AstraZeneca-Impfstoff

Zweite Dosis: Entscheidung am Dienstag APOTHEKE ADHOC, 09.04.2021 12:43 Uhr

Wer bereits den Impfstoff von AstraZeneca erhalten hat und unter 60 Jahren ist, wartet derzeit auf Vorgaben, wie die zweite Dosis aussehen soll. Foto: Anette Pust
Berlin - 

Wer bereits den Impfstoff von AstraZeneca erhalten hat und unter 60 Jahren ist, wartet derzeit auf Vorgaben, wie die zweite Dosis aussehen soll. In der kommenden Woche werden die Gesundheitsminister der Länder dazu eine Entscheidung treffen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass man sich an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) halten wird.

Laut Spahn wird auf der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) auch der Stiko-Vorsitzende Professor Dr. Thomas Mertens teilnehmen, da es noch Diskussionsbedarf gebe. Grundsätzlich gehe er aber davon aus, dass man sich an die Empfehlung der Experten halten werden, so Spahn.

Bislang wurde empfohlen, die verschiedenen Impfstoffe nicht zu mischen. In ihrer 4. Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung vom 1. April hält die Stiko aber eine neue Regelung für die Zweitimpfungen bei AstraZeneca fest: Menschen unter 60 Jahren, die bereits die erste Dosis erhalten haben, sollen eine mRNA-Vakzine als Zweitdosis erhalten, um den Schutz zu vervollständigen. Die Verimpfung soll zwölf Wochen nach der ersten Dosis erfolgen. In Deutschland sind momentan die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin fordert derweil, dass der Impfstoff von Biontech bis auf Weiteres ausschließlich an die chronisch Kranken unter 60 Jahren verimpft werden soll. Alle älteren Personen müssten bis auf Weiteres mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden. „Solange nicht ausreichend Impfstoffdosen von BionTech vorhanden sind, darf es für die über 60-Jährigen keine Wahlmöglichkeit mehr in den Impfzentren geben“, heißt es seitens des KV-Vorstands. Laut Stiko-Empfehlung könne der Impfstoff AstraZeneca ohne Bedenken bei den über 60-Jährigen eingesetzt werden. An dieser Empfehlung sollten sich jetzt auch die Berliner Impfzentren orientieren. „Es gibt zurzeit zu wenig Impfstoff für die chronisch Kranken unter 60 Jahren. Impfstoff nach Wahl können wir uns deshalb momentan nicht erlauben.“

Darüber hinaus fordert die KV Berlin, dass die an die Praxen zugesagten Lieferungen eingehalten werden und nicht, wie aktuell angekündigt, bereits zugesagte Lieferungen von BionTech zugunsten der Impfzentren gemindert werden sollen. Dies gefährde insbesondere die zügige Impfung der chronisch Kranken unter 60 Jahren. Um den guten Impfstart in den Arztpraxen weiter fortführen zu können, braucht es Verlässlichkeit und Planbarkeit. Mittlerweile wurden in den Berliner Praxen mehr als 20.000 Impfstoffdosen von Biontech verimpft.

Zum Wechsel bei der Zweitimpfung sagte Mertens dem „Spiegel“ kürzlich in einem Interview: „Tierexperimentelle Daten zeigen, dass die Immunreaktion nach heterologer (zweiter) Impfung gleich ausfällt. Man muss noch wissenschaftlich klären, wie gut der Schutz dann beim Menschen ist. Ich hoffe, dass dazu bald Daten vorliegen.“ Mertens sagte weiter, dass man über das Risiko bei zweimaliger Impfung mit AstraZeneca derzeit nur spekulieren könne. „Der nahe liegende Ausweg ist aus meiner Sicht, es gar nicht zu probieren, sondern zur Sicherheit eben als Alternative einen RNA-Impfstoff zu geben.“

Regelungen nur für U60 gültig

„Der Einsatz des Covid-19-Impfstoffs Vaxzevria von AstraZeneca für eine erste oder zweite Impfstoffdosis unterhalb dieser Altersgrenze bleibt indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich“, erläutert die Stiko. Auch für die anderen Impfstoffe gilt weiterhin: „Eine begonnene Impfserie muss gegenwärtig mit demselben Produkt abgeschlossen werden.“ Die Stiko beurteilt die verschiedenen Impfstoffe hinsichtlich des Individualschutzes und der Bekämpfung der Pandemie als „gleich geeignet“. Direkte Vergleichsstudien zwischen den verschiedenen Impfstoffen seien nur sehr begrenzt verfügbar.

Bund und Länder waren einer Empfehlung der Stiko gefolgt, das AstraZeneca-Mittel in der Regel nur noch für Menschen über 60 einzusetzen. Bei 2,7 Millionen verabreichten Dosen waren 31 Verdachtsfälle einer Hirnvenenthrombose gemeldet worden. Davon verliefen neun Fälle tödlich. Experten vermuten, dass das ohnehin sehr geringe Risiko nur junge Menschen betrifft.