Wirksam bei Affen

Remdesivir mildert Krankheitsverlauf Alexandra Negt, 22.04.2020 07:52 Uhr

Gilead stellt Remdesivir seit Ende Januar im Zuge des „Compassionate Use“ zur Verfügung. Mehrere Studien untersuchen die Wirkung von Remdesivir. Nun konnten erste positive Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit an Affen festgestellt werden. Foto: Gilead
Berlin - 

Eine aktuelle Studie der National Institutes of Health (NIH) hat die Wirksamkeit von Remdesivir (Gilead) im Tierversuch an Rhesusaffen in Bezug auf Lungenschäden nachweisen können. Der antivirale Wirkstoff konnte den Verlauf von Covid-19 generell abmildern.

Die NIH-Wissenschaftler konnten im Versuch am Rhesusaffen zeigen, dass eine frühestmögliche Gabe von Remdesivir zu einem milderen Verlauf von Covid-19 führen kann. Innerhalb der Studie erhielten die Affen die gleiche Wirkstoffdosis wie hospitalisierte Menschen. Insgesamt wurden zwölf Tiere in die Studie eingeschlossen, aufgeteilt wurden sie in zwei Gruppen à sechs Tiere. Eine Gruppe erhielt Remdesivir, die andere Gruppe blieb unbehandelt.

Die Tiere der Remdesivir-Gruppe erhielten zwölf Stunden nach der Infizierung mit Sars-Cov-2 intravenös verabreichtes Remdesivir. Die Wissenschaftler terminierten die Erstbehandlung für den Zeitpunkt, an dem das Virus seine höchste Konzentration in der Lunge der Tiere erreichte. In den folgenden sechs Tagen erhielten die Tiere weiterhin eine geringe Dosierung des antiviralen Wirkstoffes.

Die Wissenschaftler untersuchten alle Tiere zwölf Stunden nach der Erstbehandlung und stellten fest, dass die sechs behandelten Tiere einen signifikant besseren Gesundheitszustand aufwiesen als die unbehandelte Gruppe. Dieser Trend sezte sich für die kommenden sechs Tage fort. Die Wissenschaftler berichten, dass eines der sechs behandelten Tiere leichte Atembeschwerden aufwies, während alle sechs unbehandelten Tiere unter einer erhöhten Atemfrequenz und generellen Atemproblemen litten. Die in der Lunge gefundene Virusmenge war in der Behandlungsgruppe im Vergleich zur unbehandelten Gruppe signifikant geringer, und Sars-CoV-2 verursachte bei den mit Remdesivir behandelten Tieren weniger Lungenschäden als bei den unbehandelten Tieren.

Die Forscher halten fest, dass die Einleitung einer Remdesivir-Behandlung bei Covid-19-Patienten so früh wie möglich geschehen sollte, um den maximalen Behandlungseffekt zu erzielen. Die Wissenschaftler konnten zwar einen positiven Effekt auf Lungenentzündungen ausmachen, die Virusausscheidung wurde durch Remdesivir jedoch nicht verringert. „Dieser Befund ist von großer Bedeutung für das Patientenmanagement, bei dem eine klinische Verbesserung nicht als Minderung der Infektiosität interpretiert werden sollte“, so die Forscher. Obwohl die Ergebnisse vielversprechend wirken, betonen die Wissenschaftler, dass es sich um einen Tierversuch an einer relativ kleinen Gruppe handele. Eine Begutachtung der Ergebnisse durch weitere Experten ist nach Ansicht der Wissenschaftler gewünscht und stehe aktuell noch aus.

Gilead stellt Remdesivir seit dem 25. Januar im Zuge des „Compassionate Use“ zur Verfügung. Bisher wurden mehr als 1800 Covid-19-Patienten mit dem Wirkstoff behandelt. Programme des „Compassionate Use“ sollen laut EMA Patienten mit einer lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankung, für die keine Behandlungsoptionen verfügbar sind, den Zugang zu einer Arzneimitteltherapie verschaffen, die sich noch in der Entwicklung befindet und noch keine Zulassung erhalten hat.

Mehrere Studien untersuchen die Wirkung von Remdesivir. Im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ (NEJM) wurden bereits erste Erfahrungen veröffentlicht. Nach Einschätzung der meisten Experten ist Remdesivir am ehesten in der Lage, den Verlauf von Covid-19 günstig zu beeinflussen. Die Substanz hemmt die Replikation von Coronaviren und verschiedenen anderen RNA-Viren.