Pflege-Eckpunkte

SPD: Verblisterung und Wiederverwendung

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Berlin -

Geht es nach den Wünschen der SPD, wird Professor Dr. Karl Lauterbach im Herbst neuer Gesundheitsminister. Zum Apothekenmarkt hat sich der SPD-Politiker nach seiner Nominierung für das Kompetenzteam noch nicht geäußert. Im Rahmen neuer „Eckpunkte für die Pflege“ macht sich Lauterbach jedoch dafür stark, die Verblisterung für Pflegeheime zu stärken. Jahrelang hatte der SPD-Gesundheitsexperte im Auftrag der Kohl-Tocher 7x4 Pharma Studien durchgeführt, in denen für die industrielle Verblisterung geworben wurde.

„Die Arzneimittelversorgung in der Pflege kommt auf den Prüfstand. Insbesondere wird geprüft, wie die Arzneimittelgabe durch den Einsatz von Blistern und die Wiederverwendung von Arzneimitteln verbessert werden kann“, heißt es in dem Papier, das Lauterbach gestern vorstellte.

Wie genau die SPD die Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen durch Verblisterung verbessern will, sagte Lauterbach allerdings nicht. Auch auf Nachfrage wollte sich das Büro des Gesundheitsexperten nicht dazu äußern.

Lauterbachs Nähe insbesondere zur industriellen Verblisterung ist nicht neu: 2009 war Politikern, Kassenvertretern und Journalisten beispielsweise eine Studie aus 2007 vorgestellt worden, die die Vorteile herausstellte. Die Studie war vom Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) unter der Lauterbachs Leitung durchgeführt und von 7x4 beauftragt worden.

Zwischen 2004 und 2008 waren mehrere solcher Studien veröffentlicht worden: Einmal ging es um den Nutzen der Verblisterung in Disease-Management-Programmen. Ebenso beschäftigte sich Lauterbach im Auftrag von 7x4 mit den internationalen Erfahrungen und den ökonomischen Auswirkungen der Verblisterung.

Auch andere SPD-Politiker sind für ihre Unterstützung für das Thema bekannt: Die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt lobte die Verblisterung 2009 bei einem Besuch bei Kohl als „einen Baustein, um Medikamente künftig wirtschaftlicher einzusetzen, die Sicherheit bei der Arzneimittelanwendung zu steigern und die Lebensqualität älterer und multimorbider Patienten zu verbessern“.

Hinsichtlich des SPD-Wahlprogramms kündigte Lauterbach zudem an, sich gegen die „derzeitige systematische Übertherapie mit Arzneimitteln in der Pflege“ einzusetzen. „Die Abkehr von der Gabe von zu vielen Arzneimitteln, die sich zum Teil nicht vertragen, vermeidet gefährliche Nebenwirkungen und senkt die Kosten“, so der Gesundheitsexperte.

Auch in diesem Fall lieferte Lauterbach jedoch keine konkreten Antworten darauf, wie Polypharmazie verhindert und Compliance verbessert werden könnte. Was mit den bei den Arzneimitteln eingesparten Geldern geschieht, weiß er jedoch sehr genau: „Die eingesparten Mittel sollen für eine verbesserte Psychotherapie in der Pflege eingesetzt werden.“

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