Ansteckung mit Sars-CoV-2

Weitere Infektionswege möglich?

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Berlin -

Bisher galt die Tröpfcheninfektion als Hauptübertragungsweg für Sars-CoV-2. Laut einer Studie vom Wuhan Institute of Virology könnte das Virus auch auf andere Arten verbreitet werden.

Hauptübertragung bisher über Tröpfchen

Die epidemiologischen Daten deuten insgesamt darauf hin, dass die Übertragung des neuartigen Virus über die Luft in Form von Tröpfchen und Aerosolen erfolgt. Um das Virus nachzuweisen und eine Diagnose zu bestätigen, werden bisher meist orale Proben verwendet. Patienten mit zwei aufeinanderfolgenden negativen oralen Abstrichen gelten als nicht mehr ansteckend.

Fäkal-orale Ansteckung denkbar

Dennoch haben die chinesischen Forscher das Virus in oralen und analen Abstrichen sowie im Blut nachgewiesen. Sie erklären daher: „Infizierte Patienten können diesen Erreger möglicherweise über die Atemwege, den Stuhl, den Mund oder über Körperflüssigkeiten ausscheiden." Demnach könnten die Viren den Forschern zufolge auch fäkal-oral übertragen werden. In einem Krankenhaus in Wuhan führten sie daher Untersuchungen durch, um auch alternative Übertragungswege zu ermitteln. Dafür sammelten sie orale Abstriche, Analabstriche und Blutproben von knapp 200 Covid-19-Patienten.

Zunächst wurden die Proben von 39 Patienten mithilfe von molekularen Tests, den sogenannten „PCR-Tests“, weiter erforscht. 15 der Proben hätten auch nach mehreren Behandlungstagen noch positiv auf das Virus reagiert: Bei gut 50 Prozent waren die Speichelproben positiv, bei knapp 27 Prozent die Analabstriche, bei 40 Prozent die Blutproben und bei 20 Prozent auch das Blutserum. In manchen Fällen waren die oralen Abstriche zwar negativ, dennoch fanden sich in den Analproben oder im Blut noch virales Material. Zusammenfassend warnen die Forscher davor, dass Sars-CoV-2 auf mehreren Wegen übertragen werden könnte.

PCR-Nachweis schwankend

Auch in Bezug auf die Mehrfachansteckung spielten fäkale Nachweise und Bluttests bereits eine Rolle: Doch Professor Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, gab Entwarnung: Derzeit sei nur der PCR-Nachweis maßgeblich. Dieser könne jedoch nach der ersten Symptomwoche bei Patienten schwanken und dementsprechend mal positiv und mal negativ ausfallen.

Das PCR-Verfahren wird zur Untersuchung von verschiedenen Krankheiten, aber auch für Vaterschaftstests eingesetzt. Es beruht auf der Polymerase-Kettenreaktion: Die Erbsubstanz eines DNA-Strangs wird dabei mehrfach hintereinander vervielfältigt. Dadurch können bereits geringe Mengen eines Virus nachgewiesen werden. Es wird jedoch nicht das Virus selbst, sondern das Virusgenom nachgewiesen. Dieses kann jedoch auch nach der Genesung einer Erkrankung – beispielsweise bei Masern – häufig noch monatelang nachweisbar sein. Dennoch ist kein infektiöses Virus mehr vorhanden und eine Ansteckung damit nicht mehr möglich.

Schnelltests in der Entwicklung

Bald sollen von einigen Herstellern auch Schnelltests auf den Markt kommen – Testsysteme, analog zu einem Schwangerschaftstest, sind bereits in der Entwicklung. Wie sinnvoll der Einsatz dieser Tests ist, wird aktuell diskutiert: Da ein Nachweis von Antikörpern erst ab einem bestimmten Grenzwert erfolgen kann, besteht die Gefahr von falsch-negativen Ergebnissen. Das könnte zu weiterer Verunsicherung seitens der Bürger führen. Denn der PCR-Test erkennt das Virus oder Virusteile an sich, ein Schnelltest erkennt jedoch nur im Blut vorhandene Antikörper.

Falsch-negative Ergebnisse möglich

Die bald von mehreren Unternehmen vertriebenen Antikörperschnelltests eignen sich daher nur bedingt. Denn in der frühen Erkrankungsphase weisen Patienten für einen Schnelltest zu wenige Antikörper auf: Die Antikörperkonzentration nimmt erst nach Einsetzen der Symptome zu. Die Konzentration an Immunglobulin-M (IgM) im Blut steigt im Krankheitsverlauf stetig an. Der Peak liegt meist um den 7. bis 10. Tag herum – erst hier steigt die Sensitivität vieler IgM-Schnelltests auf über 90 Prozent an.

Die Schnelltests sollen daher vorerst nur an Kliniken und medizinische Praxen ausgegeben werden. Krankenhäuser können bei begründeten Verdachtsfällen mit den Antikörper-Schnelltests durch eine schnellere Diagnostik unterstützt werden, gleichzeitig können Labore entlastet werden. Von Schnelltests für die Nutzung durch den Endkunden selbst raten Experten deshalb aktuell ab.

Testet sich ein Patient zu früh, so erhält er mitunter ein falsch-negatives Ergebnis. Folglich könnte er davon ausgehen, gesund zu sein, und er könnte soziale Kontakte wieder aufnehmen. Folglich könnten weitere Menschen unwissentlich infiziert werden. Deshalb raten viele Wissenschaftler und Mediziner weiterhin zur selbstauferlegten Quarantäne im Verdachtsfall.

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