Versorgungswerke

Niedersachsen 4%, Schleswig-Holstein 2% APOTHEKE ADHOC, 17.11.2016 14:16 Uhr

Kammerversammlungen in sechs Bundesländern: Dabei gab es auch Entscheidungen zu Beträgen und zur Altersversorgung. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

In sechs Bundesländern trafen sich gestern Apotheker zu ihren turnusmäßigen Kammerversammlungen. Dabei wurde nicht nur das Rx-Versandhandelsverbot als alternativlose Antwort auf das EuGH-Urteil beschworen. Es gab auch Entscheidungen zu Beiträgen und zur Altersversorgung. Und in Sachsen-Anhalt wurde Dr. Jens-Andreas Münch als  Kammerpräsident bestätigt.

Zufrieden sein können die Apotheker in Niedersachsen wieder mit ihrem Versorgungswerk. Trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase steht es gut da – und kann den Rechnungszins erneut bei 4 Prozent stabil halten. Außerdem wurden wieder hohe Überschüsse als Sicherheitsreserve in Rücklagen gestellt: rund 40 Millionen Euro. Möglich wurden die Rückstellungen wie schon in den letzten Jahren durch einen Verzicht auf die Dynamisierung der Anwartschaften. Bereits im letzten Jahr wurde die Rücklage um 22 Millionen Euro aufgestockt.

Außerdem sieht sich das Versorgungswerk trotz der Niedrigzinsphase weiterhin gut gewappnet. Ein guter Teil der Rücklagen steckt in Aktien. 35 Prozent Aktienanteil sind erlaubt. Außerdem hat die Apothekerversorgung nach eigenen Angaben in sichere Immobilien mit Wertsteigerungspotenzial investiert, beispielsweise in eine Immobilien am Ende des Berliner Kurfürstendamms und in Grundstücke im „Speckgürtel“ der Hauptstadt.

Das Versorgungswerk ist die Nummer 2 unter den Versorgungswerken: In Niedersachsen sind auch Apotheker aus Hamburg und Sachsen-Anhalt versichert, deren Kammern sich keine eigene Einrichtung leisten wollen. 9500 Mitgliedern, die zuletzt 70 Millionen Euro einzahlten, stehen 2300 Versorgungsempfänger gegenüber, an die 50 Millionen Euro ausgezahlt wurden. Der Kapitalstock beläuft sich auf 1,8 Milliarden Euro.

Die Kammerversammlung Schleswig-Holstein beschloss gestern einen höheren Beitrag. Derzeit zahlt jede Apotheke einen Festbetrag von 1554 Euro pro Jahr. Das ist nach Kammerangaben der bundesweit niedrigste Beitrag. Damit kommt die Kammer in Kiel aber nicht mehr aus. Allein an die Berliner ABDA-Zentrale muss die Kammer seit 2010 insgesamt 150.000 Euro mehr an Beitrag abführen. Weil im gleichen Zeitraum aber knapp 60 Apotheken schlossen, sanken die Beitragseinnahmen zeitgleich um 90.000 Euro. Außerdem steigen die Ausgaben wegen des neuen Heilberufeausweises um weitere 40.000 Euro: Ab 2017 steigt der Kammerbeitrag daher um 400 auf 1954 Euro.

Außerdem segnete die Kammerversammlung die Absenkung des Rechnungszinses des Versorgungswerks von derzeit 3,65 Prozent auf 2 Prozent ab – bezogen auf die künftigen Beiträge aller Mitglieder. Mitglieder der Apothekerversorgung erhalten künftig zwei Rechnungszinssätze: Für bereits gezahlte Beträge bleibt es beim Satz von 3,65 Prozent. Für Beiträge ab 2017 gilt der neue Rechnungszinssatz. Grund ist die anhaltende Niedrigzinsphase.

Dadurch sinkt die Rentenprognose für einen 25-jährigen Neuzugang beim Versorgungswerk von derzeit 4010 Euro um ein Drittel auf nur noch 2700 Euro. Ältere Versicherte müssen mit entsprechend geringeren Abschlägen rechnen. Überschlagsmäßig gerechnet dürfte die Rentenprognose für einen 50-jährigen, langjährigen Versicherten um gut 12 Prozent oder 480 Euro im Monat sinken.

In Sachsen-Anhalt wurde Dr. Jens-Andreas Münch als Präsident der Apothekerkammer wiedergewählt. Münch erhielt auf der konstituierenden Sitzung der Kammerversammlung 36 von insgesamt 37 Stimmen. Damit leitet er weitere fünf Jahre die Geschicke der Apothekerkammer. Münch ist selbständiger Apotheker, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er ist seit 2011 Präsident der Apothekerkammer.

In seiner Rede erklärte er: „Wir Apotheker stehen vor großen Herausforderungen. Der Apotheker ist in erster Linie Heilberufler. Oberste Priorität hat der Erhalt der flächendeckenden wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Unser Schwerpunkt bleibt unumstritten die patientenorientierte Beratungsleistung für eine verbesserte Arzneimitteltherapie. Wir setzen alles daran, das Medikationsmanagement als regelhafte honorierte Serviceleistung der Apotheker im Netzwerk - insbesondere mit Ärzten - zu etablieren.“

Zu Vizepräsidenten wurden erneut Dr. Bernd Rattay (34 Stimmen) und Dr. Lars Alexander Mohrenweiser gewählt (36 Stimmen). Mohrenweiser führt in Magdeburg eine eigene Apotheke und Rattay ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazie der Universität in Halle. Weitere Mitglieder im neu zusammengesetzten Vorstand sind Beate Egelkraut, Barbara Langhans, Karsta Wagner und Bettina Wieland. Neben Dr. Münch sind sowohl drei Apothekeninhaber als auch drei angestellte Apotheker im neu gewählten Vorstand vertreten.