Selbstdiagnose

Zöliakie-Selbsttest zu ungenau

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Berlin -

Ein kleiner Pieks in den Finger, ein wenig Blut auf einem Teststreifen – und schon zeigt sich, ob jemand die Autoimmunerkrankung Zöliakie hat oder nicht. Das jedenfalls versprechen Schnelltests aus der Apotheke. Sicher seien diese rezeptfrei erhältlichen Tests aber nicht, warnt die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG). Nur ein Arzt könne eine Diagnose stellen.

Die Tests stellen fest, ob sich im Blut des Probanden Transglutaminase-IgA-Antikörper befinden. Menschen, die das Klebeiweiß Gluten nicht vertragen, bilden diese Antikörper – allerdings nicht immer. Es gebe zum einen Zöliakie-Patienten, die keine Antikörper bildeten. Bei anderen seien sie nachweisbar, ohne dass sie Zölikaie haben, erklärt die DZG.

Es könne deshalb leicht passieren, dass der Test ein falsches Ergebnis anzeige – ob positiv oder negativ. So besteht das Risiko, weiterhin glutenhaltig zu essen und damit dem Körper zu schaden – oder unnötigerweise auf Gluten zu verzichten.Detail

Fachärzte für Magen-Darm-Erkrankungen stellen die Diagnose anhand eines Bluttests in Kombination mit einer Dünndarmbiopsie. Die Gewebeprobe wird mit den Bluttests auf Transglutaminase, Endomysium und Gliadin ausgewertet. Die Biopsie stellt bei der Diagnosestellung die endgültige Absicherung dar. Denn eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut ist typisch für Zöliakie.

In Deutschland ist laut DZG nur rund 1 Prozent der Bevölkerung von der Autoimmunerkrankung betroffen. Sie äußert sich zum Beispiel durch ständige Bauchschmerzen, Durchfall oder Müdigkeit, kann aber auch sehr viel unspezifischere Symptome haben wie Kopf- oder Gelenkschmerzen. Wird die Krankheit nicht erkannt, können sich im Laufe der Jahre aufgrund einer Mangelversorgung Folgeerkrankungen wie Osteoporose oder Depressionen entwickeln. Die Diagnosestellung kann in einigen Fällen mehrere Jahre dauern.

Medikamente gegen Zöliakie gibt es nicht. Die Betroffen müssen ein Leben lang Gluten meiden und eine strenge Diät halten. Dies gewährleistet eine Regeneration der entzündeten Dünndarmschleimhaut und eine normale Nährstoffaufnahme.

Gluten ist in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste oder Dinkel enthalten. Mais, Reis und Hirse sind glutenfrei. Betroffen von der Immunreaktion ist der Dünndarm, die Schleimhaut entzündet sich und die Darmzotten bilden sich zurück. Somit verringert sich die Nährstoffaufnahme. Die Folge sind Mangelerscheinungen.

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