Briefe zu pharmazeutischen Bedenken

KKH: 1800 Ärzte gewarnt, 1700 Apotheker ermahnt

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Berlin -

Die KKH hat mit einer unglücklichen Aktion kurz vor Weihnachten den Ärger der Apotheker auf sich gezogen. In den Schreiben an rund 1700 Apotheken ging es zwar auch um pharmazeutische Bedenken, Ziel der Aktion waren einer KKH-Sprecherin aber vor allem die Ärzte. Man bedauere, die Apotheker mit den Schreiben verärgert zu haben.

In der „Vorabinformation“ zum Thema „angemessene Verwendung von Sonderkennzeichen“ ging es in erster Linie gar nicht um die Sonder-PZN zu pharmazeutischen Bedenken und die Rolle der Apotheker. „Ziel der Maßnahme waren die Ärzte“, versichert die KKH-Sprecherin. Die KKH hat nach eigenen Angaben parallel 1800 Ärzte angeschrieben, die besonders häufig das Aut-idem-Kreuz setzen – eine Substitution also von vornherein ausschließen.

Auch in dem Schreiben an die Apotheker erinnerte die Kasse, dass eine wirtschaftliche Arzneimittelversorgung insbesondere davon abhängt, dass teure Originalpräparate durch wirkstoffgleiche preisgünstige Arzneimittel ersetzt werden. Daran sollten die auffällig gewordenen Ärzte erinnert werden. „Nach unserer Erfahrung führt diese Ansprache zu einer Änderung im Verordnungsverhalten und einem verminderten Streichen des Aut-idem-Merkmals auf der Muster-16-Verordnung“, so die Kasse.

In diesem Zusammenhang seien ebenjene 1700 Apotheken angeschrieben worden, die in der Nähe der betroffenen Ärzte liegen. Mit dem Abgabeverhalten der Apotheken hat der Brief der Kasse demnach überhaupt nicht zu tun. Oder besser gesagt noch nicht. Denn wenn die Ärzte wie erwartet ihr Verordnungsverhalten anpassen, sollen die Apotheker der wirtschaftlichen Versorgung nicht mit einer übermäßigen Verwendung der Sonder-PZN entgegenwirken. Man könne das Schreiben an die Apotheker also als eine präventive Maßnahme verstehen, so die KKH.

Ziel dieser Schreiben war es laut Kasse, die Apotheken in der Umgebung der angeschriebenen Ärzte lediglich zu informieren. „Denn das veränderte Verordnungsverhalten der Ärzte kann zu Versichertenrückfragen in den Apotheken führen. Außerdem sind wir für eine Substitution auch auf eine angemessene Verwendung von Sonderkennzeichen in den Apotheken angewiesen.“

Die Intention ist nicht überall so verstanden worden. „Dass das bei den Apothekern nicht gut angekommen ist, haben wir registriert und bedauern das auch“, so die Sprecherin. Eigentlich habe man die Apotheken nur informieren wollen, dass die Ärzte angeschrieben wurden.

Sollten einige Apotheker bei dem Thema dünnhäutig reagiert haben, sprechen sie aus Erfahrung. Denn immer wieder haben Kassen in der Vergangenheit eine zurückhaltende Verwendung der Sonder-PZN angemahnt. Anfang des Jahres hatte etwa die TK angekündigt, die Inhaber über die Entwicklung der Verwendung der Sonderkennzeichen in ihrer Apotheke zu informieren. Ab 2015 machten AOK und DAK sowie später die Barmer Jagd auf Apotheker, die aus ihrer Sicht zu häufig Bedenken geltend gemacht hatten. Später stand der Einsatz der Sonder-PZN in der Akutversorgung bei der Barmer im Visier.

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