DAT 2013

Leitbild: Projekt 2030 Julia Pradel, 19.09.2013 13:47 Uhr

Perspetive 2030: ABDA-Vize Mathias Arnold mit einem Impulsreferat zur Debatte um ein neues Leitbild. Foto: Elke Hinkelbein
Düsseldorf - 

Beim Deutschen Apothekertag (DAT) in Düsseldorf wurde am Vormittag über das neue Leitbild der Apotheker diskutiert. Die Antragsberatung wurde hierzu für drei Stunden unterbrochen. ABDA-Vize Mathias Arnold hatte die Debatte mit einem Impulsreferat eröffnet, danach ging es vor allem um die Themen Honorierung, Ausbildung und das Selbstverständnis der Apotheker.

Arnold betonte zunächst, dass er kein fertiges Dokument präsentiere: „Ich kann Ihnen das Leitbild nicht von oben verordnen“, betonte Arnold. Aber genauso wenig sei es möglich, das Leitbild mit 500 Leuten auf dem DAT Wort für Wort zu diskutieren. Mit dem Leitbild sollten Orientierung und Motivation gegeben und eine gemeinsame Identität geschaffen werden. In dem Leitbild soll Arnold zufolge eine Vision entworfen werden, wie der Apothekerberuf 2030 sein könne.

Die Themenschwerpunkte liegen Arnold zufolge bei der Definition neuer Leistungen, der Kooperation in heilberuflichen Netzwerken, der Überarbeitung von Aus- und Weiterbildung sowie der Schaffung einer Honorierungsgrundlage. „Wir haben einen langen Weg vor uns. Der heutige Tag soll ein Startschuss sein“, so Arnold.

Kritik kam aus den Reihen der Delegierten: Das Leitbild sei „extrem flach“, hinter dem eigenen Selbstverständnis zurückgeblieben oder generell überflüssig. Die ABDA sollte sich nach Auffassung einiger Delegierter zunächst lieber um ihre eigene Außendarstellung oder eine bessere Honorierung der bestehenden Leistungen kümmern.

Arnold betonte, dass die langfristigen Visionen mit den heutigen Aufgaben verbunden werden sollen: Natürlich werde der Deutsche Apothekerverband im nächsten Jahr über Honorierungsfragen reden. Gleichzeitig müsse man aber langfristig diskutieren.

Die Delegierten forderten eine Klarstellung, wie neue Leistungen honoriert werden könnten. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte: „Wir sind von Anfang an damit raus gegangen: ‚Wenn ihr das wollt, Gesellschaft, Patienten, Politik, müsst ihr dafür zahlen.“ Arnold ergänzte, dass Politiker erst eine Leistung sehen wollten, bevor über Geld geredet werde.

Aus Sicht des ABDA-Vize müssen die Apotheker weiter lernen und neue Kompetenzen entwickeln. Daher müsse die Ausbildung angepasst und Weiterbildungen entwickelt werden, so Arnold. Dabei schwebt der ABDA laut Dr. Andreas Kiefer, dem Präsidenten der Bundesapothekerkammer, keine Fachapothekerausbildung oder ein Masterstudium vor: Wenn die Leistung flächendeckend angeboten werden solle, müssten die Kompetenzen in das Grundstudium integriert werden.

Streit gab es um die Frage, ob sich Apotheker auf die Arzneimitteltherapie beschränken und somit zum „Dienstleister des Arztes“ werden, oder als „Lotse im Gesundheitswesen“ agieren sollten. Es wurde unter anderem kritisiert, dass Themen wie Selbstmedikation, Prävention und Selbsthilfe vernachlässigt würden, wenn der Fokus auf der Arzneimitteltherapie liege.

Schmidt betonte, er sehe die Apotheker nicht als Lotsen im Gesundheitswesen. Man müsse stattdessen die Monopolstellung der Apotheker ausbauen: die Verantwortung für die Arzneimittelversorgung. Schmidt zufolge begründen sich auf dieser Kernkompetenz unter anderem das Fremd- und Mehrbesitzverbot, die festgelegten Arzneimittelpreise und die Honorarregelung. Man müsse daher „an diesem Fundament entlang diskutieren“.

Auf den Einwand, Arzneimittelfachmann und Lotse im Gesundheitswesen seien kein Widerspruch, erklärt Schmidt: „Wir leben vom Arzneimittel. Alles, was drumherum passiert, ist schön und wichtig, darf aber die Kernkompetenz nicht konterkarieren.“

Das Arbeitsergebnis der Debatte werde zunächst in den Gremien diskutiert und anschließend zur Weiterbearbeitung in die Mitgliedsorganisationen gegeben, kündigte Schmidt an. Denen obliegt es dann, die Apotheker einzubeziehen. Beim kommenden Apothekertag 2014 in München soll das Leitbild verabschiedet werden. Für die Umsetzung wurde ein langer Zeitraum bis 2030 angesetzt. Die Änderung der Approbationsordnung beispielsweise sei ein Zehn-Jahres-Projekt, erklärt Schmidt.