Streit um Impfstoffbeschaffung

Apothekerin verklagt Biontech APOTHEKE ADHOC, 04.03.2021 09:58 Uhr

Streit um Impfstoff: Eine Kölner Apothekerin will die Vakzine an Kunden abgeben. Foto: BioNTech
Berlin - 

Der Hersteller Biontech soll seinen Corona-Impfstoff auch über Apotheken vertreiben. Das will eine Kölner Apotheke vor Gericht erstreiten. Eine Pharmazeutin verklage Biontech Manufacturing auf „Abgabe eines Verkaufsangebotes“ hinsichtlich des Impfstoffes, damit sie ihren Kunden die Substanz zur Verfügung stellen könne, heißt es in einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Die öffentlichen Apotheken haben wenig mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer zu tun. Unter anderem aufgrund der notwendigen Lagertemperaturen gehen Verteilung und Aufbereitung der Vakzine an der Offizin vorbei. Die Kölner Apothekerin will dies dem Bericht zufolge ändern. Sie sei dringend auf den Impfstoff angewiesen, wenn sie ihrer Pflicht als Apothekerin nachkommen wolle, die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln zu versorgen. Anderenfalls sei es der Antragsstellerin nicht möglich, einen „Beitrag zur Volksgesundheit“ zu leisten. Eine Weigerung von Biontech zum Vertragsabschluss sei deshalb „sittenwidrig“.

Konkret geht es laut FAZ um 195 Ampullen zu marktüblichen Bedingungen, der Streitwert beträgt rund 14.000 Euro. Biontech unterliege wegen seiner marktbeherrschenden Stellung einem „Kontrahierungszwangs“. Eine Pflicht oder Befugnis zur vorrangigen Lieferung an staatliche Einrichtungen sei weder gesetzlich normiert, noch anderweitig ersichtlich, zitiert die Zeitung aus der Klageschrift. Heute wird der Fall vor dem Landgericht (LG) Mainz mündlich verhandelt.

Die Frage des Transports und der Lagerung bei minus 80 bis minus 60 Grad Celsius bleibt. Der Hersteller liefert den Impfstoff in speziellen Behältern mit Trockeneis aus. In den USA hat die Arzneimittelbehörde (FDA) diese Vorgabe zuletzt gelockert. Der mRNA-Impfstoff darf dort bis zu zwei Wochen bei Temperaturen eines normalen Gefrierfachs transportiert und gelagert werden. Der Grund: Die Erlaubnis werde bei der Corona-Impfkampagne für mehr Flexibilität sorgen und den Druck auf die Lieferkette für ultrakalte Gefriermodule senken.

Biontech erklärt: Das Unternehmen arbeite kontinuierlich an der Bereitstellung des Impfstoffes, um die großflächige Verfügbarkeit für alle zu ermöglichen. Die Firma ist hierzulande zuletzt stärker auf die Apotheken zugegangen. Das Mainzer Biotechunternehmen rief in Betrieben an, um die Beratungsleistung zum Thema Impfstoffe zu stärken und auszuweiten. Pharmazeuten sollten frühzeitig zu allen Belangen rund um Covid-19 und den Impfstoff aus dem Hause Biontech informiert werden, lautete der Grund. Biontech stellt beispielsweise produktneutrale Toolkits zu Verfügung und plant weitere Online-Seminare für alle interessierten Apotheker:innen.