Einfluss auf Entstehung und Verlauf

UV-Strahlung senkt Risiko für Multiple Sklerose Cynthia Möthrath, 07.04.2021 14:43 Uhr

Einer Studie zufolge kann UV-Strahlung einen positiven Einfluss auf Entstehung und Verlauf der Multiplen Sklerose haben. Foto: BLACKDAY/shutterstock.com
Berlin - 

Das Image der UV-Strahlung hat in den vergangenen Jahren aufgrund des erhöhten Hautkrebsrisikos massiv gelitten. Doch Sonnenlicht besitzt ebenfalls zahlreiche positive Wirkungen auf Psyche und Körper. Forscher:innen des Kompetenznetzes Multiple Sklerose (MS) und des Sonderforschungs­bereiches MS der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben herausgefunden, dass Ultraviolettes Licht das Risiko für eine MS senken kann – auch der Verlauf kann demnach positiv beeinflusst werden.

Für ihre aktuellen Erkenntnisse nahm sich das Team die Daten von rund 2000 MS-Patienten zur Hilfe. Neben verschiedenen Faktoren wie Geschlecht, Wohnort und Lebensweise wurde auch die genetische Prädisposition für Sonnenempfindlichkeit berücksichtigt. Dabei konnten die Wissenschaftler:innen einen Zusammenhang zwischen UV-Licht und MS feststellen.

Mehr Sonne, weniger MS?

Bereits innerhalb eines vergleichsweise kleinen Gebiets wie Deutschland zeigte sich, dass die aktiven Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark von Süd- nach Norddeutschland durchschnittlich zunahmen. Ähnliche Daten zeigten sich auch für den Beeinträchtigungsgrad der MS. Der saisonbedingte Vitamin-D-Spiegel nahm je weiter es in Richtung Norden ging ab – ebenso wie die Sonnenstrahlung.

Anhand weiterer Daten der NASA wurde die durchschnittliche UV-Menge ermittelt, der die Probanden im Jahr vor der Untersuchung ausgesetzt waren. Diese untermauerten die vorherigen Beobachtungen und zeigten, dass die MS-Beschwerden mit zunehmender Sonneneinstrahlung abgenommen hatten.

Eine Ausnahme zeigte sich bei solchen Patienten, die mit Interferon beta behandelt wurden – hier zeigte die UV-Strahlung keinen Einfluss. Die Forscher erklären dies damit, dass der Wirkstoff die Vitamin D-Produktion verändert und das natürliche „Süd-Gefälle“ damit aufgehoben wird. Das UV-Licht rege den gleichen Signalweg an wie Interferon – da dieser nur einmal angeregt werden kann, zeigte das UV-Licht also keine Wirkung.

Risiken nicht außer Acht lassen

Trotz ihrer positiven Ergebnisse warnen die Forscher:innen vor übermäßiger UV-Exposition. Insbesondere bei hellhäutigen und rothaarigen Personen fördere das Sonnenlicht die Entstehung von Hautkrebs. Man solle sich daher an die allgemeinen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) halten. Etwa eine halbe Stunde Sonnentanken pro Tag sei sinnvoll – auch oder gerade für Menschen mit MS.

Neben Epilepsie zählt die MS zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, auch viele junge Menschen sind von der Erkrankung betroffen. Oft haben sie einen langen Leidensweg mit vielen Fehldiagnosen hinter sich. Allein in Deutschland leben eine Viertelmillion Menschen mit der aktuell noch unheilbaren Krankheit. Rund zwei Drittel der Patienten spüren erste Symptome zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.