Nur „in ausgewählten Pilotpraxen und -apotheken“

Gematik: Dieses Jahr kein flächendeckender E-Rezept-Roll-out mehr

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Berlin -

Das E-Rezept wird nicht wie bisher angekündigt im Dezember flächendeckend ausgerollt. Stattdessen wird seine Einführung ein weiteres Mal zusammengestrichen – und erneut informiert die Gematik erst unmittelbar davor über den Schritt. Sie sieht den bisherigen Testlauf trotz der erneuten Verlängerung als Erfolg.

Das E-Rezept kommt ab Dezember bundesweit. Allerdings nicht so, wie es bisher angekündigt war: Zwar kann es ab kommender Woche auch außerhalb der Fokusregion Berlin/ Brandenburg empfangen und verarbeitet werden – allerdings testen die Softwareanbieter es nur „in ausgewählten Pilotpraxen und -apotheken“, die sich vorab bei der Gematik für den Testlauf anmelden müssen. Das habe die Gesellschafterversammlung am Dienstag beschlossen.

Für die absolute Mehrheit der Apotheken heißt das: Sie werden keine echte Vorbereitungszeit auf das E-Rezept haben. Denn an der bundesweit verpflichtenden Einführung zum 1. Januar 2022 ändere sich nichts, betont die Gematik. Ausgenommen sind nur diejenigen Arztpraxen, deren Praxisverwaltungssysteme (PVS) noch nicht in der Lage sind, E-Rezepte auszustellen. Bei ihnen greift der im Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) definierte Ausfalltatbestand und sie können weiter Muster-16-Rezepte ausstellen.

Als Grund für den Wegfall des bundesweiten Roll-outs und somit die Verringerung der Zahl der testenden Praxen und Apotheken nennt die Gematik: die geringe Zahl der testenden Praxen und Apotheken. Denn: „Die bisherige Testphase ist erfolgreich verlaufen“, so die Gematik.

Allerdings hätten „nur einige Praxen und Apotheken in Berlin und Brandenburg Erfahrungen mit dem E-Rezept sammeln können“. Deswegen werde der Testbetrieb jetzt auf weitere Regionen ausgeweitet. „So können Anbieter von Praxis- und Apothekenverwaltungssystemen den Start des E-Rezepts weiter vorbereiten.“

Allerdings betont die Gematik, dass das anders als bisher von Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) befürchtet, nicht allzu viele Arztpraxen betreffen dürften: Der Marktanteil der von der KBV zertifizierten PVS liege mittlerweile bei mehr als 90 Prozent. „Die Zertifizierung ist Voraussetzung für den flächendeckenden Start des E-Rezepts“, so die Gematik. „Anbieter der Praxisverwaltungssysteme können dann entsprechende Updates für die von ihnen ausgestatteten Praxen bereitstellen.“

Bei den Apotheken sieht es ähnlich aus: Zwar zeigte sich zuletzt, dass scheinbar viele Warenwirtschaftssysteme Probleme bei der Erstellung von Abrechnungsdatensätzen hatten. Doch der Bundesverband Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (Adas) und der Bundesverband Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) versicherten erst vor drei Wochen, dass bis Januar alle Systeme dazu in der Lage sein werden. Treffen all diese Beteuerungen zu, heißt das: Die allermeisten Apotheken werden im Januar ins kalte Wasser geworfen. Sie werden E-Rezepte empfangen und bedienen müssen, ohne vorher eine Eingewöhnungsphase zu haben – und sei sie nur vier Wochen lang.

„Das E-Rezept kommt ab dem 1. Januar nächsten Jahres“, meinte Lars Polap, Vorstand Adas und Geschäftsführer von Pharmtechnik, Anfang November. „Da nicht der Apotheker entscheidet, ob und wann ein Patient mit einem E-Rezept in seine Apotheke kommt, sondern Arzt und Patient, ist jede Apotheke gut beraten, sich jetzt auf das E-Rezept vorzubereiten – in aller Ruhe und Sorgfalt.“

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