Apothekerhaus

ABDA im Eigentumsbüro Alexander Müller, 30.06.2015 15:14 Uhr

Berlin - 

Das Mendelssohn-Palais wird auch als „Deutsches Apothekerhaus“ bezeichnet. Das Messingschild müssen die Apotheker allerdings nicht abschrauben, wenn sie die Jägerstraße demnächst verlassen. Denn zunächst geht es zur Zwischenmiete in Büros am Boulevard Unter den Linden. Und der geplante Neubau an der Heidestraße wird auch kein „Apothekerhaus“ im eigentlichen Sinne: Die ABDA soll nach aktuellen Plänen nur zwei Drittel des Gebäudes erwerben – ein Eigentumsbüro sozusagen.

Morgen soll der Deckel drauf: In Berlin treffen sich die Gesandten der Kammern und Verbände, um über die Umzugs- und Neubaupläne der ABDA abzustimmen. Die ABDA-Spitze wird der Mitgliederversammlung ein Projekt vorlegen, das ihr am Ende einer langen und umfangreichen Suche als das geeignetste erschien: ein Neubau in der sogenannten „Europacity“, jener Fläche im Schatten des Berliner Hauptbahnhofs, die gerade baulich erschlossen wird.

Bauherr ist die österreichische Immobiliengesellschaft CA Immo, die auf dem attraktiven Gelände eigentlich nur Objekte zur Miete errichten wollte. Die ABDA hat aber ausgehandelt, das Haus nach zwei Jahren übernehmen zu können. Inklusive der sonstigen Aufwendungen wird mit 35 Millionen Euro geplant. Die Miete vorab soll sich auf jährlich rund zwei Millionen Euro belaufen. Dann gehört das Haus den Apothekern.

Allerdings nur teilweise: Die ABDA wird nach übereinstimmenden Informationen nur einen Teil des fünfstöckigen Gebäudes kaufen, ein Drittel wird von CA Immo an Dritte vermietet. Im Grundbuch sollen die Gebäudeteile eindeutig voneinander getrennt werden.

Innerhalb der ABDA wurde darüber diskutiert, das Gebäude für rund 50 Millionen Euro vollständig zu übernehmen und Teile selbst zu vermieten. Doch dem Vernehmen nach entschied sich die ABDA-Spitze letztlich dagegen, weil Mietgeschäfte nicht zu den Aufgaben der Standesvertretung zählten. Auch der Einzug eines Versorgungswerks wurde wohl kurz angedacht, letztlich aber verworfen. Kommt alles wie aktuell geplant, teilen sich die Apotheker ihr neues Apothekerhaus mit Dritten.

Derzeit läuft das Projekt noch unter dem Arbeitstitel Office Heidestraße Berlin (OHB). Ein schönerer Name soll aber noch gefunden werden. Der bereits fertig gestellte „Tour Total“ – ein Verwaltungsgebäude des Mineralölkonzerns – ist so ein Beispiel. Der Turm wurde als erster Neubau in der „Europacity“ im September 2012 fertiggestellt. Total ist einziger Mieter, Eigentümer ebenfalls CA Immo.

Die ABDA wird schräg gegenüber auf der anderen Seite der Heidestraße bauen, ebenfalls fußläufig zum Hauptbahnhof. Eine zentrale Lage zählte neben maximaler Funktionalität zu den wichtigsten Prämissen bei der Suche nach einem neuen Standort. Zentraler kann man in Berlin aktuell kaum bauen.

Der gewünschte Einzugstermin März 2018 wurde aber dem Vernehmen nach schon verworfen. Jetzt ist vom 15. Juli 2018 die Rede. Gemäß den Vereinbarungen muss ein Einzug bis spätestens April 2020 gewährleistet sein. CA Immo will sich zum Projekt erst äußern, wenn alles unter Dach und Fach ist.

Das Mendelssohn-Palais will oder muss die ABDA schnellstmöglich verlassen. Es geht um Umbauarbeiten wegen des Brandschutzes, die sich die Verantwortlichen vor einem Verkauf des Gebäudes möglichst ersparen wollen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Bis zum Umzug in das neue Haus sollen die ABDA-Mitarbeiter vorübergehend in Mietbüros an der Friedrichstraße Ecke Unter den Linden unterkommen. Angeblich zahlt die ABDA hier jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro. Eine Verlängerung der Verträge soll problemlos möglich sein, sollte es beim Neubau zu Verzögerungen kommen. Auch über diesen Zwischenumzug muss morgen noch die Mitgliederversammlung entscheiden.