Corona-Massenimpfung

Chaos bei Impfstart: Spahn unter Beschuss dpa, 30.12.2020 14:56 Uhr

Kritik am Minister: Jens Spahn steht wegen des holprigen Impfstarts unter Beschuss. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat die Organisation des Corona-Impfstarts in Deutschland kritisiert und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Versäumnisse vorgeworfen. Der bittet um Nachsicht.

„Das Chaos rund um den Impfstart finde ich sehr ärgerlich“, sagte Klingbeil der Rheinischen Post. Spahn spreche von etwas föderalem Durcheinander und zeige mit dem Finger auf die Bundesländer. „Der Minister selbst hatte Monate Zeit, den geplanten Impfstart vorzubereiten. Hierzu hat er ausreichende Kompetenzen bekommen.“

Es sei die Aufgabe des Bundesgesundheitsministers, für eine reibungslose Organisation zu sorgen, sagte Klingbeil. „Wenn jetzt der Eindruck entsteht, der Staat habe diese Aufgabe nicht im Griff, steigert das nicht gerade das Vertrauen in das Impfen.“

Spahn hat um Verständnis für teils auftretende Anlaufschwierigkeiten bei der Organisation von Corona-Impfungen gebeten. Es werde alles dafür getan, schnellstmöglich so viel Impfstoff für Deutschland zur Verfügung zu haben, wie es gehe, sagte er am Mittwoch in Berlin. Eine weitere Lieferung sollte nach seinen Worten noch am selben Tag erfolgen – auch mit Blick ins neue Jahr hinein. Die nächste sei dann „rund um Ende der nächsten Woche“ vorgesehen, dazu gebe es noch Abstimmungen mit den Ländern.

Im Januar seien dann jede Woche reguläre Lieferungen geplant, idealerweise jeweils am selben Wochentag, sagte Spahn. Er wies darauf hin, dass es für den Hersteller Biontech das erste Produkt überhaupt ist.

Für Berlin wird es in der ersten Woche des neuen Jahres keinen weiteren Impfstoff geben. „Wir haben jetzt vom Bundgesundheitsministerium die Nachricht bekommen, dass die Lieferung in der ersten Kalenderwoche ersatzlos ausfällt“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Erst ab 11. Januar solle es weitergehen. „Das bringt uns jetzt in sehr große Schwierigkeiten, da wir aufbauend auf diese Zusagen unsere Planungen gemacht haben.“ Berlin hätte demnach ab 4. Januar 29 250 weitere Dosen erhalten sollen. „Ich habe die Bitte an den Bund, die Lieferung etwas stabiler und zügiger zu organisieren.“

Der Bund beschafft den Impfstoff zentral, die Lieferungen werden dann nach einem Schlüssel auf die Länder verteilt. Spahn sagte, mit der generellen Knappheit zu Beginn müssten alle auch vor Ort umgehen. Dafür könne man nur um Geduld bitten. Spahn mahnte zugleich, nicht zu vergessen, dass es überhaupt schon so schnell in der Pandemie einen Impfstoff gebe. Dies sei Anlass zu Freude und Zuversicht.