

Nach einjähriger Vorbereitung nimmt der Medibus in Hessen demnächst seine Tour auf: In der dünnbesiedelten Region Bad Hersfeld/Rotenburg in Nordhessen soll der Bus ab Januar 2018 die Patienten besser versorgen. Dort wirkt sich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) der Hausarztmangel bereits jetzt deutlich aus. Die genaue Route des Busses liegt noch nicht fest. Er soll pro Tag zwei Stopps einlegen.

Die KV Hessen ist für das Modellprojekt eine Kooperation mit der DB Regio eingegangen und mietet für eine zweijährige Pilotphase den Medibus von der Deutsche-Bahn-Tochter. Dazu KV-Vorstand Dr. Eckard Starke: „Der Medibus soll die niedergelassenen Hausärzte da verlässlich unterstützen, wo diese an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und durch Praxisaufgaben von Kollegen nicht noch mehr Patienten zu ihrem bereits großen Patientenstamm übernehmen können. Wir wollen damit die wohnortnahe Patientenversorgung sicherstellen.“

Im April 2017 gab es in Rotenburg an der Fulda bereits eine Auftaktveranstaltung für die Hausärzte der Region. Viele Folgegespräche wurden seitdem geführt und als nächstes wird die KV Hessen auf die Bürgermeister in der Region zugehen, um sich mit ihnen auf geeignete Busstandorte zu verständigen. „Wir planen, dass der Medibus pro Tag zwei Standorte anfährt. Seine Route und seine Haltstellen werden wir in den nächsten Wochen mit allen Beteiligten entwickeln“, so Starke.

Analog zu Bücherei-Bussen soll es einen festen Zeitplan und Standort – etwa auf dem Parkplatz des Bürgerhauses – geben, nach dem sich Patienten richten können. Für die Patienten solle so ein „Gewohnheitsfaktor“ entstehen. Der Medibus ist laut KV keine Alternative zum Hausarzt. Eine Terminvergabe wird dort nicht möglich sein. Das innovative Versorgungsprojekt versteht sich vielmehr als eine „verlässliche Ergänzung“ zur Hausarztpraxis am Ort.

An Bord ist dazu ein Arzt, ebenso eine Medizinische Fachangestellte sowie der Fahrer, der auch bürokratische Basis-Aufgaben übernehmen könne, so die KV. Über eine Video-Konsultation sollen Haus- und Fachärzte vor Ort einbezogen werden. Das fördere die Vernetzung unter den Kollegen. Auf einem Bildschirm im Bus werden darüber hinaus Porträts, Namen und Telefonnummern der Niedergelassenen angezeigt.

Denkbar sei auch, Apotheker einzubinden, heißt es bei der KV Hessen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Die Überlegungen setzten bei der Beobachtung an, „dass es natürlich dort, wo Ärzte fehlen, oft auch keine Apotheken mehr gibt“.

Derzeit laufen die Gespräche mit potenziell teilnehmenden Ärzten. Mobile Ärze könnten auch hälftig bei der KV angestellt sein, so die KV: „Das kann etwa für junge Ärzte, die erst einmal in die ambulante Versorgung reinschnuppern wollen, eine gute Chance sein.“ Aternativ wäre etwa auch eine – teilweise – Freistellung von der Niederlassung denkbar.

Entwickelt wurde der Medibus von der DB-Tochter DB Regio. „Manchmal muss der Arzt zum Patienten kommen. Dafür hat DB Regio Bus frühere Linienbusse zu vollausgestatteten mobilen Arztpraxen umgebaut“, heißt es dort. Die neuen Gesundheitsbusse können je nach Bedarf für die hausärztliche und betriebliche Gesundheitsversorgung sowie Informationsveranstaltungen zum Thema Gesundheit angemietet werden.

Vorgestellt hat DB Regio das Projekt „Gesundheitsmobilität“ bereits vor mehr als einem Jahr im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Nach Einschätzung der Bahn-Tochter mit ihren 4000 Bussen für den Regionalverkehr hat das Projekt erhebliches Potenzial angesichts der immer größeren Versorgungslücken auf dem Land.

Der Umbau eines Linienbusses zum Medibus hat 150.000 Euro gekostet. Gemietet werden kann das Fahrzeug für 400 Euro pro Tag. Ab dem sechsten Tag sinkt die Miete auf 300 Euro, ab dem elften Tag auf 200 Euro. Für einen Monat kostet der Medibus 3750 Euro.

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