Arzneimittelausgaben

Barmer-Vize erwartet Sparpaket Alexander Müller, 27.05.2014 14:07 Uhr

Gefährliche Fusionen: Dr. Rolf-Ulrich Schlenker und Professor Dr. Gerd Glaeske sorgen sich um die Lieferfähigkeit und um die Arzneimittelausgaben. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Arzneimittelausgaben der Barmer GEK sind zuletzt um fast 10 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Schuld daran ist laut dem stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Rolf-Ulrich Schlenker vor allem der zu Jahresbeginn von 16 auf 7 Prozent gesenkte Herstellerabschlag. Er geht deshalb davon aus, „dass wir uns über kurz oder lang über Kostendämpfungsmaßnahmen im Arzneimittelbereich unterhalten werden“, sagte er bei der Vorstellung des Barmer GEK Arzneimittelreports.

Die Kassen hätten im vergangenen Jahr 30,2 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben – nach 29,4 Milliarden im Jahr davor. Der Anstieg sei mit 2,4 Prozent zwar moderat gewesen, habe im letzten Quartal aber deutlich an Fahrt aufgenommen, so Schlenker. Dieser Trend habe sich 2014 fortgesetzt: Allein im März seien die Arzneimittelausgaben um 10,2 Prozent gestiegen.

Wegen der Absenkung des Herstellerabschlags könnten Arzneimittel wieder ein Kostentreiber werden, fürchtet Schlenker. Die Barmer strebe als Gegenmaßnahme bei ihren Rabattverträgen eine Umsetzungsquote von mehr als 80 Prozent an.

Kritisch sieht die Kasse in diesem Zusammenhang die Erstellung der Substitutionsausschlussliste. Je mehr Wirkstoffe die vom G-BA erstellte Liste umfasse, desto geringer seien die Einsparmöglichkeiten aus den Rabattverträgen.

Bei der Vorstellung des Arzneimittelreports kritisierte Schlenker zudem die Pharmaindustrie für deren rückläufiges Enagagement in der Forschung. Nach dem Motto „Kaufen statt Forschen“ würden große Konzerne wie Pfizer ihr Portfolio einfach durch Zukäufe erweitern.

Schlenker befürchtet, dass aufgrund der Konzentrationsprozesse im Pharmamarkt der Wettbewerb unter den Anbietern schwächer wird. „Das ist eine Oligopolisierung des Marktes, die nicht förderlich ist.“

Der Barmer-Vize sorgt sich um die Versorgung: „Das ist auch eine Frage der Lieferfähigkeit: Engpässe werden so immer akuter werden“, so Schlenker. Er würde sich wünschen, dass das Thema Pharmafusionen in Politik und Medien kritischer kommentiert würde.