TV-Beitrag

ARD-Mittagsmagazin: Schmidt beschwert sich Lothar Klein, 02.05.2018 15:20 Uhr

Berlin - 

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat auf einen Bericht im ARD-Mittagsmagazin zum Apothekenmarkt reagiert. Der Beitrag über den Versandhandel mit Arzneimitteln und ein Videobeitrag auf der Facebook-Seite der Sendung haben laut ABDA viele Apotheker verärgert. Friedemann Schmidt hat der Redaktionsleitung daher einen Beschwerdebrief geschickt. Darin heißt es, dass der Bericht in der Apothekerschaft Befremden ausgelöst habe, da im Hinblick auf eine ausgewogene Berichterstattung wichtige Fakten unerwähnt geblieben seien.

Als Beispiel nannte Schmidt den Marktanteil von Versandapotheken: „Es wird auf den kleinen Markanteil der Versandapotheken von circa 1 Prozent bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verwiesen. Unerwähnt dabei bleibt, dass der Marktanteil ausländischer Anbieter rasant wächst, seit die Preisbindung für sie nicht mehr gilt.“ Schmidt fügte hinzu, dass die beiden größten Anbieter nach eigenem Bekunden einen Marktanteil von bis zu 25 Prozent in den nächsten Jahren anvisieren würden.

„Diskutabel ist aus unserer Sicht darüber hinaus, dass in dem Beitrag auf die positive, beinahe werbliche Darstellung eines bestimmten Unternehmens rekurriert wird, anstatt generisch und neutral über die Versandhandelsbranche als Ganzes zu berichten“, so Schmidt. Der ABDA-Präsident wies auch darauf hin, dass in der Slideshow der Eindruck erweckt werde, es gebe in Deutschland besonders viele Apotheken. Dies sei nicht zutreffend, schreibt Schmidt. Die Apothekendichte in Deutschland liege mit 24 Apotheken pro 100.000 Einwohnern deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 31.

Das ARD-Mittagsmagazin hatte letzte Woche seinen Zuschauern den deutschen Apothekenmarkt erklärt. In dem Beitrag ging es um die Apothekenzahl und das Versandgeschäft. Geklärt werden sollte die Frage, ob Versender den Apotheken vor Ort das Geschäft kaputt machen. Stattdessen kam der Bericht zu dem Fazit: Das gesamte Gesundheitssystem profitiere von Rabatten durch Versandapotheken.

In dem knapp anderthalbminütigen Beitrag kam die ARD zunächst mit Fakten daher. Ein großes rotes Apotheken-A prangt über der Landkarte. Schon die Darstellung des Apothekensymbols ist jedoch falsch: Auf dem Buchstaben prangt ein Äskulapstab, statt der Natter mit der Schale der Hygieia.

„In Deutschland gibt es rund 19.800 Apotheken, europaweit haben nur Frankreich und Spanien mehr“, heißt es im Beitrag zu Beginn. Das seien umgerechnet 24 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Doppelt so viele wie in den Niederlanden und mehr als dreimal so viele wie in Dänemark. Dann wird die Entwicklung des Umsatzes erklärt: Die Verkaufserlöse stiegen seit den 1980er Jahren „ziemlich konstant“.

2016 habe der Nettoumsatz bei 48 Milliarden Euro gelegen. Dabei bezieht sich das Magazin auf ABDA-Zahlen. Davon entfielen 80 Prozent auf verschreibungspflichtige Arzneimittel. In kaum einem anderen Land in Europa werde mehr für Medikamente ausgegeben, heißt es weiter. Aber die Zahl der Apotheken sinke, laut Statistischem Bundesamt seit 2008 jedes Jahr um ein paar Hundert.

Parallel dazu steigen dem Beitrag zufolge die Gesundheitsausgaben auf ein Rekordniveau von etwa 374 Milliarden Euro. Dann kam unvermittelt der Bezug zum Online-Geschäft: Der Versandhandel sei keine große Konkurrenz, hieß es. Sein Anteil am Umsatz bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln liege bei 1 Prozent. „Wenn alle Online-Apotheken Rabatte anbieten dürften, könnte das gesamte Gesundheitssystem profitieren“, heißt es am Ende des Beitrags.

Wie genau diese Schlussfolgerung zustande kam, wurde nicht erklärt. Allerdings scheint es in der Redaktion große Fans von Versandapotheken zu geben. Über Twitter ließ das Magazin verlauten: „Online-Apotheken sind praktisch – vor allem, wenn die nächste Apotheke nicht in Laufnähe ist. Bestellen Sie Ihre Medikamente im Netz?“ In einem angehängten Video wird eine Diabetes-Patientin gezeigt, die auf dem Land wohnt und Arzneimittel im Internet bestellt. Bis zur nächsten Apotheken seien es fünf Kilometer.

Für die Rentnerin sei es ein Aufwand von knapp einer halben Stunde, wenn sie die Apotheke mit dem Auto anfahre. Online spare sie Zeit und Geld. Es gehe dabei um ihr Geld, sagt die Frau. Der kurze Beitrag endet mit der Frage, ob Onlinebestellungen auf dem Land eine gute Alternative seien. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will sich derzeit nicht auf einen Termin für das Rx-Versandverbot festlegen. CDU-Experte Michael Hennrich rückte überraschend von seiner langjährigen Forderung nach einem Rx-Versandverbot ab.