Kommentar

Keine Angst vor Hecken Alexander Müller, 30.09.2009 15:13 Uhr

Berlin - 

Ralf Däinghaus hat Lebewohl gesagt, Ulla Schmidt ist auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern. Den Apothekern gehen die Reizfiguren aus. Bleibt noch Josef Hecken. Aktuell wird in Foren und Gazetten wieder vor „Heckenschützen“ gewarnt. Das hat seinen Grund: Denn der Mann, Chef des Bundesversicherungsamts (BVA) und damit für die Kanzlerin Statthalter in Sachen Gesundheitsfonds, wird als potenzieller Gesundheitsminister gehandelt. Ob er es deswegen wird? Das ist immer noch fraglich.

Kein Grund zur Panik. Denn Hecken fehlt das, was die Standfestigkeit von Ulla Schmidt legendär erschienen ließ: Ein starker Landesverband im Rücken, so wie die NRW-SPD es für Schmidt war. Hinzu noch eine tiefe Vernetzung in der Partei und deren Gremien: bei Hecken Fehlanzeige. Und dann der Mangel von Mandat und Fraktionszugehörigkeit - Josef Hecken ist in der CDU faktisch ein unbeschriebenes Blatt. Politisch kaum einzuordnen.

Ein traditioneller Apotheker-Fehler könnte es sein, Hecken dadurch zu überhöhen, in dem man vor seiner - immer noch unsicheren - Inthronisierung bereits seinen Rücktritt fordert. Derartige Drohgebärden könnten zum genauen Gegenteil führen - nämlich der Einschätzung einer Koalition, dass ein Mann wie Hecken an der richtigen Stelle wäre. Der könnte dann den Lobbytruppen zeigen, wo es lang geht.

Dabei hat die Union Heckens wüsten Fremdbesitz-Ritt durchaus als dessen persönliche Fehleinschätzung und juristische Niederlage verbucht. Und die hat ihm eben nicht die Apothekerschaft, sondern sogar der Europäische Gerichtshof beigebracht. Hecken dürfte der Versuchung widerstehen, den Eindruck als Apotheker-Hasser zu hinterlassen.