Vorwurf der fahrlässigen Tötung

Sanofi: Weitere Ermittlungen wegen Dépakine dpa/APOTHEKE ADHOC, 03.08.2020 15:18 Uhr

Weitere Ermittlungen wegen Dépakine: In Frankreich steht Sanofi weiterhin auf der Anklagebank. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Frankreichs Justiz hat gegen den Pharmakonzern Sanofi wegen des umstrittenen Epilepsie-Medikaments Dépakine weitere
Ermittlungen eingeleitet. 

Die Ermittlungen richteten sich demnach nun auf den Vorwurf der fahrlässigen Tötung, wegen Dépakine (Valproinsäure) laufen bereits Untersuchungen wegen fahrlässiger Körperverletzung und schwerer Täuschung gegen den Pharmahersteller. Sanofi teilte mit, man sei seinen Informationspflichten nachgekommen und bestreite die Grundlage der Untersuchung.

Dépakine hilft Epileptikern bei Krämpfen, kann bei Neugeborenen aber zu Schäden führen. Nach dem Bericht der Gesundheitsbehörden nahmen zwischen 2007 und 2014 knapp 15.000 Frauen das Medikament während der Schwangerschaft ein. Unklar blieb allerdings, für wie viele Kinder das Medikament tatsächlich gesundheitliche Folgen hatte. Eine Studie der französischen Behörde für Medikamentensicherheit aus dem Jahr 2017 schätzt, dass zwischen 2150 und 4100 Kinder mit schweren Geburtsfehlern geboren wurden, nachdem sie zwischen 1967 und 2016 während der Schwangerschaft Dépakine ausgesetzt waren. Betroffene Kinder leiden beispielsweise unter Neuralrohrdefekten wie Spina bifida, Gesichts- und Schädeldeformationen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, sowie Missbildungen am Herzen, der Nieren, der Harnwege, Sexualorgane oder der Gliedmaßen.

Das Medikament wird in Frankreich seit 1967 verkauft. Im Jahr 2016 entschied das französische Parlament, das Opfer des Medikaments entschädigt werden. Anfang Juli entschied ein Gericht, dass Frankreich drei Familien entschädigen müsse. Geklagt hatten Familien, deren Kinder mit schweren Behinderungen auf die Welt kamen. Das Gericht in Montreuil bei Paris kam zu dem Schluss, dass der französische Staat seinen Überwachungspflichten nicht nachgekommen sei. Er habe keine geeigneten Maßnahmen ergriffen, um über die Gefährlichkeit des Mittels während der Schwangerschaft zu informieren. Der Staat soll nun insgesamt knapp 500.000 Euro an die Mitglieder der betroffenen Familien zahlen.