Cluster statt Einzelfall-Verfolgung?

Ärzte-Verband: „Haben die Kontrolle nicht verloren“ dpa, 23.10.2020 08:10 Uhr

Ute Teichert, Verbandschefin der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, hält einen Fokus auf Corona-Cluster für sinnvoll. Foto: joel bubble ben/Shutterstock.com
Berlin - 

Die Verbandschefin der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Ute Teichert, sieht derzeit keinen Kontrollverlust der Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie.

„Ich glaube nicht, dass wir an dem Punkt sind, dass wir die Kontrolle verloren haben“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes am Donnerstagabend in den ARD-„Tagesthemen“. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen gebe es sicherlich eine Problematik, „dass wir nicht mehr hinterherkommen mit der Personalsituation“, sagte Teichert. „Aber es ist noch nicht so, dass wir die Situation nicht mehr unter Kontrolle haben.“

Auf die Frage, ob man sich bei der Kontaktnachverfolgung von der Verfolgung jedes einzelnen Falls verabschieden sollte, um lieber lokalen Häufungen nachzugehen und so die großen Infektionsketten zu brechen, sagte Teichert: „Tatsächlich wäre es gut, wenn man auf die Cluster vorwiegend gucken würde. Das würde aber bedeuten, dass man insgesamt einen Strategiewechsel in der Gesellschaft bräuchte.“

Das müsse man sich gut überlegen, und das müssten alle mittragen. Denn das bedeute im Endeffekt, dass man sich in Quarantäne begeben müsse, bloß weil man bei einem Cluster dabei war. Wenn man dies wolle, müssten dafür auch die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden, so Teichert. „Ich glaube, dass das insgesamt schwierig wird.“