Deutscher Apothekertag

Importprämie für Apotheken Lothar Klein, 04.09.2018 10:30 Uhr

Berlin - 

84 Anträge liegen den Delegierten des diesjährigen Deutschen Apothekertages (DAT) in München vor. 17 Verbände und Kammern ­– die Hälfte der Mitgliedsorganisationen – stellen Themen zur Diskussion, die ihnen unter den Nägeln brennen. Mit jeweils 15 Anträgen am fleißigsten sind die Kollegen aus Berlin und Nordrhein, die ABDA selbst beteiligt sich an zehn Anträgen. Die Apothekerkammer das Saarlandes befasst sich auch mit dem zuletzt kontrovers diskutierten Thema Arzneimittelimporte. An der Übererfüllung der Importquote sollen die Apotheker mit 50 Prozent mitverdienen.

Anders als die ABDA schlagen die Pharmazeuten aus dem Saarland nicht die Abschaffung der Importquote vor. Traditionell hat die Kammer ein gutes Verhältnis zum Branchenprimus Kohlpharma, der in der Kleinstadt Merzig ansässig ist. Stattdessen fordert die Kammer eine Extra-Vergütung für die Apotheken, die mehr Importe abgeben als vorgeschrieben. „Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker regt an, auf den Gesetzgeber respektive die Vertragspartner zuzugehen, um die gesetzlichen beziehungsweise vertraglichen Voraussetzungen für eine zusätzliche Vergütung im Rahmen der Abgabe von Importen zu schaffen“, lautet der Antrag.

In der Begründung verweist die Kammer auf die Importquote. Diese bezeichne den prozentualen Umsatzanteil abzugebender importierter Arzneimittel am Fertigarzneimittel-Umsatz der Apotheken mit der jeweiligen Krankenkasse und sei auf 5 Prozent festgelegt. Mit den abgegebenen importierten Arzneimitteln habe die Apotheke eine Wirtschaftlichkeitsreserve in Höhe von 10 Prozent des mit der Importquote festgelegten Umsatzes zu erzielen.

Insbesondere im Zusammenspiel mit den heutigen Rabattverträgen entstünden hier schwierige Situationen, die für Apotheken „retaxationsträchtig“ seien. Die mit der Importquote erzielten Einsparungen stünden „außer Verhältnis zu den durch sie hervorgerufenen Belastungen“. Laut Rahmenvertrag erhält die Apotheke bei Übertreffen der Wirtschaftlichkeitsreserve lediglich eine Gutschrift. „Euro-Beträge werden nicht ausbezahlt“, so die Kammer.

 

Eine Auswertung alleine für das Saarland habe ergeben, dass den Apotheken 2017 im Vergleich zum Vorjahr ein Betrag in Höhe von circa 300.000 Euro gutgeschrieben wurde. „Mithin haben die saarländischen Apotheken den Krankenkassen nicht nur durch die alleinige Erfüllung der Importquote Einsparungen generiert, sondern durch eine 'Übererfüllung' der Importquote zusätzliche Einsparungen in Höhe von circa 300.000 Euro gebracht. An diesen zusätzlichen Einsparungen sind Apotheken zu beteiligen, um den organisatorischen Aufwand, den die Abgabe von Importarzneimitteln darstellt, zu kompensieren“, fordert die Kammer und schlägt vor, die Apotheken an überobligatorischen Einsparungen zu 50 Prozent zu beteiligen.

„Damit könnte des Weiteren ein Anreiz geschaffen werden, durch vermehrte Abgabe von Importen Einsparungen für die Versichertengemeinschaft zu generieren“, sieht die Kammer des Saarlandes sogar noch Steigerungspotenzial bei Importen. Mit Securpharm bestünden auch keine Sicherheitsbedenken, was Arzneimittelfälschungen anbelange.

Als Folge des Lunapharm-Skandals war zuletzt eine hitzige Debatte über die Importquote entstanden. Die ABDA fordert die Abschaffung. Auch der Abschlussbericht der Task Force zur Aufarbeitung des Lunapharm-Skandals hatte als Konsequenz aus den Versäumnissen ein totales Importverbot gefordert. Dagegen protestierte der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD). Mit „großer Verwunderung“ stelle man fest, dass die Task Force bei der Aufarbeitung des offensichtlich kriminellen Handelns eines „Kleinsthändlers“ und dem „eklatanten Versagen der Arzneimittelaufsicht teilweise die falschen Schlüsse“ ziehe. Dem AMK-Vorsitzenden Professor Dr. Martin Schulz – Mitglied der Task Force – warf der VAD vor, sich politisch missbrauchen zu lassen.

Apotheker Markus Kerckhoff von der Schloss-Apotheke in Bergisch-Gladbach erklärte im Interview mit APOTHEKE ADHOC, dass Apotheker „dem Zauber“ ein Ende bereiten müssten. Er sieht sich und seine Kollegen – als letztes Glied in der Abgabekette – in der Verantwortung. Kerckhoff gibt in seiner Apotheke keine Importarzneimittel mehr ab – und zahlte dafür bisher bereits 6200 Euro „Strafe“ an die Kassen.