Apothekenbesuch

Terhalle (FDP): Pro-Apotheken-Signal an Parteispitze

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Berlin -

Seitdem sich die FDP in ihrem Wahlprogramm nicht nur gegen ein Rx-Versandverbot, sondern auch für die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes ausgesprochen hat, sind die Apotheker auf die Freien Demokraten nicht mehr gut zu sprechen. Laut jüngster APOSCOPE-Umfrage wollen nur noch 3,2 Prozent der Apotheker und PTA ihre Stimmen den Liberalen geben. Als Gegensignal an die Parteiführung will daher FDP-Bundestagskandidatin Marion Terhalle ihren Besuch in der Brunnen-Apotheke in Lathen in Niedersachsen verstanden wissen.

Den Ärger der Apotheker über die FDP bekommen die Bundestagskandidaten in diesen Tagen hautnah zu spüren: „Mich haben bekannte Apotheker in letzter Zeit angesprochen und gesagt: Euch können wir nicht mehr wählen“, berichtet Terhalle mit Blick auf das FDP-Wahlprogramm. Das hat die stellvertretende Ortsbürgermeisterin der kleinen Gemeinde Aschendorf nicht ruhen lassen: Sie rief den Gründer der Brunnen-Apotheke, Hermann Eiken, ehemaliges Mitglied des Apothekerverbandes Niedersachsen, an und vereinbarte einen Besuchstermin: „Damit wollte ich ein Signal an die FDP-Spitze senden, die Apotheken im ländlichen Raum nicht zu vergessen“, so Terhalle.

In der Sache selbst liegt Terhalle weitgehend auf FDP-Linie. Den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln könne man nicht mehr verbieten, glaubt sie. „Aber dann müssen wir gleiche Bedingungen für alle Apotheken schaffen.“ Die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes sei noch nicht „in Stein gemeißelt“, so die FDP-Kandidatin weiter.

Beim Besuch der Brunnen-Apotheke verschaffte sich Terhalle ein Bild von der Arzneimittelversorgung in ländlichen Regionen. Diskutiert wurde dabei natürlich auch über die Beziehung zwischen Apothekenbetrieben und dem Online-Versandhandel von Arzneimitteln. „Die Apotheker sind nicht gegen Wettbewerb“, erklärte Eiken, Gründer der Brunnen-Apotheke nach einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Sie sind nur gegen einen Wettbewerb mit ungleichen Waffen.“ Eiken sieht besonders ausländische Versandunternehmen, wie die niederländische Online-Apotheke DocMorris als „unfairen Konkurrenten“.

Seinen Worten zufolge dürften ausländische Versender Preisnachlässe bei verschreibungspflichtigen Medikamenten geben, was den Apotheken in Deutschland gesetzlich nicht erlaubt ist. Darüber hinaus könnten die ausländischen Versandunternehmen generell mehr verhandeln, was Eiken zufolge zu „unfairen Bedingungen und Inländerdiskriminierung“ führe. „Es ist wichtig, dass bei den künftigen Veränderungen im Arzneimittelhandel ein besonderer Fokus auf die Versorgung und das Beratungsangebot im ländlichen Raum gelegt wird“, sagte Terhalle beim Besuch. „Darüber hinaus müssen auch die Belange der Apotheker und deren Mitarbeiter ausreichend berücksichtigt werden.“

Dass eine gute Arzneimittelversorgung in ländlichen Regionen wichtig ist, sei nach Worten des FDP-Fraktionsvorsitzenden Christian Dürr, der Terhalle begleitete, selbstredend. „Aber wir möchten den richtigen Weg gehen“, sagte Dürr. „Und wir müssen neue Wege gehen. Der Binnenmarkt und sein Versandhandel kann an der Stelle nicht mehr zurückgedreht werden.“ Ihm zufolge müssten allerdings Wege gefunden werden, mit denen alle Parteien leben können.

Viele Apothekeninhaber hätten Eiken zufolge heutzutage nach Abzug aller Abgaben weniger Verdienst als ein angestellter Apotheker. „Es muss auch für die nachfolgenden Generationen noch interessant bleiben, eine Apotheke zu führen“, sagte er.

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