Änderungen zur Impfempfehlung

Stiko: Kinder immer gegen Grippe impfen Alexandra Negt, 13.07.2020 13:53 Uhr

Stiko: Überlegungen zur generellen Grippe-Impfung für Kindern. Sollte es zu einer Empfehlung kommen, dann bereits ab einem Alter von sechs Monaten. Foto: Pixabay
Berlin - 

Die Ständige Impfkommission (Stiko) debattiert darüber, ob Kinder generell gegen Influenza geimpft werden sollten. Bisher gilt eine generelle Empfehlung nur für Menschen über 60 Jahre, Schwangere ab dem zweiten Trimenon und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Auch Pflegeheimbewohner und Angestellte des Gesundheitswesens sollten sich unabhängig vom Alter jährlich impfen lassen.

Während eine Erkältung von vielen verschiedenen Viren wie Rhino-, Adeno- und Coronaviren ausgelöst werden kann, wird die „echte Grippe“ nur durch die sogenannten Influenzaviren ausgelöst – und nur gegen diese schützt die Grippeschutzimpfung. Grippeviren werden durch Tröpfchen etwa beim Niesen, Husten oder Sprechen übertragen. Um die Infektionszahlen weiter zu verringern, überlegt die Ständige Impfkomission (Stiko) über die Möglichkeit der generellen Impfung von Kindern. Aktuell empfiehlt die Impfkommission diese Impfung nur für vorerkrankte Kinder.

Impfung kann Hospitalisierung verhindern

Studien weisen darauf hin, dass eine Influenza-Impfung bei Kindern das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt um die Hälfte reduzieren kann. In einer amerikanischen Studie konnte gezeigt werden, dass vor allem vorerkrankte Kinder von einer Grippeimpfung profitieren. Deshalb empfiehlt die Stiko eine Impfung bereits seit längerem für Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes mellitus, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder neurologischen Behinderungen. Eine Behandlung ist bei Kindern ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat möglich. Von den Kindern, die aufgrund einer Influenza ins Krankenhaus eingewiesen wurden, wiesen 60 Prozent eine Grunderkrankung auf.

Kein 100-prozentiger Schutz

Die Grippeschutzimpfung muss jährlich wiederholt werden. Außerdem werden die Impfstoffe für jede Saison angepasst, da sich die kursierenden Grippestämme verändern: Es ist jedoch immer möglich, dass während der Grippesaison ein oder mehrere der empfohlenen Impfstämme nicht passen, weil sich zwischen Entwicklung und Verabreichung des Impfstoffes andere Grippevirus-Stämme durchgesetzt haben – die Schutzwirkung des Impfstoffs kann sich somit auch im Laufe einer Grippesaison noch verändern. Um jedoch ein möglichst großes Spektrum abzudecken, werden seit 2018 Vierfach-Impfstoffe empfohlen. Dennoch bietet die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz.

Priorisierung aufgrund der Pandemie?

Das Thema Grippeschutz bei Kindern stand im März auf der Agenda der Stiko. Bisher fand das Thema kaum Beachtung. Die Vermutung liegt nahe, dass das Thema aufgrund der Corona-Pandemie in den Fokus gerückt ist. Denn geimpfte Kinder sind nicht nur für sich selbst geschützt. Indirekt werden auch die Menschen im Umfeld, darunter auch die Großeltern, vor einer Infektion geschützt. Und eine weitere Überlegung steht im Raum: Eine Grippeschutzimpfung könnte das Risiko eines schweren Verlaufes verringern. Zuletzt wurden diese Überlegungen auch für die Pneumokokken-Impfung aufgestellt. Virologen, darunter Professor Dr. Christian Drosten, sprachen sich im Frühjahr für eine verstärkte Impfung gegen Pneumokokken aus.

Um Komplikationen im Fall einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu verringern, empfehlen das Bundesgesundheitsministerium und die Ständige Impfkomission (Stiko) älteren und vorerkrankten Menschen eine Impfung gegen Pneumokokken. Die Impfstoffe Pneumovax oder Prevenar waren jedoch kaum lieferbar. Die Nachfrage war so groß, dass bei einigen Herstellern bereits im ersten Quartal des Jahres die Hälfte des Jahreslagerbestandes abverkauft war. Einzelpackungen sind gar nicht mehr lieferfähig. Sollte sich die Stiko für eine generelle Grippeimpfung bei allen Kindern aussprechen, so könnte es im Herbst zu Impfstoff-Engpässen kommen.

Zeitpunkt der Impfung

Am besten wird sie bereits im Herbst verabreicht, bevor die Erkältungssaison richtig startet. Denn ist man bereits durch eine herkömmliche Erkältung angeschlagen, sollte erst nach der Genesung geimpft werden. Wird ein früher Zeitpunkt verpasst, kann es dennoch sinnvoll sein auch zu einem späteren Zeitpunkt noch zu impfen – bis in den Februar hinein raten Mediziner, je nach aktuellen Infektionszahlen, zu einer Injektion. Nach der Impfung dauert es ungefähr 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig ist. Danach hält er sechs bis zwölf Monate – also die gesamte Grippesaison.