CDU-Parteivorsitz

Becker zur K-Frage: Habe Spahn fürchten gelernt Lothar Klein, 25.02.2020 10:30 Uhr

K-Frage: DAV-Chef Fritz Becker schätzt und fürchtet Spahn. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Nicht nur in der CDU beäugt man das Kandidatenrennen um den Parteivorsitz mit Argusaugen. Auch in der Apothekerschaft beobachtet man die Entwicklung mit Interesse. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), sorgt sich jedenfalls um den Zustand der CDU: „Ja, was ist aus der einst so stolzen CDU geworden“, twitterte Becker als Reaktion auf einen Facebook-Post von CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich. Die Führungsdebatte müsse jetzt schnell beendet werden, so Becker. Den Gefallen werden die Kandidaten dem DAV-Chef vorerst nicht tun. Bis zum 25. April dürfte die Union vor allem über eines diskutieren: übers Personal und die Kanzlerkandidatur. Zu Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Becker ein zwiespältiges Verhältnis: Respekt und Furcht. 

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hat in einer Telefonkonferenz mit der Führung der Landes-CDU seine Bereitschaft erklärt, sich auf dem Parteitag am 25. April um den CDU-Vorsitz zu bewerben. Laschet betonte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Parteikreisen, dass alles für eine Teamlösung mit vorherigen Absprachen getan worden sei, es nun aber Klarheit geben müsse. Die Union müsse auch nach der Bundestagswahl 2021 die zentrale politische Kraft der Mitte sein. Zugleich kündigte Laschet demnach gegenüber dem geschäftsführenden Landesvorstand an, im Falle seiner Wahl Spahn als stellvertretenden CDU-Vorsitzenden vorzuschlagen.

Spahn erklärte in der Telefonkonferenz, es brauche eine integrative Persönlichkeit als Parteichef. Laschet habe in
Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass er Konservative, Soziale und Liberale in einer Mannschaft zusammenführen könne. Laschet habe eine Wahl gewonnen und regiere erfolgreich das größte Bundesland. Deshalb unterstütze er dessen Kandidatur. Zuvor hatte bereits vergangene Woche CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen seine Kandidatur bekanntgegeben. Auch der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz will heute erklären, dass er antritt.

Aus Sicht von Becker muss die für die CDU-Spitze ein Kandidat gefunden werden, der ein zukunftsfähiges Konzept aufzeigen und teamfähig alt und jung, Frauen und Männer begeistern und dann auch wieder Wahlen gewinnen könne. Becker auf Twitter: „Ich habe als Vorsitzender des deutschen Apothekerverbandes neben Michael Hennrich Jens Spahn schätzen und auch fürchten gelernt.“ Nun hat sich Spahn selbst aus dem Rennen genommen.

CDU-Gesundheitsexperte Hennrich gab auf Twitter seinen Frust über den aktuellen Zustand der CDU zu Protokoll: „Was für ein bitteres Wahlergebnis in Hamburg. Mit großer Sorge erfüllt mich der Umstand, dass die CDU insbesondere bei Jungwählern und den Frauen nicht mehr punkten kann. Ich frage mich auch, wer am Ende Richtung SPD und Grün abgewandert ist. Waren es diejenigen, denen die CDU nicht konservativ genug war? Kann es sein, dass wir einfach ein bisschen ‚altbacken‘ sind?“ Er wolle nicht mehr über den Kurs streiten, sondern über Konzepte für die Zukunft. Die CDU sei mehr als die Frage, was der richtige Kurs gegenüber den Linken sei. Dazu brauche man eine Strategie und über die sollte man sich frühzeitig im Klaren sein, so Hennrich.

„Ich habe lange gehofft, dass es der CDU als Volkspartei gelingt, unterschiedliche Strömung zu versöhnen und eine gemeinsame Sprache zu finden. Mittlerweile habe ich fast den Eindruck, dass uns dies nicht mehr gelingen wird. Dann müssten wir uns aber entscheiden, ob wir mit der AFD in Wettbewerb treten wollen oder mit den Grünen, der SPD oder der FDP“, so Hennrich weiter. Sein Anspruch sei es, mit den zu letzt genannten Parteien um die besseren Konzepte zu streiten: „Ich habe keine Lust mehr, den AFD-Wählern hinterher zu laufen. Ich akzeptiere auch nicht mehr das ‚Protestwählerargument‘“. Wer AFD wähle, habe ein Gesellschaftsmodell vor Augen, dass nicht seinem entspreche. Höcke wolle in Thüringen „unsere Demokratie verächtlich machen“. Das sei ihm gelungen. Hennrich: „CDU und FDP waren dabei nichts anderes als ‚nützliche Idioten‘. Damit muss jetzt Schluss sein.“