Influenza

Zanamivir-Infusion: Wenn die Grippe lebensbedrohlich wird Alexandra Negt, 03.12.2019 14:46 Uhr

Zanamivir ist ein Neuraminidase-Hemmer, der zur Behandlung der Influenza des Types A und B eingesetzt werden kann. Die Infusionslösung Dectova ist bereits ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen. Foto: GSK
Berlin - 

Der Wirkstoff Zanamivir wird zur Behandlung und Postexpositionsprophylaxe der Influenza A und B eingesetzt. Als Inhalationspulver  ist der Wirkstoff seit 20 Jahren zugelassen (Relenza, GlaxoSmithKline). Anfang des Jahres erhielt GSK eine Zulassungsempfehlung für den Arzneistoff als Infusionslösung – seit Dezember ist das Arzneimittel unter dem Namen Dectova auf dem Markt.

Dectova ist eine Infusionslösung mit Zanamivir (10 mg/ml). Das Präparat ist indiziert zur Behandlung der komplizierten und potentiell lebensbedrohlichen Influenza-Infektion des Types A oder B bei Erwachsenen und Kindern ab sechs Monaten. Der Einsatz wird bei vermuteten Resistenzen gegenüber anderen Influenza-Arzneimitteln empfohlen. Desweiteren ist Zanamivir indiziert, wenn andere antivirale Arzneimittel zur Behandlung der Influenza, einschließlich Zanamivir zur Inhalation, für den Patienten nicht geeignet sind.

Zanamivir hemmt die Influenzavirus-Neuraminidase. Das Enzym spielt beim Eintritt des Virus in nicht infizierte Zellen und der Ausbreitung und Freisetzung eine entscheidende Rolle. Vermutlich verschafft das Enzym den Viren einen erleichterten Zugang durch die Schleimhaut zur Oberfläche der Epithelzellen – somit ist die Neuinfektion weiterer Zellen möglich. Die Neuraminidase ist auf der Influenzavirus-Oberfläche lokalisiert. Zanamivir besitzt eine extrazelluläre Aktivität und kann die Vermehrung von Influenza A und B-Viren reduzieren.

Die Behandlung mit Dectova sollte so früh wie möglich, am besten innerhalb von sechs Tagen nach Einsetzen von Influenza- Symptomen begonnen werden. Die empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt zweimal täglich 600 mg Zanamivir intravenös über einen Zeitraum von 5 bis 10 Tagen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Hautausschlag, erhöhte Leberwerte und Durchfall.

Erreger der Grippe sind Orthomyxoviren. Sie lassen sich in die in die Typen A, B und C unterteilen. Für den Menschen sind die Influenza A- und B-Viren relevant. Influenza A-Viren werden nach Typ und Subtyp benannt. Bei der Influenza B gibt es keine Subtypen, es exsistieren jedoch zwei genetisch unterschiedliche Linien: Die Yamagata-Linie und Victoria-Linie unterscheiden sich in ihren Oberflächenproteinen.

Influenzaviren sind weltweit verbreitet. In gemäßigten Zonen der Hemisphäre treten regelmäßig in den Wintermonaten Grippewellen auf. In tropischen Ländern tritt die Influenza dagegen ganzjährig auf. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kommen Grippewellen in Deutschland in der Regel nach dem Jahreswechsel. Die Influenza-Aktivität steigt meist im Januar oder Februar deutlich an und erstreckt sich durchschnittlich über acht bis zehn Wochen. Das RKI schätzt, dass während der jährlichen Grippewellen 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung infiziert werden.

Die Stärke der Grippewellen schwankt von Jahr zu Jahr erheblich. Während der schweren Grippewelle 2012/2013 wurden nach Angaben des RKI rund 30.000 Influenza-bedingte Krankenhauseinweisungen und 20.000 Todesfälle geschätzt. Eine Saison später kam es zu einem seher milden Ausbruch: 2013/2014 wurden nur rund 3.000 Krankenhauseinweisungen verzeichnet.