Arzneimittelberatung

Ärzte liebäugeln mit ABDA/KBV-Modell Benjamin Rohrer, 30.04.2012 11:27 Uhr

Berlin - 

Eigentlich wollten die Kassenärzte in Westfalen-Lippe ihren eigenen Weg gehen: Anstelle des ABDA/KBV-Modells sollten mit den Krankenkassen Verträge zu einem Arzneimittelmanagement abgeschlossen werden, an dem nur Ärzte beteiligt sind. Weil die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in ihren Verhandlungen mit den Kassen offenbar Probleme hat, könnten aber schon bald wieder Gespräche über eine Teilnahme am ABDA/KBV-Modell aufgenommen werden.

 

Mitte Februar hatte die Vertreterversammlung der KV Westfalen-Lippe eine Beteiligung am geplanten Pilotprojekt abgelehnt. Die Ärzte wollten nicht mit den Apothekern zusammen arbeiten, sondern ein eigenes, „arztgestütztes“ Konzept entwerfen, bei die Ärzte die Arzneimittelberatung übernehmen – und das Honorar einstreichen.

In den vergangenen Wochen hat die KV eigenen Angaben zufolge mit verschiedenen „Versorgerkassen“ der Region verhandelt: Das Interesse „etlicher Kassen“ sei groß, so das KV-Chef Dr. Wolfgang-Axel Dryden. Neben den großen Kassen seien auch kleinere Kassen mit jüngerem Versichertenklientel bereit, sich einem solchen Projekt anzuschließen. Ziel sei es, einen „Vertrag für Alle“ zu entwerfen; die Medikationschecks sollten nicht nur Versicherten einzelner Kassen zu Gute kommen.

 

 

Offenbar scheinen die finanziellen Forderungen der Kassenärzte aber nicht mit denen der Kassen zusammen zu passen: „Natürlich erwarten wir eine angemessene Finanzierung. Das allerdings ist momentan die große Hürde“, so Dryden. Die Kassen hätten zwar den Sinn und Nutzen des Konzeptes erkannt. „Es soll nur möglichst nichts kosten. Das können und wollen wir nicht akzeptieren.“

Weil sich die Politik und die Apotheker weiterhin um eine Durchführung des ABDA/KBV-Modells in Westfalen-Lippe bemühten, hat Dryden für die eigenen Verhandlungen ein Ultimatum gesetzt: „Ich werde spätestens in fünf Wochen konkrete Gespräche zu einem Modellversuch aufnehmen, wenn sich bis dahin nichts bewegt hat.“

Für die Kassenärzte in Westfalen-Lippe bleibt das ABDA/KBV-Modell aber zweite Wahl: Ein verantwortliches Arzneimittelmanagement sei „hohe ärztliche Kunst“ betont Dryden in Hinblick auf die Entscheidung der Vertreterversammlung, ein eigenes Konzept zu entwerfen. „Es ist für mich nachvollziehbar, wenn in unserem Hause der Fokus rein auf die ärztliche Kunst gelegt wird.“