Blümel als neuer Phagro-Chef

Lieferengpässe: Meldung ja, Zwangsvorrat nein APOTHEKE ADHOC, 03.02.2020 15:23 Uhr

Keine Zwangsbevorratung: Der neue Phagro-Vorsitzende André Blümel will sich in die Debatte um Engpässe einbringen. Foto: Gehe
Berlin - 

Der ehemalige Gehe-Chef André Blümel ist neuer Vorsitzender des Großhandelsverbands Phagro. Die Mitgliederversammlung wählte ihn in Frankfurt zum Nachfolger von Dr. Thomas Trümper, der den Posten nach 14 Jahren aus persönlichen Gründen im Dezember niedergelegt hatte. Blümel ging direkt mit einer politischen Stellungnahme an die Öffentlichkeit.

Blümel dankte der Mitgliederversammlung für das einstimmige Votum und das Vertrauen. Er bekräftigte, dass er sich gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen für die Interessen der Unternehmen des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels einsetzen werde, die in Deutschland die kontinuierliche und bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung sicherstellten.

„Die vollversorgenden pharmazeutischen Großhandlungen haben den Anspruch, in Zeiten großer gesundheitspolitischer Herausforderungen die Qualität der Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln aufrecht zu erhalten und trotz erheblichen Kostendrucks mit innovativen Lösungen und Angeboten die Arzneimittelversorgung der Zukunft sicher und bedarfsgerecht zu gestalten. Dazu zählen Themen wie Transparenz, Nachhaltigkeit, Effizienz und Digitalisierung.“

Aktuell sei die Bekämpfung der Lieferengpässe für den Phagro von entscheidender Bedeutung. Hierzu müssten sinnvolle Maßnahmen ergriffen werden, die an den tatsächlichen Ursachen ansetzten. „Der vollversorgende pharmazeutische Großhandel ist bereit, über Meldungen von Bestands- und Absatzdaten dazu beizutragen. Um ein wirksames Frühwarnsystem zu etablieren, müssen aber alle Akteure der Arzneimittellieferkette eingebunden und gleichermaßen verpflichtet werden. Nur so kann eine lückenlose und valide Datenbasis zur Einschätzung der Versorgungslage geschaffen werden.“

Maßnahmen wie eine Vertiefung der Lagerhaltung von Arzneimitteln führen dagegen laut Blümel ins Leere, da die Erfahrung zeige, dass sowohl bereits bei drohenden, als auch bei bestehenden versorgungsrelevanten Lieferengpässen die relevanten Arzneimittel kaum oder nicht mehr verfügbar seien. „Die Bevorratung mit Arzneimitteln, für die es weder einen Bedarf noch einen Lieferengpass gibt, führt zu unverhältnismäßig hohen Belastungen auf der Großhandelsebene und ist versorgungspolitisch und wirtschaftlich widersinnig.“

Blümel war bis Oktober 2017 Vorsitzender der Geschäftsführung bei Gehe und auch bereits Mitglied des Gesamtvorstandes des Phagro. Er studierte in Hamburg und erlangte seinen Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur. Bei Gehe brachte er es vom Regionalleiter über den Geschäftsführer bis zum Verantwortlichen für Osteuropa. Als 2006 in der heißen Phase um den Kauf von DocMorris der heutige Alliance-Aufsichtsratschef Wolfgang Mähr zum Mutterkonzern Celesio wechselte, übernahm Blümel die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft. Im Oktober 2017 verließ er den Stuttgarter Großhändler überraschend.

Gemeinsam mit Blümel bildet Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag den Geschäftsführenden Vorstand; im erweiterten Vorstand sind außerdem Michael Kuck (Noweda), Dr. Peter Schreiner (Gehe), Lothar Jenne (Max Jenne), Dr. Herbert Lang (Sanacorp) und Aline Seifert (Alliance Healthcare). Der Phagro vertritt elf Großhändler, die nach Verbandsangaben 19.700 Apotheken beliefern. Die Branche beschäftigt demnach rund 16.000 Arbeitnehmer und erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 30,7 Milliarden Euro. Der Lobbyverband vertritt die Interessen der Branche gegenüber Politik, Marktpartnern und Öffentlichkeit. Der Phagro ist wiederum Mitglied im europäischen Verband GIRP, um die Gesetzgebung auf EU-Seite zu begleiten.